Nach dem Angriff auf den Ehemann (82) der US-Spitzenpolitikerin Nancy Pelosi (82) sind neue Details zu dem Vorfall bekanntgeworden. Der mutmassliche Täter David D.* (42) habe vorgehabt, die Vorsitzende des US-Repräsentantenhauses als Geisel zu nehmen und ihr «die Kniescheiben zu zertrümmern», gestand er beim Verhör, wie am Montag veröffentlichte Gerichtsdokument belegen.
Er habe die Demokratin in den Rollstuhl zwingen wollen, um anderen Kongress-Abgeordneten zu zeigen, dass ihre «Handlungen Konsequenzen haben». Pelosi bezeichnete er als «Anführerin einer Meute» der von Demokraten verbreiteten angeblichen Lügen.
In der Nacht zum Freitag war der 42-Jährige in das Haus von Pelosi in San Francisco eingedrungen und hatte nach der Vorsitzenden des Repräsentantenhauses gesucht. Die 82-Jährige war zu diesem Zeitpunkt aber nicht zu Hause. Als die Polizei eintraf, schlug der Angreifer mit einem Hammer auf ihren gleichaltrigen Ehemann Paul Pelosi ein und verletzte ihn schwer – unter anderem erlitt er einen Schädelbruch.
Er habe versucht, «ein guter Mensch zu sein»
David D. werden nun versuchte Entführung einer Amtsperson und die Körperverletzung eines Familienmitglieds einer Amtsperson vorgeworfen. Ihm könnten bei einer Verurteilung auf Bundesebene mehrere Jahrzehnte Haft drohen, wie das US-Justizministerium am Montag mitteilte.
Nach der Hammer-Attacke meldet sich seine Stieftochter Inti G.* (20) in einem Blog zu Wort. D. soll sie und seine Söhne sexuell missbraucht haben.
Sie beschreibt D. als jemanden, der «wirklich versuchte, ein guter Mensch zu sein», fügte aber hinzu: «Das Monster in ihm war immer zu stark, als dass man sich in seiner Nähe sicher fühlen konnte.» Obwohl ihre Mutter einen Polizeibericht einreichte, in dem sie D. des Missbrauchs beschuldigt habe, sei der «Fall nicht ordnungsgemäss bearbeitet worden, sodass nichts dagegen unternommen wurde», schrieb Gonzalez. Ihr Eintrag ist mittlerweile wieder gelöscht.
Pelosi ist ständiges Ziel verbaler Attacken
Laut US-Medien war D. ein Verschwörungstheoretiker durch und durch. Er teilte seine wirren Gedanken im Internet. So warnte er vor den Corona-Impfstoffen, wetterte gegen Juden und ist davon überzeugt, dass die Welt von einer geheimen Elite beherrscht werde.
Für D. sei klar, dass die Präsidentschaftswahl 2020 ein grosser Betrug sei. Eigentlich habe Donald Trump gewonnen, doch die Wahl sei manipuliert und Stimmen geklaut worden. Trump selbst wiederholt immer wieder diese Behauptung, obwohl es dafür keinerlei Beweise gibt.
Nancy Pelosi ist ständiges Ziel verbaler Attacken der politischen Rechten. Trump nennt sie immer wieder «Crazy Nancy» («Verrückte Nancy») und machte sie über die Jahre zu einer Hassfigur für seine Anhänger. Sie ist in der politischen Rangfolge der USA nach Präsident Joe Biden und Vizepräsidentin Kamala Harris die Nummer drei.
«Langer Genesungsprozess»
Die Demokratin wird rund um die Uhr von Leibwächtern bewacht – für Familien von Kongressmitgliedern ist bislang kein Schutz vorgesehen. Kurz vor den US-Zwischenwahlen am 8. November ist der Wahlkampf in den USA in seiner heissen Phase.
In einer Erklärung am späten Montagabend teilte Pelosi mit, sie und ihr Mann seien sehr dankbar für die vielen Nachrichten, mit denen sie «seit dem schrecklichen Anschlag auf Paul am frühen Freitag» überschüttet worden seien – darin seien Besorgnis, gute Wünsche und Gebete übermittelt worden. Ihr Mann Paul mache «stetige Fortschritte in seinem langen Genesungsprozess».
Paul Pelosi musste nach dem Angriff wegen eines Schädelbruchs und ernster Verletzungen am rechten Arm und den Händen operiert werden. Die Ärzte erwarten aber, dass er sich vollständig erholen wird. (SDA/nab)
* Namen bekannt
