Trump schwört USA auf harte Zeiten ein
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«Es wird viele Tote geben»
Trump schwört USA auf harte Zeiten ein

US-Präsident Donald Trump (73) hat die Vereinigten Staaten angesichts steigender Opferzahlen der Coronavirus-Epidemie auf harte Zeiten eingeschworen. Es werde in den nächsten zwei Wochen «viele Tote geben, leider», sagte Trump am Samstagabend im Weissen Haus.
Publiziert: 05.04.2020 um 04:07 Uhr
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Aktualisiert: 05.04.2020 um 09:16 Uhr

Die kommende und die darauffolgende Woche würden vermutlich die schlimmsten sein, so Trump vor Journalisten. Allein am Samstag kamen in den USA der Universität Johns Hopkins zufolge mehr als 1000 Menschen infolge der Lungenerkrankung Covid-19 ums Leben. Die Zahl der bekannten Infektionen überschritt die Marke von 300'000 - deutlich mehr als in jedem anderen Land der Welt.

Opferzahlen würden sich erst im Juni bei 90'000 Toten stabilisieren

Experten rechnen für die kommenden zehn Tagen mit einem weiteren Anstieg der Opferzahlen. Trumps Beraterin Deborah Birx (64) verwies am Samstag erneut auf eine Modellrechnung, wonach diese bis Mitte April auf rund 2600 Tote pro Tag ansteigen könnten.

Dem Modell des Instituts IHME der Universität Washington in Seattle zufolge würde die Opferzahl von derzeit 8300 bis Ende April noch auf rund 70'000 ansteigen und sich ab Juni in den USA bei etwa 90'000 Toten stabilisieren. Bislang gibt es weltweit - inklusive stark betroffener Länder wie Italien und Spanien - rund 65'000 Tote.

Nachdenklicher US-Präsident Donald Trump.
Foto: Keystone
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Bald deutlich mehr Sterbefälle erwartet

Patienten sterben typischerweise zwei bis drei Wochen nach einer Ansteckung mit dem Coronavirus Virus Sars-CoV-2, das die Lungenkrankheit Covid-19 auslösen kann. Die jüngsten Opfer haben sich zumeist infiziert, bevor die USA zu weitgehenden Schutzmassnahmen griffen.

In besonders betroffenen Bundesstaaten wie New York, Michigan und Louisiana sei in der nächsten Woche mit deutlich mehr Toten zu rechnen, erklärte Birx. Inzwischen haben die meisten Staaten Ausgangsbeschränkungen verhängt. Entscheidend sei es daher, dass die Zahl der Neuansteckungen jetzt bald zurückgehe, sagte Birx. Sobald dies der Fall sei, gebe es Licht am Ende des Tunnels, sagte sie.

New York bereitet sich auf Höhepunkt der Pandemie vor

Der Ostküstenstaat New York und die gleichnamige Metropole sind derzeit am schlimmsten von der Coronavirus-Epidemie betroffen. Dort gab es bislang rund 113'000 bekannte Infektionen und rund 3600 Tote. Gouverneur Andrew Cuomo (62) erklärte, es werde händeringend daran gearbeitet, sich auf den bevorstehenden Höhepunkt der Epidemie vorzubereiten.

«Je mehr Zeit wir haben, die Kapazität des Systems zu verbessern, desto besser», sagte er vor Journalisten. Er hoffe, dass New York die Epidemie dank der ergriffenen Schutzmassnahmen bald überstehen könne. «Ich will, dass das alles vorbei ist», sagte er.

US-Wirtschaft am Boden

Die weitgehende Stilllegung des öffentlichen Lebens zur Eindämmung der Epidemie hat drastische wirtschaftliche Folgen. Allein in der zweiten Märzhälfte haben in den USA rund zehn Millionen Menschen Arbeitslosenhilfe beantragt, die Konjunktur ist im freien Fall.

Trump macht daher Druck, die Schutzmassnahmen so bald wie möglich wieder zu lockern. «Wir müssen das Land wieder geöffnet kriegen», sagte er. «Die Medizin darf nicht schlimmer sein als das Problem selbst.» Sobald das Land bei «voller Gesundheit» sei, würden Menschen wieder in Restaurants essen gehen, Reisen und Stadien besuchen, so Trump.

Aufforderung zum Tragen von Gesichtsschutz

Die US-Gesundheitsbehörde CDC hatte gesunden Menschen ohne Symptome bislang explizit nicht dazu geraten, Masken zu tragen. Seit dem Wochenende heisst es nun aber, in der Öffentlichkeit sollten Stoffmasken getragen werden, die Mund und Nase abdeckten.

Dies gelte vor allem in Supermärkten oder in Apotheken, wo es schwierig sei, stets genügend Distanz zu anderen Menschen zu halten. Die Empfehlung gilt demnach besonders für Gebiete, in denen es bereits viele Infektionen gibt. Die Schutzwirkung der nun empfohlenen improvisierten Masken ist indes umstritten.

Trump verzichtet weiterhin auf Maske

Experten befürchten, dass eine Empfehlung zum Tragen von Schutzmasken eine verstärkte Nachfrage auslösen und damit den Mangel an Masken für Personal im Gesundheitswesen verschärfen könnte.

Präsident Trump betonte daher, die Empfehlung beziehe sich auf Stoffmasken, die man etwa selbst zu Hause herstellen könne.

Er selbst hat bereits klargestellt, dass er sich nicht an die Empfehlung seiner Regierung halten will. «Das ist freiwillig», sagte er am Freitagabend (Ortszeit). «Ich habe mich entschieden, es nicht zu tun.» (kes/SDA)

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