Das geschah in den vergangenen 20 Jahren in Afghanistan
Von «9/11» bis zur Rückkehr der Taliban

Mit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 begann ein Krieg gegen die Taliban und Al Kaida. Heute haben die islamistischen Mudschahedin Afghanistan zurückerobert. Das passierte in den vergangenen 20 Jahren.
Publiziert: 16.08.2021 um 16:55 Uhr
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Aktualisiert: 16.08.2021 um 19:32 Uhr
Myrte Müller

11. September 2001: Anschlagsserie in den USA

Am frühen Morgen des 11. September 2001 werden in den USA vier Flugzeuge entführt. Zwei fliegen in die Türme des World Trade Centers (WTC) in New York, eines ins Pentagon in Arlington, Virginia. Im vierten Flugzeug leisten mutige Passagiere Widerstand. Die Entführer lassen die Maschine in den Ort Shanksville in Pennsylvania abstürzen. Bei den Terroranschlägen kommen knapp 3000 Menschen ums Leben. Die Attentäter gehören zur Terrororganisation Al Kaida mit Sitz in Afghanistan. Sie sind Verbündete der Taliban.

12. September 2001: Das Recht auf Selbstverteidigung legitimiert

Bereits ein Tag nach den Attentaten proklamieren die USA und Mitglieder des UN-Sicherheitsrates das Recht auf Verteidigung. In der Resolution 1368 wird somit ein militärischer Einsatz in Afghanistan völkerrechtlich abgesegnet. Der damalige US-Präsident George W. Bush (75) fordert die Taliban auf, Al-Kaida-Chef Osama bin Laden auszuliefern. Sie weigern sich.

7. Oktober 2001: Die Operation Enduring Freedom beginnt

Die USA beginnen, Afghanistan zu bombardieren. Sie unterstützen so die Grossoffensive der Taliban-Gegner im Land. Nach einigen Monaten ist das Taliban-Regime am Ende. Ihre Führer fliehen ins Exil nach Pakistan. Die Jagd auf die Terroristen der Al Kaida ist eröffnet.

Ein symbolisches Bild ihres Sieges: Führer der Taliban sitzen auf den Stühlen des Präsidentenpalastes in Kabul. Sie werden die neue Regierung stellen, haben Afghanistan zu einem islamischen Emirat erklärt.
Foto: keystone-sda.ch
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11. Januar 2002: Eröffnung des Guantanamo-Gefängnisses auf Kuba

Im Osten Kubas, in der Guantanamo Bay Naval Base, wird ein Gefangenenlager für Terroristen eingerichtet. Die ersten von insgesamt 779 Häftlingen werden von Afghanistan nach Kuba gebracht. Amnesty International zufolge werden Menschen dort gefoltert und ohne Gerichtsurteil festgehalten. Auch Nato-Truppen bringen Terrorverdächtige und Taliban in Internierungslager ausserhalb Afghanistans.

Anfang 2003: Die Taliban organisieren vom Exil aus Anschläge in Afghanistan

Zwei Jahre nach dem Sturz der Taliban formieren sich die Mudschahedin in Pakistan neu und beginnen einen Guerilla-Krieg mit Anschlägen, vor allem gegen die Zivilbevölkerung. Obwohl Nato-Mitglied, unterstützt Pakistan die Taliban finanziell und bildet sie militärisch aus. Die Taliban übernehmen zunehmend die Kontrolle über einzelne Regionen in Afghanistan.

2. Mai 2011: Al-Kaida-Chef Osama Bin Laden (†54) stirbt im Kugelhagel

Zehn Jahre nach «9/11» spüren US-Spezialeinheiten den Terroristenführer Osama bin Laden (†54) am Rande der pakistanischen Stadt Abbottabad auf. Der Feind Nummer Eins der USA stirbt im Kugelhagel in seinem Versteck.

3. Januar 2012: Taliban eröffnen ein Büro in Katar für Verhandlungen

Die radikalislamischen Taliban zeigen Bereitschaft zu Friedensverhandlungen und gründen in Doha, der Hauptstadt von Katar, ein eigenes Büro. Fortan dient es als Verhandlungsstandort der EU und den USA. Im Juli 2018 wird erstmals mit den USA über ein Friedensabkommen verhandelt.

2. April 2020: Trump unterzeichnet Friedensabkommen mit den Taliban

Der ehemalige US-Präsident Donald Trump (75) einigt sich mit Taliban-Führern auf einen stufenweisen Abzug der US-Truppen aus Afghanistan, in der Hoffnung, dass nach innerafghanischen Gesprächen ein Friedensprozess zustande kommt. Doch schon wenige Stunden nach dem Abkommen greifen die Taliban in Afghanistan Sicherheitstruppen an, töten 20 afghanische Polizisten und Soldaten. Die Kämpfe gehen weiter.

14. April 2021: Joe Biden kündigt endgültigen Abzug der US-Streitkräfte an

Knapp drei Monate nach Amtsantritt verkündet US-Präsident Joe Biden (78) den endgültigen Abzug aller US-Streitkräfte aus Afghanistan vom 1. Mai bis zum 11. September 2021 an. Mit den US-Soldaten ziehen zwangsläufig auch die Nato-Truppen ab und überlassen den Taliban das Feld. Im Juli 2021 beherrschten die Mudschahedin bereits 50 bis 70 Prozent der afghanischen Regionen.

15. August 2021: Die Taliban haben Kabul erreicht

Mit dem Abzug der US- und Nato-Truppen dringen die Taliban weiter ins Land vor, nehmen eine Region und Stadt nach der anderen ein. Präsident Ashraf Ghani (72) flieht ins benachbarte Tadschikistan. Ohne Widerstand seitens des afghanischen Militärs marschieren die Taliban am 15. August 2021 schliesslich in Kabul ein. Sie übernehmen den Präsidentenpalast und die Polizeidirektionen, erklären den Krieg als beendet und sie deklarieren Afghanistan zum islamischen Emirat.

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