Entscheid mit weltweiter Signalwirkung
USA halbieren Quarantäne für Asymptomatische auf fünf Tage

In den USA wird die Quarantäne für Covid-Infizierte, die nach fünf Tagen keine Symptome aufweisen, halbiert. Durch die Omikron-Welle und Krankmeldungen ist vielerorts bereits kritische Infrastruktur bedroht. Der US-Entscheid dürfte weltweite Signalwirkung haben.
Publiziert: 27.12.2021 um 23:32 Uhr
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Aktualisiert: 28.12.2021 um 22:30 Uhr

Dieser Entscheid könnte weltweite Signalwirkung haben: Die US-Gesundheitsbehörde (CDC) halbiert die Quarantäne für Infizierte, die keine Symptome aufweisen, von zehn auf fünf Tage. Zudem werden Betroffene dazu angehalten, noch mindestens fünf Tage eine Maske zu tragen, wenn sie sich in der Nähe von anderen Personen aufhalten.

«In Anbetracht der aktuellen Erkenntnisse über Covid-19 und die Omikron-Variante verkürzt die CDC die empfohlene Isolationszeit für Menschen mit Covid-19 von zehn Tagen auf fünf Tage, wenn sie asymptomatisch sind, gefolgt von fünf Tagen Tragen einer Maske, wenn sie in der Nähe von anderen sind», so eine CDC-Erklärung am Montag. Bei den CDC-Leitlinien handelt es sich nicht um Vorschriften, sondern Empfehlungen für Arbeitgeber sowie staatliche und örtliche Behörden. Unter Isolation versteht die CDC die Zeit nach einer bestätigten Infektion.

Der Entscheid beruhe auf wissenschaftlicher Evidenz: «Die Änderung ist durch wissenschaftliche Erkenntnisse begründet, die zeigen, dass die meisten Sars-CoV-2-Übertragungen früh im Krankheitsverlauf stattfinden, in der Regel in den ersten beiden Tagen vor dem Auftreten der Symptome sowie am zweiten und dritten Tag danach. Daher sollten positiv getestete Personen fünf Tage lang isoliert werden.»

Omikron setzt durch Arbeitsausfälle die Wirtschaft unter Druck. Ein Mitgrund, weshalb die USA die Quarantänepflicht für Asymptomatische halbieren.
Foto: Keystone

Sorge um Wirtschaft

Der Entscheid folgt wohl auch aus wirtschaftlichen Überlegungen. Die hochansteckende Omikron-Virusvariante droht, zu grossen Ausfällen in der kritischen Infrastruktur zu führen. Auch der St. Galler Infektiologe Pietro Vernazza warnte unlängst davor, dass die in der Schweiz geltende Quarantänepflicht von zehn Tagen die gesamte Arbeitswelt bedrohe. Auf solche, auch von Ökonomen geäusserte Befürchtungen, scheinen die obersten US-Gesundheitshüter jetzt einzugehen.

Wie CNN berichtet, führen die steigenden Omikron-Zahlen weltweit bereits zu massiven Reiseausfällen. Allein am Montag mussten weltweit offenbar 2800 Flüge annulliert werden, weil sich Personal und Besatzungen krank melden.

Erfolglos beim Bund

Der emeritierte Infektiologe Vernazza wies den Bund als damaliger Chefarzt am Kantonsspital St. Gallen schon im Mai 2020 darauf hin, dass von einer Person mit Symptomen gewöhnlich keine Ansteckungsgefahr mehr ausgehe. Man habe es versucht, erinnert sich Vernazza, «aber erfolglos».

Umso aktueller ist seine Sorge heute unter Omikron. Der Mediziner erachtet eine lange Quarantäne für Symptomlose als Gefahr für die Wirtschaft, die der Gesundheit wenig Nutzen bringe: «Wenn nun das BAG an der zehntägigen Isolationspflicht für Geimpfte und Genesene festhält, selbst dann, wenn die Symptome nach einem Tag abklingen, was nicht ungewöhnlich ist, dann könnte unsere Wirtschaft mehr unter der Omikron-Welle leiden als unsere Spitäler.» (kes)

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