Ex-Wahlkampfmanager Manafort geht Deal mit US-Justiz ein
Liefert er jetzt Trump an Mueller aus?

Hat US-Sonderermittler Robert Mueller seinen Kronzeugen zum Reden gebracht? Paul Manafort, Trumps ehemaliger Wahlkampfmanager, ist am Donnerstag einen Deal mit der Justiz eingegangen. Er sass beim mysteriösen Russland-Meeting im Trump Tower mit am Tisch. BLICK beantwortet die acht wichtigsten Fragen zum Manafort-Deal.
Publiziert: 14.09.2018 um 04:07 Uhr
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Aktualisiert: 19.10.2018 um 10:02 Uhr
Nicola Imfeld, San Diego

Der nächste Nackenschlag für US-Präsident Donald Trump (72). Nachdem er sich in den vergangenen Tagen mit Negativ-Schlagzeilen rund um das Skandal-Buch «Fear» von «Watergate»-Journalist Bob Woodward herumschlagen musste, rückt jetzt wieder die Russland-Affäre in den Vordergrund.

Trumps ehemaliger Wahlkampfmanager Paul Manafort (69) ist am Donnerstagnachmittag (Ortszeit) zehn Tage vor dem Auftakt zu seinem zweiten Prozess einen Deal mit der Justiz eingegangen. Dies berichten US-Medien übereinstimmend. Packt er jetzt gegenüber Sonderermittler Robert Mueller über Donald Trump aus? BLICK beantwortet die acht wichtigsten Fragen:

Wer ist Paul Manafort? 

Paul Manafort ist ein Lobbyist und Politikberater. Er stammt aus einer Immobilienfamilie und wuchs in New Britain im US-Staat Connecticut auf. Sein Vater verbrachte dort drei Amtszeiten als republikanischer Bürgermeister. 

Trumps Ex-Wahlkampfmanager Paul Manafort ist am Donnerstag einen Deal mit der Justiz eingegangen.
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Was verbindet ihn mit Donald Trump?

Manafort ist mit dem heutigen US-Präsidenten seit den 1980er Jahren verbunden. Damals vergab Trump dem Lobbyingunternehmen von Manafort ein Mandat für seine «Trump Organization». Im Jahr 2006 kauften Manafort und seine Frau eine Wohnung im Trump-Tower in Manhatten, die er noch heute besitzt. 

In der jüngeren Vergangenheit rückten Trump und Manafort beruflich näher zusammen. Der US-Präsident stellte seinen Kumpel im März 2016 mit dem Auftrag ein, die republikanischen Delegierten vor dem nationalen Parteitag im Juli 2016 von sich zu überzeugen.

Schon im Mai 2016 wurde Manafort zum Chefstrategen der Trump-Kampagne befördert. Vor dem nationalen Parteitag wurde er gar zum Wahlkampfmanager, nachdem Corey Lewandowski Ende Juni gefeuert worden war. Auf dem Höhepunkt folgte der Niedergang: Als die «New York Times» Mitte August von einer 13-Millionen-Zahlung einer pro-russischen Partei auf Manaforts Bankkonto berichtete, war Feuer unter dem Dach. Manafort trat drei Tage nach Veröffentlichung des Artikels von der Trump-Kampagne zurück. 

Was hat Manafort mit der Russland-Affäre zu tun?

Es geht um das berüchtigte Treffen im Juni 2016 im Trump-Tower in New York. Trumps Sohn, Donald Trump Junior, hatte dieses Meeting eingefädelt. Neben Trump Junior sassen ein russischer Anwalt, mehrere russische Persönlichkeiten sowie Trumps Schwiegersohn Jared Kushner und Paul Manafort am Tisch.

Sonderermittler Robert Mueller ermittelt seit fast zwei Jahren, ob es während diesem Treffen zu geheimen Absprachen mit den Russen gekommen ist. US-Präsident Donald Trump hat bislang stets abgestritten, vom mysteriösen Meeting gewusst zu haben. Er habe erst im Nachhinein davon erfahren.

Keiner der Teilnehmer war zu einer Zusammenarbeit mit Sonderermittler Mueller bereit – bis jetzt. 

Manafort wurde doch erst gerade verurteilt?

Genau. Im August wurde er in einem ersten Prozess im Zuge der Russland-Affäre wegen Steuerhinterziehung und Bankbetrugs in acht der 18 Anklagepunkte schuldig gesprochen (BLICK berichtete). Bei dieser Gerichtsverhandlung ging es aber nur am Rande um die eigentliche Frage, die Sonderermittler Mueller seit Monaten umtreibt. Manafort schwieg sich damals zu Trump aus. 

Warum legt er jetzt eine Kehrtwende ein?

Der Druck auf Manafort ist gewaltig gestiegen. Ihm drohen Jahrzehnte hinter Gittern. Die Höchststrafe beträgt 80 Jahre. Und in eineinhalb Wochen beginnt der zweite Prozess gegen ihn. In dem Verfahren werden ihm unter anderem Geldwäsche, Falschaussage und kriminelle Verschwörung vorgeworfen. 

Was bedeutet der Deal konkret?

Das werden wir am Freitagmittag (Ortszeit) erfahren. Dann soll Manafort im Bundesgericht in Washington zu einer vorgerichtlichen Verhandlung erscheinen. Klar ist: Manafort will mit dem Deal den zweiten Prozess vermeiden. Was er aber im Gegensatz liefern muss, ist offen. Gemäss dem US-Sender ABC, der zuerst über den Deal berichtete, ist unklar, ob die Übereinkunft eine Kooperation mit Sonderermittler Mueller in der Russland-Affäre erfordert. 

US-Rechtsexperten gehen aber davon aus, dass Mueller Manafort keinen Deal anbieten würde, wenn er nicht zum Auspacken bereit wäre. «Manafort muss bereit sein, alles offenzulegen, was er jemals getan hat, alles, was Donald Trump jemals getan hat und alles, was jeder um ihn herum jemals getan hat» sagte Elie Honig, ein ehemaliger Bundesstaatsanwalt, zu ABC. 

Was sagte Donald Trump über Manafort?

Seitdem Manafort im August 2016 von der Trump-Kampagne als Wahlkampfmanager zurücktrat, gingen Trumps Gefolgsleute auf Distanz. Der ehemalige Pressesprecher des Weissen Hauses, Sean Spicer, erklärte 2017, dass Manafort «für eine sehr begrenzte Zeit eine sehr begrenzte Rolle spielte». Dabei war er fünf Monate für die Kampagne und fast drei dieser Monate als Vorsitzender tätig – in einer vorentscheidenden Phase wohlgemerkt. 

Auch der US-Präsident selbst versuchte den Verdienst Manaforts herunterzuspielen. «Ja, ich kenne Herrn Manafort. Aber ich habe lange nicht mehr mit ihm gesprochen, aber ich kenne ihn - er war, wie Sie wissen, für einen sehr kurzen Zeitraum bei der Kampagne dabei - für einen relativ kurzen Zeitraum», sagte Trump 2017. 

Noch im August 2016 – vor dem folgenschweren Enthüllungsartikel der «New York Times» über Manafort – sagte Trump-Freund Newt Gingrich zu Fox News: «Niemand sollte unterschätzen, wie viel Paul Manafort getan hat, um diese Kampagne dorthin zu bringen, wo sie jetzt ist». 

In jüngerer Vergangenheit reagierte Trump wieder vermehrt auf Manafort. Nach seiner Niederlage im Prozess im August twitterte der US-Präsident, dass er sehr traurig über den Urteilsspruch sein. Dass er damals nicht zu einem Deal bereit war, hat dem US-Präsidenten gefallen: «Welch Respekt vor einem tapferen Mann!» 

Wer ist neben Manafort sonst noch einen Deal mit der Justiz eingegangen? 

Trumps Ex-Anwalt Michael Cohen. Seine Vereinbarung enthielt aber kein Versprechen, mit Robert Mueller zusammenzuarbeiten. Doch Cohen belastete in seinen Aussagen vor Gericht den US-Präsidenten, ohne ihn direkt beim Namen zu nennen. Unteranderem packte er über die Schweigegeld-Zahlungen an zwei Porno-Sternchen (Stormy Daniels und Karen McDougal) aus. 

Auch Michael T. Flynn, ehemaliger nationale Sicherheitsberater, Rick Gates, der ehemalige stellvertretende Wahlkampfvorsitzende und George Papadopoulos, ein ehemaliger Wahlkampfberater, sind Deals mit der Jusiz eingegangen. Keine dieser Vereinbarungen haben US-Präsident Donald Trump bislang ernsthaft in Gefahr gebracht. 

Ob sich das mit Paul Manafort, anwesend während des Russland-Meetings im Trump-Tower, ändert, bleibt abzuwarten. Klar ist: Manafort ist der potenzielle Kronzeuge für Mueller.

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