Die Studien laufen
Kommt bald die Impfung gegen Krebs?

Das deutsche Unternehmen Biontech spannt mit dem britischen Gesundheitsdienst zusammen. Das ambitionierte Ziel: Mithilfe der mRNA-Technologie einen Krebsimpfstoff zu entwickeln.
Publiziert: 19.02.2023 um 16:59 Uhr

Schon bald könnten Tumorerkrankungen ihren Schreck verlieren. Wie der britische Gesundheitsminister Steve Barclay (50) im Januar sagte, hat der nationale Gesundheitsdienst eine Vereinbarung mit dem deutschen Unternehmen Biontech geschlossen. «Unsere Patienten werden zu den Ersten gehören, die an Studien zur Behandlung mit neuen Therapien teilnehmen können, um Krebs zu behandeln und ein Wiederauftreten zu verhindern.»

Der erste Brite oder die erste Britin soll noch dieses Jahr behandelt werden. Bis 2030 sollen es in Grossbritannien offenbar bis zu 10’000 Patienten sein. Im Gegensatz zu Deutschland sind denn in England die Bedingungen zur Entwicklung von neuen Heilverfahren gut, schreibt der «Spiegel».

Biontech-Gründerin Özlem Türeci (55) sagt: «Ziel unserer Partnerschaft ist es, personalisierte Krebsimmuntherapien zu entwickeln, zuzulassen und parallel die Rahmenbedingungen zu erarbeiten, um diese Therapien möglichst breit als neue Standardtherapie verfügbar zu machen.»

Bis 2030 soll es eine Impfung gegen Krebs geben. Das sagt die Gründerin des deutschen Unternehmens Biontech, Özlem Türeci.
Foto: Biontech
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Das Immunsystem soll die Krebszellen vernichten

Wie das Ganze funktionieren soll: Mithilfe der mRNA-Technik soll das Immunsystem dazu angeregt werden, Krebszellen zu erkennen und diese zu vernichten. Vielen dürfte diese mRNA-Technik bereits bekannt sein: Sie ist auch die Basis des Biontech-Coronaimpfstoffes.

Konkret werden die Forscher den Patienten sowohl gesunde als auch Krebszellen entnehmen. Anschliessend vergleichen sie deren Erbmaterial. So können sie feststellen, welche Tumor-Proteine die Krebszellen enthalten. Mit der mRNA-Technik werden dann einige Tumorproteine im Körper des Patienten hergestellt – und der personalisierte Impfstoff leitet das Immunsystem dazu an, die Krebszellen gezielt zu attackieren.

Schon jetzt werden bei Biontech verschiedene Krebs-Impfstoffe entwickelt. Erste Ergebnisse liegen zu Karzinomen an der Bauchspeicheldrüse vor. Laut Mediziner Uğur Şahin (57), der Biontech mit seiner Frau Türeci gründete, ist die Technik weit vorangeschritten. «2014 haben wir drei bis sechs Monate gebraucht, um einen individualisierten Krebsimpfstoff herzustellen, aktuell sind wir bei vier bis sechs Wochen. Unser Ziel ist es, deutlich unter vier Wochen zu kommen.»

Das Unternehmen ist dabei, die Krebsarten, die Impfstoff-Kandidaten und die Standorte für die Untersuchungen in Grossbritannien auszuwählen. Noch offen ist die Frage nach der idealen Impfstoff-Rezeptur. (tva)

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