So wird die Corona-Pandemie schliesslich enden
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Virologen im BLICK-Check:Warner, Propheten, Panikmacher

Experten schauen in die Kristallkugel
So wird die Corona-Pandemie schliesslich enden

Ein Impfstoff bis Anfang 2021, ein stetiger Rückgang der Fälle bis zum nächsten Herbst und in einigen Jahren wieder Normalität. So sehen Experten den weiteren Verlauf und Ausklang der Corona-Krise. Doch das Virus dürfte mit uns bleiben.
Publiziert: 27.09.2020 um 02:18 Uhr
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Aktualisiert: 08.10.2020 um 11:10 Uhr
Daniel Kestenholz

Die Corona-Krise ist auch eine Blütezeit der Virologen und Epidemiologen. Ein Blick in die Kristallkugel dieser Experten verrät: Die meisten gehen davon aus, dass die Krise im nächsten Jahr ausgestanden ist. Wie wir aber zurück zur Normalität gelangen, darüber scheiden sich die Geister.

Der Epidemiologe Marcel Salathé, Mitglied der Corona-Taskforce Wissenschaft des Bundes, sieht einen Silberstreifen am Horizont. Es gebe «viel Grund zur Hoffnung», sagt Salathé in einem Interview mit der «SonntagsZeitung». Er glaubt, dass wir die Corona-Pandemie bereits Anfang 2021 so weit in den Griff bekommen, dass Covid-19 nicht mehr schlimmer ist als eine ­Grippe: «Nach einem holprigen Sommer» seien wir «auf einem guten Weg». Er gehe nicht davon aus, dass im Winter «alles ganz schlimm werde. Ich glaube vielmehr, die Situation wird bald besser.» Ein Vergleich: Während der schweren Grippesaison 2015 starben in der Schweiz rund 2500 Menschen an Influenza-Viren. Die Zahl der bestätigten Corona-Todesfälle liegt aktuell bei 1778 – was natürlich mit den ergriffenen Massnahmen zusammenhängt.

Weniger zuversichtlich ist der deutsche Corona-Experte und Virologe Christian Drosten. Im Gespräch mit der «Deutschen Welle» geht Drosten davon aus, dass ein schwieriger Winter bevorstehe: «Masken werden wir nicht so schnell los.» Es sei «unmöglich, genaue Vorhersagen zu machen, aber das nächste Jahr wird ein Jahr sein, in dem wir Masken tragen.»

Die Maske wird noch eine Weile zu unserem Alltag gehören - vielleicht für immer, insbesondere in der Grippesaison, wenn sich Menschen auch leichter mit dem Coronavirus anstecken könnten.
Foto: imago images
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Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.

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Dauerwelle statt zweite Welle

Der deutsche Virologe Hendrik Streeck warnt im Gespräch mit der «FAZ» davor, sich auf die Entdeckung eines Impfstoffs zu verlassen. Wie bei der Grippe müsste wohl jedes Jahr ein neuer Impfstoff entwickelt werden. Es sei unmöglich, mit einem Impfmittel sämtliche Sars-CoV-2-Infektionen zu unterbinden. Es gehörten auch Szenarien entworfen für den Fall, dass es keinen Impfstoff geben werde. Auch von einer irreführenden «zweiten Welle» will Streeck nichts wissen: «Wir müssen realisieren, dass das Virus hier ist und nicht mehr weggehen wird, dass wir es gewissermassen mit einer Dauerwelle zu tun haben.»

Es wird regionale Unterschiede geben, lautet der Konsens der Experten. Krankheitsverläufe in Afrika könnten weniger schlimm sein, während etwa der Virusausbruch im bevölkerungsdichten Indien praktisch unkontrolliert scheine, so Drosten. Der sieht auch Handlungsbedarf in vielen Ländern Europas. Das Vertrauen in die medizinischen Strukturen und die Gesundheitsversorgung sei gering. Länder müssten «sehr bald strengere Massnahmen ergreifen».

Schon 7 Millionen Infizierte

In den USA, wo das Virus schon fast 205'000 Menschen getötet und mehr als sieben Millionen infiziert hat, hören sich die Einschätzungen von Experten ähnlich an. Vor Ende 2021 sei das Land nicht aus dem Schneider.

Die Millionenfrage, die derzeit niemand beantworten kann, bleibt, wie lange eine durch Impfstoff oder durch eine natürliche Infektion erreichte Immunität anhalten wird. Während Corona-Behandlungsmethoden besser werden und immer mehr Menschen dem Virus ausgesetzt sind und bald auch mittels Impfung Immunität erhalten, werde Covid-19 allmählich zur gewöhnlichen Krankheit, die Menschen jeden Winter bekommen, schreibt das US-Magazin «Politico», das sich bei einem Dutzend Experten umgehört hat.

Bis zu einer Impfung laute die Devise: Maskentragen und Abstand halten. Menschen müssten weiterhin ihre Atemwege schützen und grosse Versammlungen meiden. Nach und nach würden die Infektionszahlen sinken. Spätestens Ende 2021 sollen die meisten Menschen geimpft worden sein. Zusammen mit Hygienemassnahmen, so sehen das die Experten, sei das Virus dann praktisch besiegt.

Das neue Normal

Covid-19 werde langsam aber sicher verschwinden, ist auch Paul Offit vom Impfzentrum am Kinderspital von Philadelphia überzeugt. Letztes Jahr habe die Grippe in den USA 740'000 Menschen ins Krankenhaus geschickt und 62'000 getötet. «Wir lassen das zu», sagt Offit zu «Politico». Die ähnliche Frage stelle sich auch bei Corona: «Es kommt darauf an, mit welchem Ausmass an Krankheit und Tod wir uns arrangieren.»

Vielleicht werden Masken im Winter, wenn sich Coronaviren leichter ausbreiten, auch bei uns in Zukunft zum Alltag gehören. In Japan ist es bereits Alltag, dass Menschen während der Grippezeit Masken tragen. Vielleicht werden sich viele auch nicht mehr die Hand zur Begrüssung reichen.

Die aktuelle BAG-Quarantäneliste: Diese Länder sind auf der Risikoliste

Das BAG aktualisiert laufend die Liste der Corona-Risikoländer für die nach einer Rückkehr in die Schweiz die Quarantäne gilt. Mit BLICK behalten Sie immer die Übersicht, welche Länder gerade aktuell auf der Liste sind.

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