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Flüchtlingsdrama in den USA:Polizisten treiben Migranten mit Pferd und Peitsche zurück

Eskalation in Texas
Grenzbeamte auf Pferden treiben Flüchtlinge zurück in Fluss

Die Flüchtlingskrise in den USA spitzt sich zu. Migranten aus Haiti nutzten die Gunst der Stunde, um über den Rio Grande, der derzeit wenig Wasser führt, ins Land zu kommen. Doch vor Ort warteten texanische Grenzbeamte auf ihren Pferden. Die Bilder sorgen für Aufsehen.
Publiziert: 21.09.2021 um 13:11 Uhr

Hoch zu Ross machen US-Grenzbeamte Jagd auf Flüchtlinge, die nach Amerika wollen. An der mexikanischen Grenze in Texas treiben die Amerikaner in Cowboy-Hüten und Chaps (Lederne Beinkleider) die Menschen, die mehrheitlich aus Haiti kommen, zurück in den Fluss Rio Grande.

Tausende Menschen hatten in den vergangenen Tagen die Gelegenheit ergriffen, zu Fuss über den Grenzfluss mit niedrigem Wasserstand von Mexiko nach Texas zu gelangen. Sie versammelten sich unter der Brücke, die über den Rio Grande führt. Der Bürgermeister von Del Rio sprach am Samstag von mehr als 14'500 Menschen. Am Sonntag waren es Berichten nach immer noch deutlich mehr als 10'000. Sie harren dort in provisorischen Zelten aus und hausen unter menschenunwürdigen Bedingungen.

Flüchtlinge versuchten, Sperre der Polizisten zu durchbrechen

Die Bilder der berittenen Grenzer sorgen nun für Aufsehen. Auf einer Aufnahme ist zu sehen, wie einer der Beamten einen Mann am T-Shirt packt. Auf einem anderen Foto wirken die Zügel wie lange Peitschen, die auf die Flüchtlinge gerichtet sind. Diese Bilder erinnern an die Zeiten, als weisse Polizisten mit Peitschen gegen Schwarze vorgingen.

Tausende Migranten versuchen derzeit, in die USA zu kommen.
Foto: keystone-sda.ch
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Gegenüber der «Washington Post» erzählt der Fotograf Paul Ratje, was sie vor Ort abgespielt hat. Demnach hätten die Flüchtlinge zuvor versucht, die Sperre der Polizisten zu durchbrechen. «Einige der Migranten sind losgerannt und haben versucht, an den Reitern vorbeizukommen.»

«Nicht die Zeit, in die USA zu kommen»

US-Behörden wollen die Migranten schnell wieder ausser Landes in ihre Heimat bringen. Die Sprecherin des Weissen Hauses, Jen Psaki, sagte am Montag, die Lage in Del Rio sei schwierig, und es sei niederschmetternd, die Bilder von dort zu sehen. Psaki wiederholte die Botschaft der US-Regierung an Migranten: Es sei nicht die richtige Zeit, sich auf den Weg in die USA zu machen.

Der Minister für Heimatschutz, Alejandro Mayorkas, warnte die Migranten ebenfalls. «Wenn Sie illegal in die Vereinigten Staaten kommen, werden Sie zurückgeschickt. Ihre Reise wird nicht erfolgreich sein, und Sie werden Ihr Leben und das Leben Ihrer Familie gefährden.» Dennoch kündigte er eine Untersuchung der Vorfälle in Del Rio an.

Haitianer flüchten wegen Krise nach Erdbeben

Für die Regierung von US-Präsident Joe Biden steigt der innenpolitische Druck angesichts des rapide angewachsenen Migranten-Lagers. Konservative werfen dem Weissen Haus eine zu lasche Einwanderungspolitik vor, zugleich werden die Lebensbedingungen der Menschen unter der Brücke kritisiert. Menschenrechtsorganisationen verurteilten das Vorgehen der US-Regierung.

Zahlreiche Haitianer waren nach dem verheerenden Erdbeben von 2010 mit mehr als 200'000 Toten in südamerikanische Länder wie Chile und Brasilien geflüchtet. Unter anderem wegen Diskriminierung dort und wegen der wirtschaftlichen Folgen der Pandemie wagten nun nach Medienberichten viele von ihnen die lange, gefährliche Reise nach Norden. In ihrer karibischen Heimat herrschen Armut, Gewalt und politisches Chaos. Erst Mitte August bebte die Erde in Haiti wieder heftig – mehr als 2000 Menschen starben. Im Juli wurde der Präsident Jovenel Moïse (†53) in seiner Residenz bei Port-au-Prince erschossen. (man/SDA)

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