«Es ist Folter, wie im Gefängnis»
Britin (39) wünscht sich Sterbehilfe – Ehemann hilft ihr

Nachdem sie an Long Covid erkrankt war, war Kelly Louise Smith-May ans Bett gefesselt. Jetzt sammelt sie Spenden, um in der Schweiz ihr Leben zu beenden. Ihr Ehemann will ihr bei diesem Wunsch helfen.
Publiziert: 02.12.2023 um 13:23 Uhr
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Aktualisiert: 02.12.2023 um 13:52 Uhr

Kelly Louise Smith-May (39) will sterben. Seit fast zwei Jahren ist die Britin ans Bett gefesselt. Sitzen, Gehen, Schlafen, Musik hören – all das ist unmöglich für sie. Die Folgen von Long Covid haben ihr Leben zur endlosen Qual gemacht. Ihr Zustand wird mit Krebs im Endstadium verglichen. Ihre Familie sammelte auf Gofundme Spenden, um Smith-May mit einem Camper in die Schweiz zur Sterbehilfe-Organisation Pegasos nach Basel zu bringen und ihr dort Sterbehilfe zu ermöglichen. 

Kurz nachdem die vierfache Mutter im Dezember 2021 an Corona erkrankt war, wurde bei ihr Long Covid diagnostiziert. Dann erkrankt sie auch am chronischen Erschöpfungssyndrom. 22 Stunden am Tag verbringt sie nun im Bett, ihre Kinder sieht sie kaum. «Kelly ist an einem Punkt angelangt, an dem sie sterben müsste, um ihr Leiden zu beenden», sagt der Ehemann der Britin, Stuart May (35) zu «Daily Mail».

May gab seinen Job als Baggerfahrer auf, nachdem seine Ehefrau erkrankt war, um sich Vollzeit um sie zu kümmern und auf die Kinder aufzupassen. Der Zustand von Smith-May bricht ihm das Herz. «Die Jalousien sind heruntergelassen, sie hat keinen Fernseher, es gibt nur ein elektrisches Bett und eine Toilette da drin», beschreibt er ihr Leben. Und: «Es ist eine Folter, wie im Gefängnis.»

Kelly Louise Smith-May will sterben. Sie ist seit fast zwei Jahren schwer an Long Covid erkrankt.
Foto: Gofundme
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«Nicht die Frau, die ich geheiratet habe»

Als sie noch ihren Laptop benutzen konnte, meldete sie sich in einem Selbsthilfeforum für Betroffene von Long Covid an. Eine Frau erzählte ihr von der Sterbehilfe-Organisation Pegasos in der Schweiz. May und seine kranke Frau fingen an, darüber nachzudenken. «Es ist das, was Kelly will», sagt er. 

Ein Leben ohne Smith-May kann sich May nicht vorstellen. Aber er sagt auch: «Das ist nicht die Frau, die ich geheiratet habe.» Seine grosse Liebe so leiden zu sehen, schmerzt ihn. 

Immer mehr Long-Covid-Patienten wollen Sterbehilfe

Wenn sie ihr Spendenziel erreichen, wird May die Pässe erneuern und mit einem Van in die Schweiz fahren. Es wäre die erste Reise seit Langem – und die letzte. «Seit Juni letzten Jahres hat sie ihr Zimmer nicht mehr verlassen», sagt der Ehemann. Versuche, mit ihr nach draussen zu gehen, scheitern. «Ich wollte, dass sie herunterkommt und sich draussen in einen Rollstuhl setzt, aber sie konnte es einfach nicht», erzählt er. 

Hier finden Sie Hilfe und weitere Informationen

Hilfe für Menschen in suizidalen Krisen und für ihr Umfeld: Beratungstelefon der Dargebotenen Hand: Telefon 143 /www.143.ch

Hilfe für Menschen in suizidalen Krisen und für ihr Umfeld: Beratungstelefon der Dargebotenen Hand: Telefon 143 /www.143.ch

Laut dem Verein Long Covid Schweiz melden sich immer mehr Betroffene für Sterbehilfe an. Eine medikamentöse Behandlung gibt es laut der Webseite medix nicht. (jwg)

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