Es sterben bis zu doppelt so viele Menschen als sonst
Extreme Übersterblichkeit in den nördlichen Städten Italiens

Dieses Jahr starben in Norditalien so viele Menschen wie lange nicht mehr. In manchen Städten sogar bis zu doppelt so viele, als im Durchschnitt der letzten fünf Jahre. Seit November steigen die Zahlen wieder bedenklich.
Publiziert: 02.12.2020 um 15:54 Uhr
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Aktualisiert: 15.12.2020 um 11:17 Uhr
Premier Giuseppe Conte verhängte am 6. November 2020 den Lockdown in der Lombardei, im Piemont, im Aostatal und in Kalabrien.
Foto: keystone-sda.ch
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Wäre die Corona-Pandemie nicht gewesen, würden in Italien noch mehr Menschen leben. Diesen Schluss legen Zahlen aus dem italienischen Gesundheitsministerium nahe. In manchen Städten Italiens starben dieses Jahr 120 Prozent mehr Menschen, als in den Vorjahren. Den Rekord hält die nördliche Stadt Aosta, nah an der Grenze zur Schweiz.

Die Übersterblichkeit ist gleich in mehreren Städten zu beobachten. Beispielsweise in der piemontesischen Hauptstadt Turin gab es dieses Jahr 689 Todesfälle, das sind 327 mehr als im Durchschnitt der letzten fünf Jahre, berichtet die italienische Zeitung «La Repubblica». Aber auch in Mailand und Genua starben dieses Jahr beinahe doppelt so viele Menschen wie in den Vorjahren.

Die Zahlen verdüstern sich

Seit Oktober stieg die Sterblichkeit wieder, nachdem sie Ende Mai stark gesunken war. Allein im Oktober um 22 Prozent, im Zentrum und im Süden gar um 23 Prozent, schreibt die italienische Zeitung. Ältere Menschen sind besonders betroffen. Im Norden sterben seit November bis zu 75 Prozent mehr Menschen über 65, als im Durchschnitt der letzten fünf Jahre.

Das Gesundheitsministerium erhebt die Sterblichkeit seit Beginn der Corona-Pandemie. Ziel ist es, abzuschätzen, wie viele Menschen während der Pandemie sterben. Die Überwachung umfasst 32 italienische Gemeinden. Die Zahl der Todesfälle während der Pandemie wurden verglichen mit dem Durchschnitt aller Todesfälle in den letzten fünf Jahren.

Nicht nur wegen Corona-Patienten

Die Forscher schätzen, dass nicht nur Corona-Patienten für den Anstieg verantwortlich sind. Es seien vermutlich auch mehr Menschen gestorben, da die Pandemie dem Zugang zu Krankenhäusern erschwert. Oder sich weniger Leute trauen, ins Spital zu gehen.

Seit dem 6. November herrscht in weiten Teilen Nord-Italiens wieder Lockdown, nachdem die Fallzahlen steil angestiegen sind. Der Premier erklärte die nördlichen Gebiete Lombardei, das Piemont und Aostatal zur roten Zone. Für Schweizer Touristen heisst das: Die Grenzen im Tessin sind dicht für all jene, die in die Lombardei reisen wollen. Auch von der Westschweiz darf man nicht mehr in den Piemont oder ins Aostatal. (hac)

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