Michail Gorbatschow stirbt nach langer Krankheit
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In Moskau:Michail Gorbatschow stirbt nach langer Krankheit

Er öffnete den Eisernen Vorhang
Michail Gorbatschow (†91) ist tot!

Michail Gorbatschow ist im Alter von 91 Jahren gestorben. Der letzte Staatschef der Sowjetunion liess sich im Spital aufgrund einer Krankheit behandeln.
Publiziert: 30.08.2022 um 22:27 Uhr
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Aktualisiert: 31.08.2022 um 07:34 Uhr
Anastasia Mamonova

Der letzte sowjetische Staatschef ist tot! Michail Gorbatschow ist am Dienstag im Alter von 91 Jahren verstorben. Das meldet die russische Nachrichtenagentur Tass mit Verweis auf das Zentralklinikum in Moskau, wo sich Gorbatschow in der letzten Zeit befand. «Michail Sergejewitsch Gorbatschow ist heute Abend nach schwerer und langer Krankheit verstorben», hiess es in einer Meldung. Beim Spital handelt es sich um die wichtigste medizinische Einrichtung der russischen Präsidialverwaltung. Berichten zufolge litt er an einer Nierenkrankheit.

Gorbatschow war von März 1985 bis August 1991 Generalsekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei der Sowjetunion und von März 1990 bis Dezember 1991 Staatspräsident der Sowjetunion. «Gorbi» – wie er auch genannt wurde – öffnete mit seiner Politik der Glasnost (Offenheit) und Perestrojka (Umbau) den Eisernen Vorhang und leitete das Ende des Kalten Krieges ein. Im Jahr 1990 erhielt er den Friedensnobelpreis. Der politische Prozess führte zu massiven Umbrüchen in allen Republiken des Sowjetstaates und letztlich zu einem Zusammenbruch des kommunistischen Imperiums.

Totengräber der Sowjetunion

Ein Grossteil der russischen Bevölkerung sah den früheren Partei- und Staatschef stets als Totengräber der Sowjetunion – und als einen Politiker ohne Machtinstinkt. Gorbatschow trat als Präsident der Sowjetunion 1991 zurück, bevor sich der Staat wenig später selbst auflöste. Der neue starke Mann in Moskau wurde damals der russische Präsident Boris Jelzin (1931–2007).

Letzter Staatschef der Sowjetunion: Michail Gorbatschow (1931–2022).
Foto: IMAGO/SNA
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Bis zu seinem Tod hatte Gorbatschow sich um seine eigene politische Stiftung in Moskau verdient gemacht. Die Organisation setzt sich für demokratische Werte und eine Annäherung Russlands an den Westen ein.

Gorbatschow schrieb zahlreiche Bücher. Zuletzt unter anderem auch über seine Enttäuschung über die Deutschen und den Westen. Konkret beklagte er dabei, dass ein neues Feindbild von Russland im Entstehen sei. Zu den Feiern zum 30. Jahrestag des Mauerfalls im Herbst 2019 war er aus Gesundheitsgründen nicht gereist. Er musste in den vergangenen Jahren immer wieder im Spital behandelt werden.

Der Politiker war Miteigentümer der kremlkritischen Zeitung «Nowaja Gaseta», die immer wieder Missstände in Russland aufdeckt. Gorbatschow hatte in den vergangenen Jahren Kremlchef Wladimir Putin mehrfach aufgefordert, die Freiheit der Medien und Wahlen nicht weiter einzuschränken.

Der Staatsmann wird in Moskau auf dem Neujungfrauenfriedhof für Prominente beerdigt – neben seiner Frau Raissa (1932–1999).

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