Merkel fleht die Deutschen an, Kontakte zu beschränken
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Emotionalste Kanzler-Rede:Merkel fleht die Deutschen an, Kontakte zu beschränken

Emotionalste Rede der Kanzlerin
Merkel fleht die Deutschen an, Kontakte zu beschränken

Deutschlands «Lockdown light»-Strategie funktioniert nicht. 590 Tote innerhalb eines Tages und täglich etwa 20'000 Corona-Neuinfizierte. Angela Merkel wendet sich in ihrer bisher wohl emotionalsten Rede an die Deutschen – und fleht sie an.
Publiziert: 10.12.2020 um 06:48 Uhr
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Aktualisiert: 03.01.2021 um 07:04 Uhr

Der «Lockdown light» in Deutschland reicht nicht aus. Die Zahl der Neuinfektionen liegt mittlerweile bei etwa 20'000 pro Tag – und sinkt trotz der geltenden Massnahmen nicht. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (66) wendet sich in einer ungewohnt emotionalen Rede an die Bevölkerung. Sie fleht die Deutschen an, Kontakte zu beschränken.

Sie sagt: «Wenn wir jetzt vor Weihnachten zu viele Kontakte haben und es anschliessend das letzte Fest mit den Grosseltern war, dann werden wir sicher etwas versäumt haben. Das sollten wir nicht tun.» Die Kanzlerin sagt: «Es tut mir leid, es tut mir wirklich von Herzen leid, aber wenn wir dafür den Preis zahlen, dass wir Todeszahlen von 590 an einem Tag haben, dann ist das nicht akzeptabel.»

Angela Merkel will auf Wissenschaft hören

Es sei unabdinglich, jetzt zu versuchen, möglichst wenig Menschen zu treffen und alle Corona-Massnahmen einzuhalten. Das sieht auch der Virologe Christian Drosten (48) so und fordert einen strengen Lockdown über die Feiertage. «Es ist schon so, dass wir jetzt unbedingt etwas tun müssen», sagte Drosten im Coronavirus-Update von NDR Info.

Ungewohnt emotional wendet sich die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel an die Nation. Sie fleht, man solle die Kontakte beschränken.
Foto: keystone-sda.ch
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Die Massnahmen zur Eindämmung des Coronavirus müssten jetzt verschärft werden – nicht erst nach den Weihnachtsfeiertagen. Denn die Wahrscheinlichkeit sei gross, dass die Weihnachtszeit zu einem Anstieg der Fallzahlen führe. Werde jetzt nicht nachreguliert, drohe «Ende Januar und über den gesamten Februar hinaus» ein strenger Lockdown.

«Letzte Warnung der Wissenschaft»

Mit einem kurzen Lockdown über die Festtage könne ein noch grösserer wirtschaftlicher Schaden verhindert werden, welcher durch einen langen Lockdown verursacht würde. Drosten spricht von einer «deutlichen und letzten Warnung der Wissenschaft».

Der empfohlene Plan zahlreicher deutscher Experten der Nationalen Wissenschaftsakademie Leopoldina zum Festtags-Lockdown: Schulen sollten ab dem
14. Dezember geschlossen werden. Das befürwortet auch Angela Merkel in ihrer Rede. Ebenso sollten laut der Empfehlung ab dem 24. Dezember alle nicht essenziellen Geschäfte geschlossen werden – und erst am 10. Januar wieder öffnen. Das würde zusätzlich zu den Kontaktbeschränkungen und der Schliessung der Restaurants gelten.

Weihnachtsfest dennoch möglich

Über Weihnachten könnte man die Familie jedoch sehen. Laut den Experten sollten jedoch «Zusammenkünfte nur im engsten stabilen Personenkreis stattfinden.» Aktuell berät sich die Politik um Bundeskanzlerin Angela Merkel, wie nun vor und nach den Festtagen vorzugehen sei, um die Pandemie einzudämmen.

Entscheide sich die Politik gegen den Plan der Experten, habe sie sich nicht mehr für die Wissenschaft entschieden, so Drosten. In ihrer Rede macht Merkel jedoch unmissverständlich klar, dass sie der Wissenschaft folgen möchte. (euc)


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