Eltern der getöteten Kinder erheben schwere Vorwürfe
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Massaker in Texas mit 22 Toten:Eltern der getöteten Kinder erheben schwere Vorwürfe

Eltern kritisieren Polizei massiv – und wollten selbst stürmen
Zögerliche Beamte taten «nichts», um Amokläufer zu stoppen

Die Polizei gerät nach dem Blutbad in einer Grundschule im US-Bundesstaat Texas wegen ihres Vorgehens während des Massakers unter Druck. Eltern werfen den Einsatzkräften vor, zu lange untätig gewesen zu sein und nicht rechtzeitig eingegriffen zu haben.
Publiziert: 27.05.2022 um 05:28 Uhr
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Aktualisiert: 27.05.2022 um 09:33 Uhr

Die Behörden bestätigten am Donnerstag, dass der Schütze rund eine Stunde in dem Klassenzimmer verbracht habe, in dem er auf die Schulkinder und Lehrerinnen schoss. Erst dann habe die Polizei den Raum betreten und den 18-Jährigen erschossen.

Bei einer Pressekonferenz in der Gemeinde Uvalde gab Victor Escalon vom Ministerium für öffentliche Sicherheit in Texas weitere Details zum Ablauf der Tat bekannt und sprach von einer «komplexen Situation».

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Eine Stunde tötete der Täter ungehindert

Der Angreifer Salvador R.* habe etwa um 11.40 Uhr (Ortszeit) am Dienstag die Grundschule und schliesslich ein Klassenzimmer in der Nähe eines Eingangs betreten, sagte er. Polizei sei innerhalb weniger Minuten vor Ort gewesen, weil Zeugen den bewaffneten Schützen vor der Schule gesehen hätten.

Nach dem Amoklauf in Uvalde wird massive Kritik an der Polizei laut.
Foto: Getty Images
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Doch dann zögerten die Beamten. «Die Polizei hat nichts unternommen», sagt Angeli Rose Gomez zum «Wallstreet Journal» Sie selbst fuhr 40 Meilen zur Primarschule, in der ihre Kinder die zweite und dritte Klasse besuchen. Nach der Anfahrt konnte sie die Polizei sehen. «Sie standen einfach vor dem Zaun. Sie sind nicht hineingegangen oder irgendwohin gelaufen.»

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Vater verlangte Waffe, um zu stürmen

Zuletzt wurden immer mehr kritische Stimmen von Eltern aus Uvalde laut. Sie werfen der Polizei vor, zu zögerlich gehandelt zu haben. «Ich habe einem der Beamten selbst gesagt, wenn sie nicht reingehen wollen, sollen sie mir seine Waffe und eine Weste leihen und ich werde selbst reingehen, um die Sache zu regeln», sagte Victor Luna dem Sender CNN.

Sein Sohn Jayden habe das Massaker überlebt. Die Polizei habe ihren Job gemacht, sagte Luna. Aber sie hätte es schneller tun können. Andere Eltern äusserten sich ähnlich in US-Medien.

Auf die Frage, warum die Polizei nicht direkt versucht habe, in den Klassenraum einzudringen, sagte Escalon, es hätte den Polizisten an Spezialausrüstung gefehlt. Die Tür sei «verbarrikadiert» gewesen. Die Polizei hatte dann Verstärkung angefordert und Schulkinder und Lehrkräfte in Sicherheit gebracht.

Ausserdem hätte sie versucht, mit dem Schützen zu verhandeln. Dieser habe einen Grossteil der Schüsse ganz zu Anfang abgefeuert. «Während der Verhandlungen wurde nicht viel geschossen, ausser dass er versuchte, die Polizisten auf Abstand zu halten», sagte Escalon. Nach rund einer Stunde seien Spezialkräfte eingetroffen, die den 18-Jährigen erschossen hätten.

Widersprüche in Polizei-Darstellung

Darüber, wie genau sich die Tat abgespielt hat, hatte es in den vergangenen Tagen widersprüchliche Angaben von der Polizei gegeben. Zunächst hiess es, der Schütze sei bereits vor der Schule von einer Sicherheitskraft konfrontiert worden. Das bestätigte Escalon nun nicht.

Stattdessen konnte der 18-Jährige ungehindert durch eine unverschlossene Tür in die Schule laufen. Bei der Pressekonferenz am Donnerstag gerieten die Behörden unter Rechtfertigungsdruck. «Warum klären Sie das nicht auf und erklären uns, wie es sein kann, dass Ihre Beamten eine Stunde lang drin waren (...), aber niemand in der Lage, in diesen Raum zu gelangen?», fragte ein Journalist. (SDA/euc)

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