Einrichtung von Sicherheitszonen
Russland und Türkei wollen sich in Syrien enger abstimmen

Recep Tayyip Erdogan und Wladimir Putin trafen sich in Ankara zu Syrien-Gesprächen. Die beiden Staatschef einigen sich auf eine Strategie zur Zusammenarbeit ihrer Diplomaten, Militärs und Geheimdienste im syrischen Bürgerkrieg. Beide Länder wollen die Einrichtung von Sicherheitszonen vorantreiben.
Publiziert: 29.09.2017 um 08:54 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 13:55 Uhr

Vier Deeskalationszonen in Planung

Beide bekräftigten die Einrichtung von vier sogenannten Deeskalationszonen in Syrien, die Mitte September bei der jüngsten Gesprächsrunde in Astana in Kasachstan vereinbart worden war.

An den Astana-Gesprächen nehmen Russland und der Iran als Unterstützer der syrischen Regierung teil, die Türkei gilt als Schutzmacht der Opposition.

Gemeinsam wollten beide Länder die Einrichtung einer solchen Sicherheitszone in der bislang von Dschihadisten kontrollierten Region vorantreiben, sagte Erdogan am Donnerstag nach dem Treffen.

Der russische Präsident Putin (l.) besuchte am Donnerstag Erdogan (r.) für Gespräche in Ankara.
Foto: imago/Depo Photos
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Die grösste dieser Schutzzonen soll in der nordsyrischen Provinz Idlib entstehen. Der Weg dahin sei nicht einfach gewesen, sagte Putin. Aber damit würden die Voraussetzungen für eine Rückkehr der Flüchtlinge und ein Ende des «brudermörderischen» Krieges in Syrien getroffen.

Spaltung von Syrien und Irak verhindern

Putin betonte, nach mehr als sechs Jahren Bürgerkrieg lägen die «notwendigen Bedingungen» für ein Ende des Konflikts vor. Russland und die Türkei wollten ihre «Koordinierung vertiefen«, um ein Ende der Kämpfe zu erreichen.

Russland und die Türkei wollen nach den Worten des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan eine Spaltung des Iraks und des Bürgerkriegslandes Syrien verhindern: «Beim Thema territoriale Integrität, sei es die des Iraks oder Syriens, sind wir einer Meinung.»

Die Karte zeigt die Gebiete der Türkei, Syrien, Irak und Iran, sowie kurdische Siedlungsgebiete. Die Zahlen geben die Anzahl Kurden in den jeweiligen Ländern an.
Foto: HEIKE PIETSCH

Unabhängigkeitsreferendum der Kurden

Erdogan betonte erneut, das Unabhängigkeitsreferendum im Irak, bei dem fast 93 Prozent für eine Abspaltung der Kurdenregion stimmten, habe «überhaupt keine Legitimität«. «Leider hat die Regionalregierung, indem sie das Referendum trotz aller freundschaftlichen Warnungen abgehalten hat, einen grossen Fehler begangen.»

Erdogan kündigte nicht näher benannte «Massnahmen» gegen die kurdische Führung an. Zuvor hatte er gedroht, die Ölexporte der Kurdenregion über die Türkei zu stoppen. Er hatte auch militärische Schritte nicht ausgeschlossen.

Putin verwies auf die Haltung seiner Regierung, wonach das Unabhängigkeitsreferendum der Kurden im Irak das Land nicht destabilisieren dürfe.

Rapide Annäherung an Russland weckt Argwohn

Der nur wenige Stunden dauernde Besuch Putins bei Erdogan war auch eine Demonstration der engen Partnerschaft, die die beiden Präsidenten inzwischen aufgebaut haben. Bei der Pressekonferenz - bei der keine Fragen zugelassen waren - bezeichneten Putin und Erdogan den jeweils anderen als Freund.

Die rapide Annäherung des Nato-Partners Türkei an Moskau wird im Westen mit Argwohn beobachtet. Das gilt besonders, seit Ankara mit Moskau den Kauf des modernen russischen S-400-Luftabwehrsystems vereinbart hat.

Dabei herrschte bis zum Sommer vergangenen Jahres noch Eiszeit zwischen Russland und der Türkei. Auslöser der schweren Krise war der Abschuss eines russischen Kampfjets durch die Türkei im November 2015. Im August 2016 legten beide Seiten den Konflikt offiziell bei, nachdem Erdogan sich entschuldigte. Die damals verhängten Sanktionen hat Moskau aber immer noch nicht vollständig aufgehoben.
(SDA)

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