Falsche Umfrage-Ergebnisse
Russischer Geheimdienst belog Putin vor dem Krieg

In den Monaten vor dem Einmarsch hat der russische Geheimdienst die Lage in der Ukraine analysiert. Dabei war er allerdings nicht ganz ehrlich mit der Regierung in Russland.
Publiziert: 19.08.2022 um 17:28 Uhr

Im Jahr 2019 waren 30 russische Spione in der Ukraine aktiv. Am 23. Februar 2022, dem Abend vor dem Einmarsch, waren es dann schon 160. Der russische Geheimdienst FSB stockte das Personal vor Ort massiv auf, um die Lage in der Ukraine für die bevorstehende Invasion auszuspähen.

Die russischen Beamten führten in der Ukraine auch Umfragen durch. Diese zeigten, dass ein Grossteil der ukrainischen Bevölkerung bereit war, sich bei einem russischen Einmarsch zur Wehr zu setzen. All das belegen Dokumente, die der «Washington Post» vorliegen.

Neue Regierung geplant

Diese Informationen gelangten allerdings nie bis nach Moskau. Stattdessen berichteten die Spione in der Ukraine ihren Vorgesetzten von ukrainischen Massen, die die Ankunft des russischen Militärs und die Wiederherstellung einer moskaufreundlichen Herrschaft begrüssen würden. Grund dafür war vermutlich, dass die Geheimdienstmitarbeiter der russischen Regierung nicht solch schlechte Informationen übermitteln wollten.

Putin wurde vom eigenen Geheimdienst FSB belogen.
Foto: AP
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Der «Washington Post» zufolge rechnete der Kreml damit, nach dem Einmarsch schnell die ukrainische Regierung stürzen zu können. Danach soll eine pro-russische Regierung bestehend aus FSB-Offizieren eingesetzt werden. Auch die Spione waren trotz der Umfrage-Ergebnisse davon überzeugt, dass dieser Plan klappen würde. So sahen sie sich in Kiew sogar schon nach Unterkünften für die «neue Regierung» um.

Spione befolgten Befehle nicht mehr

Die von Russland angereisten FSB-Offiziere kamen allerdings nie bis in die ukrainische Hauptstadt. Gemäss ukrainischen Sicherheitsbeamten schafften sie es zwischenzeitlich bis zum Stadtrand. Schliesslich mussten sie sich aber gemeinsam mit den russischen Streitkräften wieder zurückziehen.

Nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine begannen viele Spione, die ukrainische Verteidigungskräfte zu sabotieren. Doch nicht alle von ihnen hielten sich noch an die Anweisungen aus dem Kreml. Offenbar steckten einige von ihnen nur noch die FSB-Zahlungen ein, ohne die Befehle des russischen Machtapparats zu befolgen. (obf)

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