Eskalation zwischen Russland und Ukraine befürchtet
Klitschko wappnet sich für Militär-Angriff

Russland hat vor der Grenze zur Ukraine Soldaten stationiert. Die Situation ist angespannt. Boxlegende Vitali Klitschko, Bürgermeister von Kiew, befürchtet einen Einmarsch und bereitet sich auf das Schlimmste vor.
Publiziert: 13.01.2022 um 14:07 Uhr
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Aktualisiert: 13.01.2022 um 14:36 Uhr

Mehr als 100'000 Soldaten stehen an der ukrainischen Grenze bereit. Russland rasselt gewaltig mit den Säbeln. Im Osten der Ukraine stehen sich seit der Annexion der Halbinsel Krim 2014 ukrainische Truppen und prorussische Kämpfer gegenüber. Und die Angst vor einer Invasion wächst – und wie.

Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko (50) ist in Alarmbereitschaft. «Wir sind auf jeden Fall vorbereitet», sagt der Ex-Boxweltmeister zu CNN. Er sei bereit, die Unabhängigkeit und die Integrität seines Landes zu verteidigen. «Wir hoffen, dass das nie passiert, das ist der schlimmste Fall, aber wir müssen vorbereitet sein.»

Gleichzeitig nannte er Russlands Vorgehen eine Art «Muskelspiel». Eine Strategie, um Angst zu machen, zu verunsichern. Aber nicht mit Klitschko.

Russland hat rund 100'000 Soldaten vor der Grenze zur Ukraine stationiert.
Foto: keystone-sda.ch
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Regelmässige Wehrübungen in der Ukraine

Schon letztes Jahr wappnete sich der Ex-Profisportler für den Ernstfall. Bilder zeigten, wie Klitschko auf einem Schiessplatz die Abwehr russischer Panzer übte. An dem Schiesstraining mit schweren Maschinengewehren nahmen damals auch die Stadtbezirksbürgermeister teil. Daneben wurde auch das Ausharren in einem Erdloch unter einem heranrollenden Panzer mit anschliessendem Handgranatenwurf trainiert.

Die Übung gehörte zum Standard in der Sowjetarmee. Weiter Aufnahmen zeigten Klitschko in einer sowjetischen Flugabwehrkanone SU-23, die ebenfalls für die Panzerabwehr eingesetzt werden kann. Die Wehrübungen sollten seitdem regelmässig stattfinden.

Fronten nach Gesprächen weiter verhärtet

Derweil versucht die Welt, im Ukraine-Konflikt eine Lösung zu finden – bisher ohne grossen Erfolg. Zu Wochenbeginn waren bereits Verhandlungen zwischen den USA und Russland über den Ukraine-Konflikt ohne erkennbare Annäherung zu Ende gegangen. Nach Angaben der neuen US-Botschafterin bei der Nato, Julianne Smith, sicherte Washington den Gesprächspartnern aus Moskau zu, keine Offensivwaffen in der Ukraine stationieren zu wollen.

Auch beim ersten Treffen des Nato-Russland-Rats seit mehr als zwei Jahren blieben die Fronten verhärtet. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg sagte am Mittwoch nach fast fünfstündigen Beratungen in Brüssel, es bestünden nach wie vor «erhebliche Meinungsverschiedenheiten» mit Moskau im Ukraine-Konflikt. Der Kreml sprach seinerseits von «grundsätzlichen» Differenzen.

«Meinungsverschiedenheiten in grundlegenden Fragen»

Nach Angaben Stoltenbergs wiesen die 30 Nato-Staaten die Forderungen Moskaus nach umfangreichen Sicherheitsgarantien zurück. «Wir werden keine Kompromisse bei unseren Grundprinzipien machen», sagte der Norweger. So habe Russland «kein Vetorecht in der Frage, ob die Ukraine Nato-Mitglied werden kann».

Bei den Gesprächen mit dem russischen Vize-Aussenminister Alexander Gruschko habe sie deutlich gemacht, dass «jedes Land das hoheitliche Recht hat, seinen eigenen Weg zu wählen», erklärte US-Vize-Aussenministerin Wendy Sherman auf Twitter. Russland müsse nun entscheiden, «ob es ihm wirklich um Sicherheit geht» oder «alles nur ein Vorwand war», sagte sie nach den Beratungen.

Gruschko sagte seinerseits, die Gespräche seien «tiefgreifend» und «offen» gewesen. Es seien jedoch «eine grosse Anzahl von Meinungsverschiedenheiten in grundlegenden Fragen» zutage getreten. Für Deutschland nahm Aussen-Staatssekretär Andreas Michaelis am Nato-Russland-Rat teil. (jmh/AFP)


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