Zeuge sah Maddie in VW-Bus – Polizei tat nichts
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72-Jährige vergewaltigt:So brutal ist der Verdächtige im Fall Maddie

Deutscher (43) vergewaltigte 72-Jährige
So brutal ist der Verdächtige im Fall Maddie

Der im Fall Maddie verdächtige Deutsche (43) hat eine lange kriminelle Vergangenheit. Er sitzt im Knast, weil er sich an einer Seniorin verging. Die US-Amerikanerin wurde in ihrem Haus überfallen, vergewaltigt und ausgeraubt. Der Täter ging brutal vor.
Publiziert: 04.06.2020 um 10:54 Uhr
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Aktualisiert: 11.07.2020 um 16:16 Uhr
Christian B., mutmasslicher Täter im Fall Maddie.
Foto: BILD
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Anastasia Mamonova

Wird der Fall Maddie nach 13 Jahren endlich gelöst? Ein 43-jähriger Deutscher steht im Zentrum der Ermittlungen. Beim Mann handelt es sich um Christian B.*, einen mehrfach vorbestraften Sexualstraftäter, der sich auch schon an Kindern vergangen haben soll. Erst kürzlich wurde der Kriminelle wegen Vergewaltigung an einer damals 72-jährigen Amerikanerin zu sieben Jahren Haft verurteilt und sitzt in Kiel im Knast.

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Der Vorfall spielte sich in Portugal im Jahr 2005 ab. Der Deutsche wohnte damals rund einen Kilometer vom Haus des Opfers entfernt. Eines Abends im September drang der Mann durch eine offene Tür ins Haus der Seniorin ein. Er packte die Frau von hinten an den Haaren und zerrte sie mehrere Stufen hoch ins Schlafzimmer, schreibt die «Braunschweiger Zeitung».

Geknebelt, geschlagen und gequält

Laut der Polizei packte er ein Seil aus und fesselte die Frau. Dann knebelte er sie und verband ihr die Augen. Mit einem «biegsamen metallenen Gegenstand» schlug er auf sein wehrloses Opfer ein. «Ich hatte das Gefühl, dass er es genossen hat, mich zu quälen», sagte sie den Ermittlern. Mindestens 15 Minuten soll das schlimme Erlebnis gedauert haben. Die Amerikanerin erlitt ein Kiefertrauma, Verletzungen an der Schulter und Schürfwunden.

Nach dem sexuellen Missbrauch forderte der Übeltäter auch noch Geld. Die Rentnerin hatte allerdings nur 100 Euro im Portemonnaie. Der Mann nahm die Scheine und klaute auch noch ihr Notebook.

Die heute 86-jährige Frau sagte bei der Befragung aus, der Mann sei maskiert und muskulös gewesen. Er trug einen 30 Zentimeter langen Säbel bei sich und sprach schlechtes Portugiesisch, berichtet die «Braunschweiger Zeitung» im Dezember 2019 über den Prozess.

Einbrecher meldeten Videos der Polizei

Überführt wurde der Vergewaltiger nur per Zufall. 2006, ein Jahr nach der Tat, brachen zwei seiner Bekannten bei ihm ein und klauten seine Videokamera. Darin befand sich eine Videokassette mit verstörenden Aufnahmen. Sie zeigten den Deutschen bei einer Vergewaltigungsszene mit einer älteren, gefesselten Frau. Der Mann habe sie darauf ausgepeitscht und vergewaltigt. Das Opfer habe eine geschwärzte Taucherbrille getragen, die die Einbrecher beim Deutschen auch im Schlafzimmer entdeckt hatten.

«Danach hat sich der Mann aufs Bett gesetzt und die Maske vom Gesicht gezogen», erzählt einer der Zeuge. Da habe er den Hausbewohner erkannt, zitiert die «Braunschweiger Zeitung» aus der Vernehmung.

Haar überführt Deutschen

Das sei nicht das einzige Vergewaltigungsvideo gewesen, das die Zeugen entdeckt hatten. In einer anderen Sequenz war eine Jugendliche zu sehen. Sie sei nackt an einem Holzbalken gefesselt gewesen. Die junge Frau habe ihn ein paar Mal aufgefordert, sie loszumachen. Doch vergebens.

Nachdem die beiden Einbrecher das Material der Polizei meldeten, durchforsteten die Ermittler nochmal alle alten Fälle aus der Region – und stiessen auf die US-Amerikanerin. Obwohl ihn die Amerikanerin nicht erkannt hatte, wurde ein Körperhaar dem Deutschen zum Verhängnis. Dieses wurde auf dem Bettlaken des Opfers gefunden.

Das Filmmaterial sei jedoch danach nie aufgetaucht. Die Männer gaben an, die Videokassetten in einem Wohnmobil liegen gelassen zu haben. Das Fahrzeug wurde später verschrottet. Die Ermittler sahen dennoch keinen Grund, an den Aussagen der Zeugen zu zweifeln. Zumal das beschriebene Vorgehen den Schilderungen der Amerikanerin gleiche.

Täter streitet alles ab

Das Opfer leidet auch Jahre später noch an den Folgen des Geschehens. «Sie konnte danach nicht mehr schlafen, nachts nicht mehr das Licht ausmachen und hatte Angst», sagte ein Bundeskriminalamt-Ermittler (BKA), der das Opfer in den USA befragte.

Christian B. dagegen hatte alles abgestritten. Das Haar käme über die Katze, die er draussen gestreichelt hatte, in die Wohnung und die beiden Männer würden Lügen über die Videoaufnahmen verbreiten.

Vor dem Braunschweiger Landgericht wirkte er Berichten zufolge sprachgewandt und konzentriert. Die «schlimme Tat» sei nicht schönzureden. Er habe allerdings nichts damit zu tun. «Hätte ich sie begangen, hätte ich zehn Jahre verdient», sagte er.

Sprach er über Maddie in einem Chat?

Christian B. kam erstmals als Jugendlicher nach Portugal. Mit 18 Jahren hatte er Ärger mit der Polizei und setzte sich dann in Portugal ab, um dem Gefängnis zu entkommen. Bis 1999 ging sein Plan auf. Dann aber fassten ihn die Behörden und übergaben den Deutschen Kollegen. Nachdem er seine Jugendstrafe abgesessen hatte, kehrte er nach Portugal zurück. Zeugen zufolge habe der Mann zur Zeit der Vergewaltigung und im Jahre als Maddie verschwand stets auf sein Äusseres geachtet. «Er lief sehr gepflegt herum, trug immer Hemd und Jackett.» Es ging finanziell wohl bergauf, so dass er sich einen Jaguar kaufte.

Das Auto taucht auch in den Ermittlungen von Scotland Yard auf. Das Model XJR 6 sei am Tag nach Maddies Verschwinden auf einen neuen Halter umgemeldet worden.

Hatte der Kriminelle, der damals in Algarve arbeitete und seinen Lebensunterhalt auch mit Einbruchdiebstähle in Hotelanlagen verdiente, also auch beim Verschwinden von Maddie seine Finger im Spiel? Wie die «Sun» jetzt berichtet, soll der Deutsche einem Ermittler zufolge Jahre später in einem Internet-Chatroom mit einer anderen Person über Maddie gesprochen haben.

Am Mittwoch war das Verschwinden des Kindes Thema in der ZDF-Sendung «Aktenzeichen XY ungelöst». Unzählige Anrufe gingen daraufhin beim BKA ein. Aufgrund der grossen Menge sei man aber noch nicht dazu gekommen, alle auszuwerten. Christian Hoppe, leitender Kriminaldirektor beim BKA, wies darauf hin, dass in erster Linie Hinweise auf den Aufenthaltsort des Deutschen zur Tatzeit gefragt seien. Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren. Ob der Mann bereits zum Fall Maddie befragt wurde, ist unklar. An der Pressekonferenz am Donnerstagnachmittag gab die Staatsanwalt dazu keine Auskunft.

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