Finaler Showdown mit Joe Biden in Tennessee
Schafft Trump das Comeback?

Der US-Präsident und sein Herausforderer treffen zum finalen TV-Duell aufeinander. Dass es diesmal anders laufen könnte verspricht auch ein neues Regelwerk.
Publiziert: 22.10.2020 um 18:15 Uhr
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Aktualisiert: 26.10.2020 um 10:01 Uhr
Fabienne Kinzelmann

Es sieht schlecht aus für Donald Trump (74). Seine Beliebtheitswerte sind im Keller, selbst Staaten wie Texas könnten bei der US-Wahl kippen – und landesweit liegt Joe Biden (77) rund zehn Prozentpunkte vorne.

Trumps letzte Chance, das Blatt zu wenden: Das zweite und letzte TV-Duell! In Nashville (Tennessee) treffen der US-Präsident und sein Herausforderer Donnerstagabend (Ortszeit) ein letztes Mal vor der Präsidentschaftswahl am 3. November aufeinander.

Letzte zwei Wochen sind selten entscheidend

Die Frage ist allerdings auch: Ist es für Trump nicht längst zu spät, die Wähler zu überzeugen? In den rund zwei Wochen vor den Wahlen weichen die Umfragewerte in der Regel nur noch im Promillebereich vom finalen Wahlergebnis ab. Zwei Ausnahmen in den letzten 50 Jahren gab es nur bei Bill Clintons Sieg 1992 (der etwas weniger hoch gewann als erwartet) – und 2016. Da lag Hillary Clinton bekanntermassen in allen Umfragen vorn, verlor am Ende aber dennoch.

Finales Duell der beiden US-Präsidentschaftskandidaten vor den Wahlen am 3. November.
Foto: Keystone
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Das liegt zum einen am amerikanischen Wahlsystem, zum anderen aber natürlich auch an Statistikungenauigkeiten. Trump dürfte auf jeden Fall versuchen, sich bei der zweiten TV-Debatte anders zu präsentieren als bei der ersten. Die war völlig entglitten. Der US-Präsident schrie und mobbte seinen Herausforderer regelrecht.

Dass er das diesmal nicht machen wird, liegt allerdings auch am neuen Regelwerk. Damit sich Trump und Biden nicht mehr ständig unterbrechen können, werden die Mikrofone zwischendrin teilweise stummgeschaltet.

Trump tobt deswegen schon vorab. Der zuständigen Kommission warf er im Sender Fox News vor, auf Bidens Seite zu stehen. Teilnehmen will er trotzdem.

So läuft das letzte TV-Duell ab

Insgesamt wird es sechs Themen geben: der Kampf gegen Corona, die Rassismus-Debatte in den USA, nationale Sicherheit, der Klimawandel, Leadership, Familie.

Zu jedem neuen Themenkomplex dürfen Trump und Biden wie gehabt jeweils zwei Minuten Stellung nehmen. Dabei wird aber jetzt nur das Mikrofon des Kandidaten eingeschaltet sein, dem der Moderator das Wort erteilt.

Für jedes Thema sind rund 15 Minuten Gespräch vorgesehen – für den Grossteil des TV-Duells werden daher beide Mikrofone eingeschaltet bleiben, um einen Austausch der Ideen zu gewährleisten, wie die Kommission erklärte.

Man hoffe, dass die Kandidaten dabei die Sprechzeit ihres Gegenübers respektieren würden, «um zum Vorteil der Zuschauer einen zivilen Austausch zu fördern», hiess es weiter. Beide Kandidaten sollten in der Summe etwa auf die gleiche Sprechzeit kommen. Falls ein Kandidat durch Unterbrechungen Zeit verliere, werde er jene Zeit extra gutgeschrieben bekommen, hiess es in der Pressemitteilung.

Bei der ersten Debatte war Moderator hilflos

Die Kommission erklärte, die Anpassung der Regeln für das TV-Duell in Nashville im US-Bundesstaat Tennessee werde wohl keines der beiden Wahlkampfteams zufriedenstellen. Für manche gingen die Änderungen nicht weit genug, andere lehnten auch diese ab. «Wir sind zuversichtlich, dass diese Massnahmen das richtige Mass darstellen und dass sie im Interesse der Menschen in Amerika sind, für die diese Debatten stattfinden», erklärte die Kommission.

Auch Trumps Wahlkampfmanager Bill Stepien erklärte, der Präsident werde trotz der «Regeländerung in letzter Minute» an dem TV-Duell teilnehmen. In der ersten Debatte Ende September hatte Trump Biden häufig unterbrochen, was zu teils chaotischen Szenen führte. Auch Biden unterbrach Trump mehrfach, der Moderator schien teils hilflos.

Nur zwei statt drei TV-Debatten

Ursprünglich waren drei TV-Duelle zwischen Trump und Biden geplant. Das zweite, das für den 15. Oktober vorgesehen war, wurde jedoch abgesagt: Die Kommission hatte wegen Trumps Covid-19-Erkrankung das Format geändert und wollte die Kandidaten anstatt einer persönlichen Begegnung online zusammenschalten. Trump lehnte das ab.

Biden und Trump traten an dem Abend dann zeitgleich in zwei verschiedenen TV-Sendern auf, um sich Fragen von Wählern zu stellen.

Trump fühlt sich unfair behandelt

Trump sagte am Dienstag im Sender Fox News, die Mitglieder der Kommission seien «keine guten Menschen». Das Gremium habe jede Glaubwürdigkeit verloren. Der Republikaner griff erneut die Moderatorin der bevorstehenden Debatte, die NBC-Journalistin Kristen Welker, an. «Kristen Welker ist furchtbar, sie ist total parteiisch», behauptete Trump. Mit ihr könne das TV-Duell «niemals fair» sein.

Nach Angaben der Debatten-Kommission gehören zu den von Moderatorin Welker ausgewählten sechs Themen unter anderem die Corona-Pandemie, der Klimawandel und nationale Sicherheit. Trump kritisierte am Dienstag erneut, dass der Schwerpunkt der letzten Debatte nicht auf der Aussenpolitik liege.

Trumps Wahlkampfberater Jason Miller hatte der Kommission am Montag vorgeworfen, auf Bitten des Biden-Teams den Schwerpunkt nicht auf Aussenpolitik gelegt zu haben. Ex-Vizepräsident Biden wolle bei der Debatte nicht mit seiner früheren Unterstützung «endloser Kriege» oder mit fragwürdigen Auslandsgeschäften seines Sohnes Hunter Biden konfrontiert werden, sagte Miller. «Es ist klar, dass das Biden-Lager nicht über Aussenpolitik sprechen möchte.»

US-Wahlen 2020

Am 3. November 2020 fanden in den USA die Präsidentschaftswahlen statt. Der amtierende Präsident Donald Trump konnte sein Amt nicht verteidigen. Herausforderer Joe Biden hat die Wahl für sich entschieden.

Alle aktuellen Entwicklungen zu den Wahlen und Kandidaten gibt es immer im Newsticker, und alle Artikel zum Thema finden Sie hier auf der US-Wahlen-Seite.

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