So lebt es sich mit zwei fremden Händen
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«Meine zweite Chance»:So lebt es sich mit zwei fremden Händen

Erste OP weltweit
Schotte (48) bekommt nach Krankheit zwei neue Hände

Wegen einer seltenen Krankheit formten sich die Hände eines schottischen Familienvaters dauerhaft zu Fäusten. Der Dachdecker entschied sich deshalb zur ersten Transplantation von beiden Händen weltweit. Nun hat er zwei neue, funktionierende Hände.
Publiziert: 27.05.2022 um 10:07 Uhr
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Aktualisiert: 27.05.2022 um 14:27 Uhr

Vor rund 13 Jahren bekam Steven Gallagher (48) einen seltenen Ausschlag auf seinen Wangen. Auch sein rechter Arm begann stark zu schmerzen. Nach mehreren Diagnosen von zahlreichen Ärzten wurde klar: Gallagher war an Sklerodermie erkrankt.

Sklerodermie ist eine seltene Autoimmunerkrankung, die die Haut und innere Organe vernarben lässt. Einige Jahre nach der Schreck-Diagnose begannen sich Stevens Finger einzurollen, wie die «Daily Mail» berichtet. Nach einiger Zeit formten seine beiden Hände nur noch eine Faust, die er nicht mehr öffnen konnte. Der Familienvater litt unter «entsetzlichen» Schmerzen.

Gallagher könnte bei OP beide Hände verlieren

Gegenüber der Nachrichtenagentur PA erklärte Gallagher: «Meine Hände begannen sich zu schliessen, es war so weit, dass es im Grunde zwei Fäuste waren, meine Hände waren unbrauchbar, ich konnte nichts mehr tun, ausser Dinge mit zwei Händen zu heben.»

Der Schotte Steven Gallagher konnte wegen einer Krankheit seine beiden Hände nicht mehr bewegen.
Foto: DUKAS
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Experten schlugen ihm aufgrund der Erkrankung eine Transplantation von beiden Händen vor. So eine Operation wurde noch nie zuvor durchgeführt, und es bestand das Risiko, dass der Dachdecker bei der OP beide Hände verlieren würde.

Operation dauerte 12 Stunden

Zunächst lehnte Gallagher ab. Nach genaueren Überlegungen entschied der Schotte allerdings, sich der risikoreichen Operation zu unterziehen. «Meine Frau und ich sprachen darüber und kamen zu dem Schluss, dass wir uns für die Operation entscheiden sollten», erklärte Gallagher. «Ich könnte meine Hände so oder so verlieren.»

Nachdem ein passender Spender gefunden wurde, konnte sich der Familienvater im Dezember 2021 der OP unterziehen. Diese dauert rund 12 Stunden. Laut des Handtransplantations-Teams des Leeds Teaching Hospital NHS Trust, das die Operation durchführte, war es die weltweit erste Handtransplantation zum Ersatz von beiden Händen.

«Habe überhaupt keine Schmerzen mehr»

«Als ich nach der Operation aufwachte, war es ziemlich unwirklich, denn vorher hatte ich meine Hände», sagte Steven Gallagher, «und als ich nach der Operation aufwachte, hatte ich immer noch meine Hände, also hatte ich in meinem Kopf nie wirklich Hände verloren.»

Vor der OP hatte Gallagher starke Schmerzen. «Ich nahm so viele Schmerzmittel, dass es unglaublich war», erklärte der Familienvater. «Aber jetzt habe ich überhaupt keine Schmerzen mehr.» Die Operation verlief ohne Komplikationen.

Physio verbessert Motorik der Hände

«Diese Hände sind unglaublich, alles ging so schnell», sagt der Schotte. «Seit dem Moment, als ich von der Operation erwachte, konnte ich sie bewegen.» Anspruchsvollere Sachen wie das Zuknöpfen von Knöpfen fallen dem Schotten zwar immer noch schwer. Dank der Physiotherapie kann er mittlerweile aber wieder alltägliche Dinge tun, wie einen Wasserhahn aufzudrehen und ein Glas Wasser einschenken.

Gallagher ist extrem dankbar für seinen Spender und die Leistung der Ärzte: «Das hat mir ein neues Leben geschenkt.» Und vielleicht kann der Familienvater sogar schon bald wieder seiner Arbeit als Dachdecker nachgehen. (obf/SDA)


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