Dieser Star-Anwalt verteidigt Christian B.
1:33

Drei Wochen nach Entführung!
Zeuge sah Maddie in VW-Bus – Polizei tat nichts

Vor 13 Jahren verschwand Madeleine «Maddie» McCann spurlos. Hauptverdächtiger: Christian B. (43). Erst jetzt geriet er ins Visier der Ermittler. Der Grund: Die portugiesische Polizei ging einem entscheidenden Hinweis nicht nach. Das kostete Maddie offenbar das Leben.
Publiziert: 07.06.2020 um 11:29 Uhr
|
Aktualisiert: 11.07.2020 um 16:16 Uhr
Christian B., mutmasslicher Täter im Fall Maddie.
Foto: BILD
1/23

Was geschah nur mit der kleinen Madeleine «Maddie» McCann?

Seit 13 Jahren ist der Fall ungelöst. Viele Fragen sind offen. Nun führt eine heisse Spur zu Christian B.* (43). Der Deutsche soll die damals Dreijährige am 3. Mai 2007 aus einem Ferienressort im portugiesischen Praia da Luz entführt und danach ermordet haben.

Jahrelang tappten die Ermittler im Dunkeln. Der Fall Maddie schien für immer ungelöst. Aber nicht, weil Christian B. so genial vorging, sondern weil die portugiesische Polizei schlampte. Bereits drei Wochen nach dem Verschwinden von Maddie bekamen die Beamten einen entscheidenden Hinweis der britischen Polizei.

Ein Augenzeuge hatte das kleine Mädchen in einem VW-Bus gesehen. Sofort meldeten die Briten diesen Hinweis an ihre Kollegen in Portugal. Schickten ein Memo mit dem Vermerk «Dringend», wie die britische Zeitung «The Sun» berichtet. Doch nichts geschah. Zwei Wochen später fragten die Briten erneut an, baten dem Hinweis nachzugehen. Die Portugiesen taten das aber nicht. Und das obwohl, ein weiterer Tourist berichtete, wie er einen verdächtigen Mann mit dem VW-Bus sah. Vieles deutete auf Christian B. hin. Doch unternommen wurde nichts. Warum ist unklar.

Ein fataler Fehler, wie sich jetzt, 13 Jahre später, zeigt. Denn jetzt ist klar: Christian B. war in diesem Zeitraum tatsächlich mit einem VW-Bus T3 Westfalia unterwegs. Laut dem deutschen Bundeskriminalamt (BKA) deutet vieles daraufhin, dass er den Bus für seine Tat nutzte. Das BKA veröffentlichte diese Woche Bilder von dem Fahrzeug, um weitere Hinweise zu bekommen.

Die britische Polizei hat etwa 400 neue Hinweise im Mordfall Maddie erhalten. Sie seien telefonisch oder per E-Mail eingegangen, teilte ein Polizeisprecher am Sonntag in London mit. Während die Ermittler in Deutschland von Maddies Tod überzeugt sind, geht die britische Polizei hingegen auch nach 13 Jahren weiter von einem Vermisstenfall aus. «Es gibt keinen endgültigen Beweis, dass Madeleine noch lebt oder tot ist», sagt ein Sprecher von Scotland Yard der Deutschen Presse-Agentur.

«Sein Blick liess mich erschaudern»

Auch eine andere britische Zeugin, Angie Dawes (45), will den Verdächtigen wiedererkannt haben, berichtet «The Sun». B. soll sich damals in der Nähe des Appartements der Familie McCann merkwürdig verhalten haben. Die Zeitung nennt die Frau eine «glaubwürdige Zeugin», die den Mann schon wenige Stunden nach dem Verschwinden des kleinen Mädchens in der Ferienanlage in Portugal beschrieben haben soll.

Als ihr nun ein Bild von dem Verdächtigen gezeigt wurde, sagte Dawes: «Das ist der Mann, den ich gesehen habe.» Und weiter: «Sein Blick liess mich bis auf die Knochen erschaudern.» Scotland Yard wollte den Bericht auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur am Wochenende nicht kommentieren.

Im Moment sitzt der Deutsche im Knast. Nach 2007 beging er mehrere Straftaten. Darunter Drogenhandel, Vergewaltigung und sexueller Missbrauch von Kindern. Nun könnte der nächste Prozess anstehen. Doch bislang fehlt den Ermittlern noch der entscheidende Durchbruch, um Christian B. die Entführung und Ermordung nachweisen zu können. Die Behörden appellieren daher an die Bevölkerung. Wer hatte 2007 Kontakt mit B.? Oder hat ihn gesehen? Wer erinnert sich an den VW-Bus? Wer hielt sich Anfang Mai 2007 an der Algarve auf und verfügt noch über Bildmaterial wie Urlaubsfotos oder Videos?

Christian B. lebte zwischen 1995 und 2007 mehr oder weniger dauerhaft an der Algarve, unter anderem für einige Jahre in einem Haus zwischen Lagos und Praia da Luz. Er ging in diesem Zeitraum im Raum Lagos mehreren Gelegenheitsjobs, unter anderem in der Gastronomie, nach. Daneben hielt er sich offenbar mit Einbrüchen in Hotelanlagen und Ferienwohnungen sowie Drogenhandel über Wasser. (jmh)

* Name bekannt

Fehler gefunden? Jetzt melden