Kadyrow schickt schwer erziehbare Kinder in ein Umerziehungslager
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Auch aus der Ukraine:Kadyrow schickt Kinder in ein Umerziehungslager

Entführte Ukrainer werden in Umerziehungslagern trainiert
Kadyrow baut Kinder-Armee auf

Ukrainische Kinder sollen in Zukunft für die russische Armee kämpfen. Der brutale Rekrutierungsprozess ist in vollem Gange und wird ausgebaut. Welche Kinder-Armeen gibt es auf der Welt sonst noch?
Publiziert: 08.12.2022 um 17:18 Uhr

Russland jagt ukrainische Kinder. Tschetschenen-Führer Ramsan Kadyrow (46) schickt Teenager aus den annektierten Gebieten in Umerziehungslager. Dort müssen Jugendliche aus Donezk und Luhansk Waffenumgang trainieren oder in Reih und Glied marschieren.

Jetzt will er seine Kinder-Armee ausbauen, wie «Radio Free Europe / Radio Liberty» berichtet. Es gebe bereits Pläne für die Eröffnung von mindestens zehn weiteren Lagern in russischen Gebieten.

Heute trainieren, nächstes Jahr in den Krieg

Dahinter steckt ein klarer Plan: «Sie sind heute 16 oder 17 Jahre alt, sodass sie theoretisch in ein oder zwei Jahren als Freiwillige in den Krieg ziehen könnten. In der Zwischenzeit erhalten sie eine militärische Ausbildung», erklärt der tschetschenische Menschenrechtsaktivist Abubakar Jangulbajew (30). Solch paramilitärische Kinderlager gibt es in Tschetschenien seit 2017.

Kadyrow veröffentlichte vor einigen Wochen ein Video aus einem «Umerziehungslager». Jugendliche aus der Ukraine werden dort untergebracht.
Foto: Telegram /Kadyrov_95
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Der Tschetschenen-Führer Kadyrow ist für sein brutales Vorgehen bekannt. Nicht einmal vor den eigenen Kindern macht er halt. Seine Söhne Achmat, Eli (15) und Adam (14) schickte er in den Krieg. Nach wenigen Tagen seien sie mit einigen Kriegsgefangenen zurückgekehrt – zur Freude ihres Vaters. «Das Ergebnis war eine weitere eroberte Stellung, eine aufgelöste feindliche Abteilung und sechs ukrainische Kriegsgefangene», schrieb er auf Telegram.

Zur Rekrutierung der Jugendlichen dient unter anderem das staatliche russische Programm «Teenager Russlands». In diesem werden Kindern im Alter zwischen 12 und 17 Jahren Werte vermittelt, die spiritueller, kultureller, patriotischer oder ästhetischer Art sind. Am Ursprung davon steht Maria Lwowa-Belowa (38), die Beauftragte für Kinderrechte beim Präsidenten der Russischen Föderation. Die Russin wurde während des Kriegs bereits mehrfach scharf kritisiert. Ihr wird die Entführung und Zwangsvermittlung ukrainischer Kinder vorgeworfen. In den USA steht sie auf der Sanktionsliste.

«Rund 250'000 Kinder von Armeen rekrutiert»

Die Historie von Kinder-Armeen auf der ganzen Welt ist lang. Bereits im Zweiten Weltkrieg wurden Heranwachsende von den Nazis als Soldaten missbraucht. Gemäss dem Kinderhilfswerk «Terre des hommes» werden weltweit rund 250'000 Kinder in über 20 Ländern von bewaffneten Gruppen und Armeen rekrutiert und eingesetzt. Und das seit Jahrzehnten.

Mehr als 8000 Kinder, darunter viele Mädchen, wurden in Nigeria seit 2009 von der islamistischen terroristischen Gruppierung Boko Haram rekrutiert und zum Teil gezwungen, sich als Selbstmordattentäter in die Luft zu sprengen. In Kolumbien, Indien, Kamerun oder Syrien geschieht Ähnliches. (nab)


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