Kanadische Sniper-Legende Wali kämpfte in der Ukraine
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Schon im Irak, und Afghanistan:Kanadische Sniper-Legende Wali kämpfte in der Ukraine

«Die Russen umzingelten uns»
Kanadischer Elite-Sniper über Front-Einsatz in der Ukraine

Schon seit fast zwei Monaten kämpft der kanadische Scharfschütze «Wali» für die Ukraine gegen Russland. Um ein Haar wäre er bereits getötet worden, wie er berichtet.
Publiziert: 22.04.2022 um 21:38 Uhr

Er ist einer der gefürchtetsten Scharfschützen der Welt und kämpft in der Ukraine gegen die russische Armee. Seit zwei Monaten ist der Kanadier, der nur unter seinem Spitznamen «Wali» bekannt ist, mittlerweile im Einsatz.

In einem Interview mit der «Bild» berichtet «Wali» von seinen Erlebnissen vor Ort. Zur neuen Russen-Offensive im Osten der Ukraine erklärt er: «In den Vororten von Kiew war es ein urbaner Kampf, ideal für Guerillataktiken der Ukrainer. Das Terrain im Osten ist besser geeignet für grosse, mechanisierte Einheiten, also eigentlich ein Vorteil für Russland.»

Ihm zufolge gehen die Russen allerdings nicht schlau vor und haben Angst. So könne man ihnen mit Artillerie Schaden zufügen.

«Wali» ist ein kanadischer Scharfschütze, der sich der Ukraine im Krieg gegen Russland angeschlossen hat.
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Russen «feuerten wahllos auf Häuser, aus denen Kindergeschrei kam»

Zusammengefasst glaubt der Sniper, dass die Ukraine den Krieg gewinnen kann – wenn auch mit hohen Verlusten. «Wir können sie stoppen, aber man darf sie nicht unterschätzen. Und der Blutzoll wird hoch sein. Die Russen verfügen über Massen an modernen Waffen.»

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Auch in Butscha, wo Putins Truppen ein Massaker anrichteten, war der kanadische Sniper. Er berichtet von schockierenden Szenen: «Wir hatten Informationen, dass sich russische Soldaten – frustriert, dass sie an der Front nicht weiterkamen – betrunken hätten. Sie feuerten wahllos auf Häuser, aus denen Kindergeschrei kam. Jedes Geräusch ärgerte die Russen, sie zielten auf Fenster, aus denen sie drangen.»

Plötzlich gab es eine «riesige Explosion»

Auch wenn «Wali» ein erfahrener Schütze ist, wäre er beinahe im Ukraine-Krieg getötet worden. An der Front wurden er und andere Soldaten von den Russen umzingelt. Sie gingen in einem kleinen Schützengraben in Deckung. «Zwei unerfahrenere ukrainische Soldaten stiegen aus dem kleinen Schützengraben, so gross wie ein Bett, und rauchten Zigaretten», berichtet er.

Er habe den beiden Männern zugerufen, dass sie die Zigaretten ausmachen sollten, weil dadurch die Russen sie aufspüren könnten. Aber zu spät. Nur Sekunden später gab es eine «riesige Explosion, eine Druckwelle». Die beiden Ukrainer lagen daraufhin tot neben dem Kanadier.

Der Scharfschütze glaubt, dass die russischen Panzer sie mittels Wärmekameras haben aufspüren können – und zwar anhand der Zigaretten. Da ist sich «Wali» sicher. «Dass sie die Soldaten so schnell und so gezielt auslöschten, deutet darauf hin.»

Umgang mit Panzerabwehrraketen mit YouTube beigebracht

Trotz der brenzligen Situation hatte der Kanadier die russische Armee stärker eingeschätzt, bevor er an die Front kam. Dann habe er festgestellt, dass Putins Truppen zum grossen Teil aus Männer besteht, die aus verarmten Regionen stammen. Daher die vielen Plünderungen. «Für viele ist ein Fernsehgerät offenbar Luxus. Die Moral der Russen ist im Keller, sie haben viele Kameraden verloren.»

Eigentlich ist «Wali» ein exzellenter Scharfschütze. Doch er kann auch mit einem grösseren Kaliber umgehen – und zwar dank des Internets. «Ich selbst habe mir den Umgang mit Panzerabwehrraketen beigebracht – mit einem YouTube-Video. Und einem Videospiel.»

Wie lange «Wali» noch in der Ukraine bleibt, weiss er nicht. «Irgendwann muss ich zurück. Ich habe gerade zwei grosse Pflichten, eine als Vater, die andere gegenüber der Menschheit», erklärt der Kanadier. «Aber ich weiss, dass ich bald wieder meine Familie unterstützen muss.» (obf)

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