Jagd nach RAF-Komplizen
Deutsche Polizei stoppt Wohnmobil mitten auf Autobahn

Nachdem Daniela Klette, eine Anhängerin der ehemaligen Rote Armee-Fraktion, in Deutschland nach 30 Jahren festgenommen wurde, suchen Ermittler nun auf Hochtouren weitere Mitglieder. Dazu wurde in Berlin eine Wohnung durchsucht.
Publiziert: 04.03.2024 um 17:11 Uhr
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Aktualisiert: 04.03.2024 um 17:39 Uhr

Das Spezialeinsatzkommando (SEK) rückte mit gepanzertem Fahrzeug, Blendgranaten und viel Unterstützung an. Am frühen Sonntagmorgen durchsuchte die Polizei in Berlin Teile eines links-alternativen Bauwagengeländes – «im Zusammenhang mit der Fahndung» nach den gesuchten Ex-RAF-Terroristen Ernst-Volker Staub (69) und Burkhard Garweg (55), wie das federführende Landeskriminalamt (LKA) Niedersachsen mitteilte. Schnell wurde klar, dass die Gesuchten nicht dort waren. Am Montag folgte ein weiterer Einsatz des SEK: Auf einer Autobahn im deutschen Bundesland Hessen stoppten die schwer bewaffneten Beamten ein Wohnmobil. Dies schreibt die deutsche «Bild». 

Ermittler des LKA Niedersachsen und SEK-Beamte keilten am Montagnachmittag auf einem A 5-Parkplatz bei Alsbach-Hähnlein ein Wohnmobil mit Münchener Kennzeichen ein. Ein Mann wurde in Handschellen abgeführt, schreibt die Zeitung. Eine Sprecherin des Landeskriminalamts sagte hingegen, eine Festnahme habe es nicht gegeben. 

Wenige Tage nach der Festnahme der früheren RAF-Terroristin Daniela Klette (65) in Berlin waren die Ermittler offenbar zumindest einem der Männer dicht auf der Spur: Sie gehen davon aus, dass Burkhard Garweg eine Unterkunft auf dem durchsuchten Bauwagengelände genutzt hat. Ein Bauwagen-Container wurde beschlagnahmt. «Wir gehen davon aus, dass der Bauwagen-Container die Unterkunft von Burkhard Garweg gewesen ist», sagte eine LKA-Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur noch vor wenigen Tagen.

Rund 130 Polizisten suchten am Sonntag nach zwei weiteren Anhängern der Roten Armee Fraktion.
Foto: keystone-sda.ch
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Weitere Durchsuchung am Sonntag

Am Abend durchsuchten Polizisten nur etwa zwei Kilometer entfernt eine Wohnung in der Nähe des Boxhagener Platzes. Die Massnahmen stünden in Verbindung mit der Suche nach Staub und Garweg, sagte eine LKA-Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur. Zuvor hatte die «Bild»-Zeitung berichtet. «In der Wohnung wurde niemand angetroffen, folgerichtig gibt es dann auch keine Festnahme oder sonstige Dinge», sagte die Sprecherin am späten Abend. Ob Spuren gefunden wurden, die die Ermittler bei der weiteren Suche helfen könnten, sagte sie nicht.

Mehr Details nannte die Sprecherin auf Nachfrage zunächst nicht. Auf der Strasse standen vermummte Zivilpolizisten und ein Panzerfahrzeug, die später zum Grossteil abzogen, wie ein dpa-Reporter beobachtete. Mehrere Dutzend Schaulustige versammelten sich, um die Vorgänge zu verfolgen. Der Eingangstür wurde von uniformierten Polizisten bewacht. Auch das Bundeskriminalamt war den Informationen zufolge beteiligt. Insgesamt standen rund 130 Polizisten im Einsatz.

Vor 30 Jahren untergetaucht

Erst vor wenigen Tage war ebenfalls in Berlin die frühere RAF-Terroristin Daniela Klette festgenommen worden. Staub und Garweg waren wie Klette (65) vor über 30 Jahren untergetaucht. Alle drei gehörten der dritten Generation der früheren Rote Armee-Fraktion an.

Gegen Klette, Staub und Garweg bestehen Haftbefehle wegen des Verdachts der Beteiligung an Terroranschlägen. Sie wurden beziehungsweise werden auch wegen mehrerer Raubüberfälle gesucht. Zwischen 1999 und 2016 sollen sie Geldtransporter und Supermärkte in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen überfallen haben. Ihnen wird auch versuchter Mord vorgeworfen, weil dabei geschossen wurde. (SDA)

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