Donald Trump, Barack Obama oder Wolodimir Selenski
So verkaufen Politiker ihre Marke

Ob Donald Trump, Barack Obama oder Wolodimir Selenski: Politiker verkaufen ihre Marken als perfekt inszenierte Unterhaltung.
Publiziert: 18.12.2022 um 15:57 Uhr
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Aktualisiert: 19.12.2022 um 08:52 Uhr
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Peter HossliReporter & Leiter Journalistenschule

Etwas Grosses werde er ankündigen, versprach Donald Trump (76) letzten Mittwoch. Als er es tags darauf tat, erntete der ehemalige US-Präsident Hohn und Häme. Fortan verkauft er digitale Bilder, die allesamt ihn zeigen. Mal als Superhelden, mal als Astronauten, im Frack oder als Fackelträger der Freiheitsstatue. Die Bilder basieren auf NFT-Technologie und kosten im Paket 99 Dollar.

Trump gebe sich als das, was er sei: eine Comicfigur. Das Geld fliesse nicht in den Wahlkampf, sondern auf sein privates Konto. Gierig bereichere er sich an seiner Zeit im Weissen Haus.

Nun, ein Pionier ist Trump nicht. Raffgier gehört genauso zu Ex-Präsidenten wie Agenten, die sie schützend umzingeln. Im Angebot haben alle das Gleiche: Ruhm und Bekanntheit als Politiker.

Mit NFT-Bildern verkauft sich Trump unter anderem als Superheld.
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Obamas sind besonders erfolgreich

Niemand ist erfolgreicher als das Ehepaar Obama, bestehend aus Ex-Präsident Barack (61) und First Lady Michelle (58). Schneller als alle vor ihnen münzen sie die Jahre in Washington in Millionen um. Ihr Medienkonzern heisst Higher Ground Productions – erhabene Produktionen.

Der Name ist Programm. Barfuss geht Barack Obama in einem Dokumentarfilm den Strand entlang und redet über bedrohte Schildkröten. Michelle Obama erteilt im neuen Buch Ratschläge für grosse und kleine Krisen.

Das wirkt eleganter, als wenn Trump ungehobelt den Sheriff im alten Westen gibt. Letztlich ist es das Gleiche. Beide Teams verwandeln politische Marken in Unterhaltungsprodukte, ja in Kitsch.

Memoiren für 65 Millionen Dollar verkauft

Die Obamas wissen um ihre Ausstrahlung. Lancieren sie Buch oder Film, erscheinen diese in mehreren Sprachen, begleitet von Podcasts und unkritischen TV-Interviews. Zu ihren Kunden zählen Spotify und Netflix. Ihre Memoiren verkauften sie zusammen für 65 Millionen Dollar – ein Vielfaches des Rekords. Ex-Präsident Bill Clinton (76) kassierte für «My Life» 15 Millionen.

Aktuell erhalten Ex-Präsidenten eine jährliche Rente von 220'000 Dollar. Doch bereits der 18. US-Präsident, Ulysses S. Grant (1822–1885), verschönerte sich den Lebensabend mit Memoiren, die zu Bestsellern wurden. Gerald Ford (1913–2006) war der erste Ex-Präsident, der für Auftritte hohe Honorare annahm. Rekordhalter in dieser Sparte sind Bill und Hillary Clinton (75). Mit Reden nahmen sie über 150 Millionen Dollar ein.

Selbst im Krieg macht Hollywood politische Stars. Für Netflix liess der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski (44) jüngst in einer U-Bahn-Station in Kiew ein TV-Studio einrichten. Dort befragte ihn Entertainer David Letterman (75). Der Präsident – einst Komiker – gibt sich mal ernst, mal lustig, dann nachdenklich. Letterman mimt Betroffenheit. Vorbeifahrende Züge und Sirenen liefern dramatische Töne. All das ist vorzügliche Unterhaltung von der Front.

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