Fehde mit Justiz und Medien eskalieren
Trump attackiert Journalist an Pressekonferenz

Trump hat unmittelbar nach den US-Halbzeitwahlen seinen Justizminister Jeff Sessions gefeuert. Zudem attackierte er an einer Pressekonferenz einen Journalisten verbal.
Publiziert: 08.11.2018 um 15:40 Uhr
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Aktualisiert: 14.11.2018 um 22:59 Uhr

Unmittelbar nach den US-Kongresswahlen verschärft Präsident Donald Trump seinen Konfrontationskurs gegen Justiz und Medien. Bei einer Pressekonferenz kam es zu einem Eklat: Trump unterbrach und beleidigte einen Journalisten, später entzog ihm das Präsidialamt die Akkreditierung. Zudem Justizminister Jeff Sessions musste auf Drängen Trumps seinen Posten räumen.

Nach Sessions Entlassung befürchten die Opposition und Bürgerrechtsgruppen nun eine Einmischung in die Untersuchungen zur Russland-Affäre des Präsidenten und eine Entlassung des Sonderermittlers Robert Mueller.

Versuch Russland-Ermittlungen zu untergraben

Sessions' Entlassung sei ein «unverhohlener Versuch», die Russland-Ermittlungen zu untergraben, sagte die führende Demokratin Nancy Pelosi. Sie wird als nächste Präsidentin des Repräsentantenhauses gehandelt, nachdem ihre Partei bei der Wahl die Mehrheit in der Kongresskammer erobern konnte.

Die Fronten zwischen US-Präsident Donald Trump und Justizminister Jeff Sessions waren schon seit Monaten verhärtet.
Foto: Bloomberg via Getty Images
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Der Fraktionschef der Demokraten im Senat, Chuck Schumer, sagte, Trump würde eine Verfassungskrise auslösen, wenn er Einfluss auf die Ermittlungen nähme.

Beide forderten den von Trump als Sessions' kommissarischen Nachfolger eingesetzten Spitzen-Beamten Matthew Whitaker auf, sich für befangen zu erklären. Sie begründeten dies damit, dass Sessions' bisheriger Stabschef im August 2017 in einem Meinungsbeitrag für CNN erklärte, Mueller habe bei seinen Ermittlungen zuviel Spielraum.

Trump: «Ich kann jeden feuern»

«Donald Trump hat einen Spiessgesellen eingesetzt, um die Trump-Russland-Untersuchung des Sonderermittlers zu beaufsichtigen», erklärte die Aktivistengruppe MoveOn. Sie rief für Donnerstagnachmittag zu landesweiten Protesten unter dem Motto «Niemand steht über dem Gesetz» auf, um Trump zu mahnen, die Ermittlungen nicht zu behindern.

Trump sagte, er könne «jeden feuern». Aber er wolle die Ermittlungen aus politischen Gründen nicht stoppen. Laut den Vorschriften des Justizministeriums kann ein Sonderermittler nur bei vorliegenden gewichtigen Gründen entlassen werden. Dazu zählen Pflichtversäumnisse, wie Verstösse gegen Ministeriumsgrundsätze.

Sessions' Absetzung stand seit längerem im Raum. Bereits vor Monaten fiel der 71-Jährige bei Trump in Ungnade. Kein anderes Kabinettsmitglied sah sich in der jüngeren Geschichte so vielen und harten Angriffen eines Präsidenten in der Öffentlichkeit ausgesetzt.

Verstärkte Ermittlungen erwartet

Sessions hatte sich in der Russland-Affäre für befangen erklärt und die Zuständigkeit an seinen Stellvertreter Rod Rosenstein abgegeben. Rosenstein machte im Mai 2017 Mueller zum Leiter der Ermittlungen in der Russland-Affäre, nachdem Trump FBI-Direktor James Comey gefeuert hatte.

Mueller untersucht unter anderem, ob es 2016 während des Präsidentschaftswahlkampfs Verwicklungen zwischen Trumps Wahlkampfstab und Russland gab und ob Trump widerrechtlich versucht hat, die Ermittlungen - und damit die Justiz - zu behindern. Trump hat wiederholt erklärt, es habe keine Zusammenarbeit mit Russland gegeben. Muellers Ermittlungen nannte er eine Hexenjagd.

Es wird erwartet, dass die Demokraten die Ermittlungen forcieren, wenn sie ab Januar im neuen Kongress das Repräsentantenhaus und den Vorsitz über diverse Ausschüsse übernehmen. Die Republikaner festigten allerdings ihre Kontrolle über den Senat. Trump könnte es somit leichter haben, einen Wunschkandidaten als Sessions' Nachfolger durchzusetzen.

«Eine unhöfliche, schreckliche Person»

Trump schlug in seiner ersten Pressekonferenz nach den Kongresswahlen zunächst staatsmännische Töne an, als er seine Bereitschaft zur überparteilichen Zusammenarbeit erklärte. Doch die Stimmung schlug rasch um. Er warnte die Demokraten, irgendwelche Untersuchungen anzustrengen. «Sie können das Spiel spielen, aber wir können es besser spielen.»

Zum Eklat kam es schliesslich, als CNN-Chefkorrespondent Jim Acosta das Mikrofon ergriff, um dem Präsidenten Fragen zu Einwanderung und Russland zu stellen. Trump verlor sofort die Geduld. «Das reicht», sagte er mehrmals.

Dann versuchte eine Praktikantin des Weissen Hauses, Acosta das Mikrofon abzunehmen, doch dieser weigerte sich. Darauf Trump: «Ich sag' Ihnen was: CNN sollte sich dafür schämen, dass Sie für sie arbeiten. Sie sind eine unhöfliche und schreckliche Person.»

«Beispiellose Entscheidung, die Demokratie bedroht»

Wenig später wurde Acosta bis auf weiteres die Akkreditierung entzogen. Präsidialamtssprecherin Sarah Sanders erklärte, Acostas Verhalten sei «absolut inakzeptabel». Sie warf ihm zudem vor, bei der Pressekonferenz die Praktikantin angefasst zu haben.

CNN und Acosta wiesen das als Lüge zurück. Auch andere Journalisten, die bei der Pressekonferenz dabei waren, sagten, sie hätten nicht gesehen, dass Acosta die Praktikantin angefasst habe. CNN warnte, der Entzug der Akkreditierung sei «eine beispiellose Entscheidung, die unsere Demokratie bedroht.»

Acosta sagte, er sei am Abend noch einmal zum Weissen Haus gegangen, doch ein Mitarbeiter des Secret Service habe ihm den Zugang verweigert. Das sei eine ziemlich «surreale Erfahrung» gewesen. «Ich hätte nie gedacht, dass ich in diesem Land nicht in der Lage sein würde, über den Präsidenten der USA zu berichten, nur weil ich versucht habe, eine Frage zu stellen.» (SDA/rad)

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