Er braucht Platz in den Gefängnissen
Thai-König begnadigt 200’000 Häftlinge

Zu seinem Geburtstag lässt der thailändische König 35'000 Häftlinge frei. Zehntausende bekommen eine Strafreduktion.
Publiziert: 29.07.2021 um 11:27 Uhr
Guido Felder

Zu seinem 69. Geburtstag am Mittwoch hat der thailändische König Maha Vajiralongkorn 200’000 Gefangene begnadigt. 35’000 von ihnen, die in 143 Gefängnissen einsitzen, werden auf Bewährung freigelassen. Die anderen erhalten eine Haftreduktion. Das berichtet die «Bangkok Post».

In Thailand gab es vor einem Jahr rund 360’000 Häftlinge, von denen aber wegen der Corona-Krise Zehntausende freigelassen worden sind. Zum Vergleich: In der Schweiz sitzen knapp 7000 Häftlinge ein.

Prominente profitieren

Zu den Begnadigten gehören:

König Maha Vajiranlongkorn feierte am Mittwoch den 69. Geburtstag.
Foto: imago images/ZUMA Wire
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  • Jatuporn Prompan, Chef der Nationalen Allianz gegen Diktatur (Rothemden), wird nächsten Monat auf Bewährung entlassen. Er hat weniger als ein Jahr im Gefängnis verbracht. Wie alle anderen Gefangenen, die auf Bewährung freigelassen werden, wird auch Jatuporn zunächst an einem Trainingsprogramm teilnehmen müssen, bei dem moderne und nachhaltige Landwirtschaft gelehrt wird.

  • Juthamas Siriwan, ehemalige Gouverneurin der thailändischen Tourismusbehörde, war wegen Bestechung bei einem Filmfestival zu 50 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Sie erhält 17 Jahre Strafmilderung. Ihrer Tochter Jittisopha Siriwan wird die Haft von 40 auf 22 Jahre verkürzt.

  • Sorrayuth Suthassanachinda, ein bekannter TV-Moderator, war 2020 wegen Veruntreuung von Werbeeinnahmen zu acht Jahren Haft verurteilt worden. Nach einer ersten Begnadigung wurde er freigelassen, nach der jüngsten Begnadigung darf er nun auch seine Fussfessel entfernen.

  • Boonsong Teriyapirom, der frühere Handelsminister, muss von den 48 Jahren nur noch 16 Jahre absitzen. Er war im Zusammenhang mit dem Reisförderungsprogramm verurteilt worden.

  • Khanchit Thapsuwan, ein ehemaliger demokratischer Politiker, war 2011 wegen Mordes an einem Präsidenten einer Verwaltungsorganisation zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Diese Strafe wird auf elf Jahre verkürzt.

Der König von Thailand hat die Kompetenz, Verurteilte zu begnadigen. Keine Aussicht auf Begnadigung haben Gefangene, die wiederholt einsitzen, die sich hinter Gittern nicht anständig verhalten, die wegen schwerer Drogendelikte verurteilt wurden sowie Gefangene, denen eine Todesstrafe droht.

Auch Schweizer wurden schon begnadigt

Auch Schweizer sind in früheren Jahren begnadigt worden. So hat der Vater des amtierenden Königs, Bhumibol Adulyadej (1927-2016), im Jahre 2007 einen damals 57-jährigen Schweizer aus dem Gefängnis entlassen. Der Mann hatte im Vollrausch fünf Porträts des Monarchen mit schwarzer Farbe besprüht und war dafür zu zehn Jahren Haft verurteilt worden.

2016 wurde einem Schweizer, der wegen Erpressung zu sechs Jahren Haft verurteilt worden war, die Strafe um vier Jahre reduziert. Auch ein Pädosexueller wurde begnadigt. Sogar 1066 Meeresschildkröten wurde vor vier Jahren die Freiheit geschenkt.

Die Begnadigungen sind nicht nur ein Geschenk des Königs, sie dienen jeweils auch dazu, in den massiv überbelegten Gefängnisse Thailands wieder Platz zu schaffen.

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