Er war eigentlich schon pensioniert
Luftwaffengeneral von Putin über Luhansk abgeschossen

Kanamat Botaschew (†63), ein hochdekorierter General der russischen Luftwaffe, wurde am Sonntag von ukrainischen Streitkräften abgeschossen. Dabei hätte er gar nicht mitkämpfen müssen. Er war bereits in Pension – wollte den Ukraine-Krieg aber nicht verpassen.
Publiziert: 24.05.2022 um 19:10 Uhr
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Aktualisiert: 24.05.2022 um 19:17 Uhr

Seit dem Ausbruch des Ukraine-Krieges haben tausende russische Soldaten ihr Leben verloren. Unter den Toten finden sich auch viele hochrangige russische Militärangehörige.

Nun haben die ukrainischen Streitkräfte erneut einen hochdekorierten russischen Soldaten eliminiert. Am Sonntag wurde der russische Luftwaffengeneral Kanamat Botaschew (†63) über der Region Luhansk abgeschossen. Der Kampfjet-Pilot starb.

Drei ehemalige Soldaten haben den Tod Botaschews gegenüber der «BBC» bestätigt. Dabei sollte sich der General eigentlich gar nicht am Kriegsgeschehen beteiligen. Der 63-Jährige war bis vor kurzem im Ruhestand. Laut der BBC wurde er dann aber wieder in den aktiven Dienst beordnet, weil Russland insbesondere in der Luft einen Mangel an Spezialisten aufwies.

Am Sonntag wurde der russische Luftwaffengeneralmajor Kanamat Botaschew (†63) über der Region Luhansk abgeschossen und starb.
Foto: UKRAINIAN MILITARY CENTER
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Botaschew absolvierte eine Bilderbuch-Karriere. Er soll viele Jahre als Scharfschützenpilot gedient haben. Nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums dauert eine solche Ausbildung zwischen zehn und zwölf Jahren. Schnell kletterte er in der russischen Militärhierarchie die Karriereleiter hoch, bis er schliesslich zum General der Luftwaffe ernannt wurde.

Er flog mehrfach Flugzeuge, die er nicht hätte fliegen dürfen

2012 folgte der Absturz – auch im direkten Sinn des Wortes. Botaschew zeigte sich verantwortlich für den Verlust eines russischen Kampfjets. Obwohl er dieses Modell eigentlich nicht hätte fliegen dürfen, ignorierte der General alle Vorschriften und setzte sich ins Cockpit, begleitet von einem anderen Jet.

In der Luft wollte er dann ein paar Kunststücke vorführen. Dabei verlor der General die Kontrolle über das Jagdflugzeug. Der vordere Jet geriet daraufhin ins Trudeln und stürzte schliesslich ab. Botaschew verteidigte sich vor Gericht mit den Worten: «Ich wollte nur ein solches Kampfflugzeug fliegen, habe aber nicht bedacht, dass ein solches Flugzeug seine eigenen Eigenschaften hat».

Bei dem Prozess zeigte sich: Botaschew hatte bereits ein Jahr zuvor ein ähnliches Vergehen begangen. Auch damals war er einen Jet ohne Genehmigung geflogen. Das Gericht verurteilte ihn in der Folge zu einer vierjährigen Bewährungsstrafe und einer Geldstrafe von umgerechnet 85'000 Franken.

Nach dem Prozess und seiner Verurteilung schied Botaschew aus den Reihen der Streitkräfte aus. Nach Putins Invasion in die Ukraine kehrte der General dem zivilen Leben den Rücken und schloss sich wieder der Armee an. Mehrere Soldaten sagten gegenüber der BBC, ihr früherer Kommandant habe dem Krieg «einfach nicht fernbleiben» können. (ced)


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