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Notbremsung verhindert:Video zeigt rote Klammer an der Unfall-Gondel

Einziger Überlebender des Seilbahn-Dramas in Italien
Eitan (5) aus Spital entlassen

Der kleine Eitan (5) überlebte als Einziger das Seilbahnunglück am Lago Maggiore. Er wurde schwer verletzt ins Spital eingeliefert. Der Fünfjährige erholte sich inzwischen und darf nun nach Hause.
Publiziert: 10.06.2021 um 14:00 Uhr
14 Menschen kamen beim Seilbahn-Unglück vom Pfingstsonntag im italienischen Stresa ums Leben.
Foto: keystone-sda.ch
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Beim tödlichen Seilbahnunglück am Lago Maggiore vom 23. Mai verloren 14 Menschen ihr Leben. Nur Eitan (5) überlebte schwer verletzt den Absturz. Seine Eltern, sein Bruder und seine Urgrosseltern kamen ums Leben.

Nach und nach kam der Kleine wieder zu Kräften und erholte sich von dem Absturz. Und nun ist der Fünfjährige auf dem Weg nach Hause. Er durfte am Donnerstag das Spital verlassen, wie italienische Medien berichten. Mit einem Krankenwagen werde er in die Stadt Pavia gebracht. Seine Tante sei bei ihm.

Sie war es auch, die ihn in dieser schweren Zeit begleitete. Auch seine Grossmutter aus Israel, dem Heimatland der Familie, kam nach Italien, um bei ihrem Enkel zu sein.

Notbremse wurde blockiert, um Kosten zu sparen

Eitan hatte grosses Glück. Bei dem Absturz wurde er schwer am Brustkorb verletzt. Zudem erlitt er mehrere Brüche, vor allem an den Beinen. Er befand sich vorübergehend im Koma und musste mehrere Tage lang intubiert werden. Das ist inzwischen Geschichte.

Während der Vollwaise nach Hause darf, gehen die Ermittlungen weiter voran. Klar ist: Das Unglück war wohl eine Frage der Zeit und die Seilbahn eine tickende Zeitbombe. Der Direktor, dessen Ingenieur und der technische Leiter der Seilbahn wollten Reparaturkosten sparen und blockierten die Notbremse mit einer roten Klammer. Und das offenbar schon seit Jahren. Das sollen Aufnahmen von Michael Meier aus der Schweiz beweisen.

Eigentlich hatte der Schweizer Michael Meier die Videos aus purem Interesse an der Technik gemacht. Schliesslich war er mehrere Jahre selber in der Branche tätig. Und interessiert sich auch heute noch für Seilbahnen und deren Technik. Dutzende Bahnen hat er schon gefilmt. Auch die am Lago Maggiore. Doch nun könnten die Aufnahmen wichtiges Beweismaterial sein.

Bremssystem machte komische Geräusche

Als der Schweizer nach dem Unfall auf die sogenannte Forchettone aufmerksam wurde, war er geschockt: «Hätte ich die Klammer gesehen, wäre ich nie in diese Seilbahn eingestiegen», so Meier zu Blick.

Und tatsächlich deutet alles darauf hin, dass das Bremssystem der Gondel schon in den Wochen vor dem Unglück defekt war, komische Geräusche machte und die Gondel immer wieder blockiert war.

Es hätte einer gründlichen Reparatur bedurft. Das jedoch hätte 48 Stunden Betriebsausfall bedeutet. Damit es nicht wieder zu Pannen und Verzögerungen kommt, ordnete der technische Leiter, Gabriele T.* (63) an, die Notbremse mit zwei sogenannten Gabeln ausser Kraft zu setzen. Und das schon Ende April. Allein in den 14 Tagen vor dem Absturz wurden die Bremsen bei zehn Gelegenheiten deaktiviert. Genau das kostete wohl 14 Menschen am Pfingstsonntag das Leben und machte Eitan zum Vollwaisen. (jmh)

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