Drohnenvideos sollen Landsitz von Putin zeigen
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«Er ist immer paranoider geworden»
Putin-Kennerin verrät, wie sich der Kreml-Chef verändert hat

Kaum jemand aus dem Westen kennt Wladimir Putin so gut wie Angela Stent. Die Wissenschaftlerin verbrachte mehrere Abende mit ihm. Über die Jahre habe sich der Kreml-Chef verändert, sagt sie.
Publiziert: 05.02.2024 um 12:08 Uhr
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Aktualisiert: 05.02.2024 um 12:33 Uhr

Nur wenige Menschen lässt Wladimir Putin (71) in seine Nähe – und schon gar nicht Personen aus dem Westen. Angela Stent (77) ist eine Ausnahme. Sie hat den Kreml-Chef über mehrere Jahre immer wieder getroffen und gilt als eine der renommiertesten Putin-Kennerinnen.

Die Professorin leitet das Zentrum für Eurasien, Russland und Osteuropa der Georgetown Universität in Washington, D.C. Zuvor war sie Nachrichtenoffizierin und arbeitete für das US-Aussenministerium.

Wladimir Putin soll sich über die Jahre immer mehr verändert haben, sagt Angela Stent.
Foto: Getty Images
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«Je selbstbewusster er wurde, desto einschüchternder wirkte er»

Über die Jahre habe sich der russische Präsident verändert, meint Stent. «Das letzte Mal habe ich ihn 2019 getroffen. Mein Eindruck ist, dass er immer paranoider und auch von sich selbst überzeugter wird. Er lebt nur noch in seiner eigenen Welt», sagt sie zu «Focus».

Früher sei er nicht so gewesen, er habe schüchterner gewirkt. Allerdings habe sie schon immer aufgepasst, was sie in seiner Nähe sagt, erzählt die Expertin: «Ich habe mich in seiner Gesellschaft nie entspannt gefühlt. Je selbstbewusster er von Jahr zu Jahr wurde, desto einschüchternder wirkte er.» 

Putin will langfristig immer mehr

Er glaube wirklich, dass der Westen vorhabe, Russland zu zerstören und es seine Aufgabe sei, das zu verhindern. Gleichzeitig wünsche er sich das russische Reich zurück. Das bedeutet: Polen, Litauen und Lettland einzunehmen und zu Russland anzugliedern.

Darum sei Putin auch so gefährlich. Stent weiter: «Wenn es ihm gelingt, weitere ukrainische Gebiete militärisch einzunehmen, wird ihn das garantiert dazu ermutigen, mehr zu wollen. Nicht heute und nicht morgen – aber langfristig sicher.»

«Putin legt jedes Zögern als Schwäche aus»

Der Westen müsse deswegen gemeinsam Stärke repräsentieren. Der Kreml-Chef beobachte die Situation immer genau. «Putin legt jedes Zögern als Schwäche aus. Man darf ihm nie nachgeben, sondern muss ihm stets die Stirn bieten. Eigentlich müsste das inzwischen jedem klar sein.»

Stent betont aber auch, dass aktuell kein Grund zur Panik bestehe. Eine unmittelbare Gefahr für einen weiteren Krieg drohe erst Mal nicht. Der Westen dürfe aber keine Zugeständnisse an Putin machen. Stent: «Er möchte zwar den Anschein erwecken, als ob er zum Verhandeln bereit sei. Aber in Wahrheit hat er kein Interesse daran.» (jmh)


 

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