«Es wurden 1,6 Millionen Dosen verimpft»
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Taskforce zur Lage:«Es wurden 1,6 Millionen Dosen verimpft»

Blick zeigt die grosse Vakzin-Übersicht
So impft die Welt

Milliarden kriegen den Piks. Schwellenländer haben ihre eigene Vakzine. Doch die ganz Armen gehen leer aus
Publiziert: 12.04.2021 um 06:26 Uhr
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Aktualisiert: 17.01.2022 um 15:39 Uhr
Fabienne Kinzelmann

Wenn, wenn, wenn ... wir nur einen Impfstoff hätten! Das war die Hoffnung zum Pandemiebeginn. Ein Jahr später gibts gleich mehrere. Mindestens acht sind laut Impf-Tracker der «New York Times» erfolgreich durch alle klinischen Phasen und Zulassungsstudien durch, mehr als 100 noch auf dem Weg – und nur vier Vakzine blieben im Laufe der Monate auf der Strecke.

BLICK zeigt, wo bereits was geimpft wird.

Europa

Biontech, Moderna und Astrazeneca sind dominant. Der Kontinent entwickelt sich aber zunehmend zum Impf-Flickenteppich.

Die Blick-Grafik zeigt, welche Impfstoffe wo bereits im Einsatz sind.
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Am meisten Tempo macht mit 55 Dosen pro 100 Einwohner und neun Prozent vollständig Geimpften Grossbritannien, das grösstenteils auf den quasi hauseigenen Impfstoff Astrazeneca setzt.

Ungarn setzt als einziges EU-Mitglied per Notfallzulassung auch auf Sinopharm aus China und Sputnik. Sollte das russische Vakzin offiziell zugelassen werden, wollen viele Länder zugreifen; der Freistaat Bayern sicherte sich bereits 2,5 Millionen Dosen.

Auf dem Balkan sind chinesische Impfstoffe stark: Unter anderem Serbien – weltweit in Sachen Impffortschritt auf Rang 9 – setzt bereits darauf und nutzt es seinerseits zur Eigen-PR. «Wir impfen in Serbien auch Schweizer», sagte Botschafter Goran Bradic (58) zu Blick.

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Nordamerika

Kein Land hat mehr Impfstoff pro Kopf bestellt als Kanada. Trotzdem hinkt das Land jetzt hinterher – schuld sind die USA, die in Sachen Impffortschritt weltweit Rang 7 belegen.

US-Präsident Joe Biden (78) hat einen unter Trump beschlossenen Exportstopp aufrechterhalten, um die USA zuerst zu versorgen. Schon in knapp zwei Wochen sollen alle Amerikaner Zugang zu einer Corona-Impfung haben. Vorteil: Das Vakzin von Johnson & Johnson, das nur einmal verabreicht werden muss.

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Russland

Russland verimpft bereits seit vergangenem Herbst sein Impfstoff-Flaggschiff Sputnik V und exportiert dieses in die Welt (Stichwort: Impfdiplomatie).

Der zweite russische Impfstoff Epivaccorona wird auch in Turkmenistan verteilt. Seit Mitte März kommt mit Covivac offenbar bereits der dritte Impfstoff zum Einsatz. Das Problem: Umfangreiche klinische Studien liegen noch gar nicht vor.

Und die russische Regierung hat mit Sputnik zwar offenbar einen guten Impfstoff, aber ein massives Vertrauensproblem. Erst 3,6 Prozent der Bevölkerung sind geimpft – nicht aus Impfstoffmangel, sondern weil die Russen ihren eigenen Behörden nicht trauen.

China

Theoretisch hat China mehrere zugelassene Vakzine. Die bekanntesten – Sinopharm und Sinovac – bestehen aus dem Wildtyp von Sars-CoV-2, der in Verozellen vermehrt und dann chemisch inaktiviert wird. Die Datenlage für Wirksamkeit und tatsächliche Verimpfung dünn – für China selbst ist laut «Our World in Data» nur die Verteilung von Sinopharm offiziell belegt.

Trotzdem greifen arme Länder und China-Verbündete gerne zu. Lieber ein schlechter wirkender Impfstoff als keiner. Und während China Sinopharm und Sinovac fleissig in der Welt verteilt und im eigenen Land offenbar kräftig Zweifel an den westlichen Impfstoffen schürt, beschafft das Land über einen Zwischenhändler selbst Impfdosen bei Biontech/Pfizer.

Indien

Neben Astrazeneca hat Indien auch einen eigenen Impfstoff: Covaxin – wie auch die bekannten chinesischen Impfstoffe ein Impfstoff aus inaktivierten Lebendviren. Vorläufige Daten aus der Phase-3-Studie zeigen eine Wirksamkeit von rund 81 Prozent.

Allerdings ist Indien mit dem Serum Institute of India der grösste Produzent von Astrazeneca. Von hier aus sollen eigentlich auch die Impfstoffe für Entwicklungs- und Schwellenländer verschifft werden. Wegen der hohen Fallzahlen im eigenen Land hat Indien den Export jedoch vor zwei Wochen erst mal ausgesetzt, was den globalen Impffortschritt massiv gefährdet.

Asien

In Asien werden relativ gleichmässig Astrazeneca, Biontech und die chinesischen Impfstoffe verteilt. Ansonsten sind auf dem asiatischen Kontinent die russischen Impfstoffe in ehemaligen Sowjetstaaten präsent – Belarus, Armenien und Kasachstan haben bislang nur Sputnik.

Den grössten Impffortschritt hat Bhutan zu verzeichnen: Das Minikönigreich zwischen Indien und China hat nach Angaben der Behörden seit dem Impfstart am 27. März mindestens 470'000 von 770'000 Einwohnern den ersten Schuss verabreicht.

Damit steigt das Land praktisch von null auf Rang drei (nach Israel und den Vereinigten Arabischen Emiraten) in Sachen Impffortschritt auf. Möglich machte es eine Astrazeneca-Spende von Indien.

Naher Osten

Während Impf-Weltmeister Israel mit den mRNA-Impfstoffen Biontech und Moderna mittlerweile rund 57 Prozent der Bevölkerung vollständig (!) geimpft hat, hinken andere Länder kräftig hinterher – oder haben noch gar keinen Zugang. Mit den Vereinigten Arabischen Emiraten, die auch Sinopharm verimpfen, kommt auch der Vize-Impfmeister aus der Region.

Syrien, Armenien und der Iran sind vollständig von Russland und Sputnik V abhängig. Auch die chinesischen Impfstoffe werden grossflächig verteilt. So in Jordanien, Aserbaidschan und dem Irak – und sogar in der Türkei, obwohl diese mit China wegen der dortigen Unterdrückung der muslimischen Minderheit der Uiguren in einem Grundkonflikt steht.

Afrika

Auf dem afrikanischen Kontinent gibt es in Sachen Impfstoff die meisten weissen Flecken. Für zahlreiche Länder fehlen Daten. Zudem lehnen manche Regierungen Corona-Impfungen offenbar ab – auch wenn sie über die Covax-Initiative kostenlos Vakzine erhalten könnten.

Mitte März hatten nach Angaben der WHO die vier Länder Tansania, Madagaskar, Burundi und Eritrea die notwendige Papierarbeit dafür noch nicht erledigt. Besonders die Regierungen von Tansania und Madagaskar sind bekannt dafür, das Coronavirus zu verharmlosen.

Sputnik ist in vereinzelten Ländern wie Algerien und Guinea verbreitet. Ansonsten ist neben Astrazeneca besonders Sinopharm dominant – viele Länder wie etwa der Senegal haben damit ihre Impfkampagne begonnen. Die genaue Datenlage ist unklar.

Als einziges Land auf dem afrikanischen Kontinent verimpft Südafrika bereits den Einmal-Impfstoff von Johnson & Johnson. Laut offiziellen Angaben hat das Land aber erst 0,5 Prozent vollständig Geimpfte.

Mittelamerika

Mexiko hat mit vier verfügbaren Vakzinen (Astrazeneca, Biontech, Sinovac, Sputnik) theoretisch ein ganzes Vakzin-Bouquet, kommt aber trotzdem nur langsam voran. Erst gut 8 Dosen pro 100 Einwohner sind verteilt, nur 1,3 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft.

Während Panama und Costa Rica bislang nur auf Biontech setzen, sind in den anderen Staaten in Mittelamerika vor allem Astrazeneca, Moderna und Sinovac präsent.

Südamerika

Hier dominieren die chinesischen Hersteller. Von Kolumbien über Brasilien bis Uruguay werden die Impfstoffe neben Astrazeneca und Biontech eingesetzt. Regionaler Impfmeister ist Chile, das massgeblich auf Biontech und Sinovac setzt: Mit rund 60 Dosen auf 100 Einwohnern und mehr als 22 Prozent vollständig Geimpften liegt das schmale, lange Land im internationalen Ranking noch vor Grossbritannien und den USA auf Rang 4.

Weil das aber noch nicht reicht, um die Lage in den Griff zu bekommen, musste das Land erneut in den Lockdown und die Parlamentswahlen verschieben.

Ozeanien

Am anderen Ende der Welt sind Biontech und Astrazeneca die Mittel der Wahl. Der Impffortschritt ist zwar noch nicht der Rede wert, allerdings haben Neuseeland und Australien die Lage dank früher und harter Lockdowns auch so im Griff. Für Touristen sind die Länder geschlossen, im Land selbst tobt das Leben.

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