Eine Flugverbotszone könnte zu einem Weltkrieg führen
Der Westen schlägt Selenskis grösste Bitte ab

Mit einer Flugverbotszone könnten die russischen Kampfjets von der Ukraine ferngehalten werden. Doch so einfach ist das gar nicht. Es wäre vor allem brandgefährlich, wenn die Nato das Verbot durchsetzen müsste.
Publiziert: 06.03.2022 um 20:07 Uhr
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Aktualisiert: 07.03.2022 um 10:51 Uhr
Guido Felder

Sie ist eine der grossen Hoffnungen von Wolodimir Selenski (44), um die russischen Angriffe stoppen zu können: die Flugverbotszone über der Ukraine. «Wenn ihr den Himmel jetzt nicht schliessen wollt, dann nennt mir eine Frist», rief der ukrainische Präsident die Nato-Staaten verzweifelt auf. «Sagt mir, wie viele Menschen sollen in die Luft fliegen, wie viele Arme, Beine, Köpfe braucht ihr, damit das zu euch durchdringt?»

Doch niemand im Westen, weder die Nato noch die USA, hat ein Interesse daran, den Luftraum zu sperren.

Denn so wirksam die Massnahme tönt, so schwierig und vor allem gefährlich ist sie. Da sich die Russen niemals an ein Verbot halten würden, müsste die Nato als Luftpolizei das Verbot durchsetzen und die russischen Jets kontrollieren, zur Landung zwingen oder sogar abschiessen.

Eine Su-30SM der russischen Armee bei einer Übung vor der Invasion: Ein Aufeinandertreffen mit Nato-Jets wäre verheerend.
Foto: AFP
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Das Risiko ist dann gross, dass es zu dem Szenario kommt, das für die ganze Welt verheerend wäre: einer Ausweitung des Krieges über die ukrainischen Grenzen hinaus mit den beiden mächtigsten Armeen der Welt.

Für Putin eine Kriegserklärung

Der russische Präsident Wladimir Putin (69) warnte vor solchen Massnahmen. Er betrachte eine Einrichtung einer Flugverbotszone über der Ukraine durch Dritte als «Beteiligung am bewaffneten Konflikt». «Diese Sanktionen, die verhängt werden, kommen einer Kriegserklärung gleich, aber Gott sei Dank ist es nicht so weit gekommen.»

Bei der Nato sei die Flugverbotszone thematisiert worden, sagte Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg (62). Die Alliierten seien sich aber einig, dass Nato-Flugzeuge nicht im ukrainischen Luftraum operieren sollten.

«Wir haben als Nato-Verbündete die Verantwortung, eine Eskalation dieses Krieges über die Ukraine hinaus zu verhindern, denn das wäre noch gefährlicher, verheerender und würde noch mehr menschliches Leid verursachen», sagte Stoltenberg. Man verstehe die Verzweiflung der Ukraine, man sei aber überzeugt, dass ein solcher Schritt zu einem grossen Krieg in ganz Europa führen könnte.

Bisher drei Flugverbotszonen

Das gleiche Signal kam auch von US-Aussenminister Antony Blinken (59). Präsident Joe Biden (79) habe deutlich gemacht, dass man keinen Krieg mit Russland führen werde. Aber man werde grosse Anstrengungen mit Verbündeten und Partnern unternehmen, um den Ukrainern die Mittel zu geben, sich wirksam zu verteidigen. Blinken schloss dabei auch nicht aus, dass die USA der Ukraine zusätzliche Kapazitäten zur Flugabwehr bereitstellen könnten.

Eine Flugverbotszone muss vom Uno-Sicherheitsrat beschlossen werden. Bisher wurde das Mittel in drei Kriegen eingesetzt: 1991 im Golfkrieg, um die Kurden und Schiiten zu schützen, 1992 in Bosnien und 2011 in Libyen.

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