«Wegen Hautfarbe ist mir langes Leben nicht garantiert»
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Demonstranten in Minneapolis:«Wegen Hautfarbe ist mir langes Leben nicht garantiert»

Die Wut der Demonstranten in Minneapolis
«Wie viele Menschen müssen noch sterben?»

Die Proteste gegen Polizeigewalt hinterlassen ganze Strassen und Quartiere in Minneapolis zerstört. Die Proteste eskalieren in Plünderungen und Flammen. BLICK hat mit den Demonstranten gesprochen.
Publiziert: 30.05.2020 um 10:18 Uhr
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Aktualisiert: 02.06.2020 um 11:35 Uhr
Nicola Imfeld aus Minneapolis (USA)

Die Bevölkerung von Minneapolis trauert und rast vor Wut. Der Tod des Afroamerikaners George Floyd (†46) am Montag treibt Tausende auf die Strasse. Tagsüber demonstrieren sie mit Schildern und Schutzmasken – friedlich. Nachts lassen sie ihrer Wut freien Lauf, zünden Polizeiwachen, Autos und Läden an.

Die Afroamerikanerin Chioma (22) trägt einen Mundschutz, als sie während der hellen Stunden demonstriert. Zu BLICK sagt sie: «Genug ist genug. Wie viele Menschen aus meiner Gemeinschaft müssen noch sterben? Nur wegen meiner Hautfarbe ist mir ein langes Leben nicht garantiert. Wir müssen etwas ändern.»

Ein weiterer Afroamerikaner betont: «Jedes Leben zählt. Ob schwarz oder weiss.» Er stelle sich gegen die Willkür der Polizei. «Das Gesetz sagt: ‹unschuldig bis zum Beweis des Gegenteils.› Trotzdem werden wir grundlos festgenommen.»

Chioma (22) demonstriert für ihre Gemeinschaft: «Wie viele von uns müssen noch sterben, bis etwas passiert?» fragt sie.
Foto: Nicola Imfeld
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Polizei schiesst mit Gummischrot auf Marin

Georg Floyd kam nicht einmal hinter Gitter. Polizist Derek Chauvin tötete ihn auf offener Strasse. Die Wut über den Vorfall, der Wunsch nach Veränderung ergriff auch den weissen Teil der Bevölkerung. Davis sagt: «Ich sehe mich verpflichtet, das Privileg meiner Hautfarbe zu nutzen, um mich für die Gleichberechtigung einzusetzen.»

Dieser Kampf dauere schon lange. Die «oben» müssten nun reagieren. «Wir brauchen eine grosse strukturelle Veränderung. Das gesamte Polizeiwesen muss neu aufgebaut werden», so sein Kollege Mark.

Die Wut auf Polizei und Politik entlädt sich in den Abendstunden. Ab 20 Uhr wurde für Minneapolis deshalb eine Ausgangssperre verhängt. Diese stoppt die Demonstranten aber nicht. Entfesselte Gewalt – auch seitens der Polizei. Die Beamten beginnen, mit Gummischrot in die Menge zu schiessen.

Martin wird am Arm getroffen. «Das tut verdammt weh», sagt er. Er und seine Kollegen hätten friedlich demonstriert. «Die Polizei hat trotzdem geschossen was das Zeug hält.» Im Getümmel habe er seine Brille verloren. «Ich sehe kaum noch was. Aber ich gehe nicht nach Hause!»

«Um Zerstörung geht es nicht»

Das aggressive Vorgehen der Polizei bekommt auch Jason, ein lokaler Journalist in Minneapolis, mit. Seit drei Tagen dokumentiert er die Proteste, hat sich extra eine leuchtgelbe Westen angezogen, um sichtbar zu sein. «Das kümmert die Polizei nicht. Die Beamten haben mich verfolgt und zu Boden gerissen. Meine Kamera und mein Kopf schlugen auf dem Beton auf», erzählt Jason.

Je später es wird, desto mehr eskalieren die Spannungen. Friedliche Proteste gipfeln in Zerstörung und Chaos. Demonstranten zünden eine Polizeiwache und zahlreiche Läden an. Manche fackeln komplett ab.

Chioma stellt sich entschieden gegen Gewalt und Vandalismus. «Wie die meisten von uns», sagt sie. Es sei am Ende nur ein kleiner Teil, der die Situation ausnutze, um zu zerstören. Chioma stellt klar: «Darum geht es uns gar nicht.» Und doch überstrahlen die gewaltsamen Proteste in der Nacht auf Samstag alles.

Der brutale Tod von George Floyd (†46)

Am Montagabend, 25. Mai, rückt die Polizei von Minneapolis aus, um den Afroamerikaner George Floyd (†46) festzunehmen. Der Grund: Ein mutmassliches Fälschungsdelikt. Während der brutalen Verhaftung wird Floyd tödlich verletzt. Er stirbt kurz darauf im Spital.

Die letzten schmerzhaften Minuten seines Lebens wurden auf Video festgehalten. Der Clip verbreitete sich in den sozialen Netzwerken wie ein Lauffeuer. Entsetzen und Ausschreitungen in zahlreichen Städten der USA sind die Folge.

Die Aufnahmen zeigen, wie ein weisser Polizist sein Knie an den Hals des Afroamerikaners drückt. Minutenlang. Floyd fleht wiederholt um Hilfe, versprach, widerstandslos mitzukommen. «Ich kann nicht atmen», sagt er zuletzt. Dann bleibt er still, verliert sein Bewusstsein.

Passanten schreien die Polizisten an. Doch der Beamte Derek Chauvin presst mit seinem Knie Floyds Kehlkopf weiterhin auf den Asphalt. Erbarmungslos. Später rufen die Beamten die Ambulanz. Im Spital wird der Festgenommene für tot erklärt.

Nach der Verbreitung des Videos werden die vier beteiligten Polizisten aus dem Dienst entlassen. Derek Chauvin wird am Freitag, 29. Mai festgenommen. Er steht unter Mordverdacht.

Floyds Tod treibt in den ganzen USA die Menschen auf die Strasse. Sie demonstrieren gegen Polizeigewalt, insbesondere an dunkelhäutigen Menschen. Die Proteste eskalieren teils in heftigen Ausschreitungen und Verwüstungen.


Am Montagabend, 25. Mai, rückt die Polizei von Minneapolis aus, um den Afroamerikaner George Floyd (†46) festzunehmen. Der Grund: Ein mutmassliches Fälschungsdelikt. Während der brutalen Verhaftung wird Floyd tödlich verletzt. Er stirbt kurz darauf im Spital.

Die letzten schmerzhaften Minuten seines Lebens wurden auf Video festgehalten. Der Clip verbreitete sich in den sozialen Netzwerken wie ein Lauffeuer. Entsetzen und Ausschreitungen in zahlreichen Städten der USA sind die Folge.

Die Aufnahmen zeigen, wie ein weisser Polizist sein Knie an den Hals des Afroamerikaners drückt. Minutenlang. Floyd fleht wiederholt um Hilfe, versprach, widerstandslos mitzukommen. «Ich kann nicht atmen», sagt er zuletzt. Dann bleibt er still, verliert sein Bewusstsein.

Passanten schreien die Polizisten an. Doch der Beamte Derek Chauvin presst mit seinem Knie Floyds Kehlkopf weiterhin auf den Asphalt. Erbarmungslos. Später rufen die Beamten die Ambulanz. Im Spital wird der Festgenommene für tot erklärt.

Nach der Verbreitung des Videos werden die vier beteiligten Polizisten aus dem Dienst entlassen. Derek Chauvin wird am Freitag, 29. Mai festgenommen. Er steht unter Mordverdacht.

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