Darum weigert sich Putin
Ukraine fordert Russland auf, tote Soldaten abzuholen

Seit Ausbruch des Kriegs herrscht Stillschweigen über die Anzahl der gefallen russischen Soldaten. Die Toten lässt Kreml-Chef Putin zurück. Aber warum?
Publiziert: 15.04.2022 um 17:49 Uhr
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Aktualisiert: 16.04.2022 um 14:55 Uhr

Sein Blitzkrieg-Plan ist gescheitert. Seit mehr als einem Monat führt Kreml-Chef Wladimir Putin (69) in der Ukraine Krieg. Die Verluste sind gross. Wie viele russische Soldaten bereits gefallen sind, ist unklar. Russland versucht, die genauen Zahlen zu vertuschen.

Schätzungen weisen aber darauf hin: Es muss sich um Tausende handeln. Wie die «Bild» berichtet, kommen die Toten mitunter auch nicht zurück in ihre Heimat.

Die Leichenhäuser und Spitäler in Belarus, wohin die toten und verletzten Russen gebracht werden, sind überfüllt. Selenski-Berater Oleksiy Arestovych (46) sprach gegenüber der «Washington Post» kürzlich von etwa 7000 russischen Toten, die derzeit in Leichenhallen und Kühlwaggons verstaut worden seien.

Die Ukrainer fordert Russland auf, ihre gefallenen toten Soldaten abzuholen.
Foto: keystone-sda.ch
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Mütter sollen ihre gefallenen Söhne zurück in die Heimat holen

Inzwischen sind auch die Leichenhallen in der Ukraine voll. Die ukrainische Stadt Dnipro hat russische Familien sogar dazu aufgerufen, ihre gefallenen Angehörigen abzuholen.

Die sterblichen Überreste von rund 1500 russischen Soldaten würden in den Leichenhallen der Stadt bereits aufbewahrt. Dies sagte Vize-Bürgermeister Michail Lysenko am Mittwoch dem von Washington finanzierten russischsprachigen Medium «Nastoijaschtsche Wremja».

Der Vize-Bürgermeister hoffe, dass «russische Mütter kommen und ihre Söhne abholen». Russlands Behörden sollen die russischen Mütter die Leichen ihrer Söhne einsammeln lassen, so Lysenko weiter.

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Putin will tatsächliche Zahl getöteter Soldaten klein halten

Dafür, dass Putin seine toten Soldaten zurücklässt und sie stattdessen in der Ukraine verrotten lässt, gibt es mehrere Gründe. Dnipro liegt an der Grenze zu östlichen Regionen der Ukraine und könnte damit Beobachtern zufolge zur Zielscheibe von Putin werden. Würden russische Familien ihre gefallenen Angehörigen in der Stadt abholen, würden sie zum Schutzschild der Stadt, und damit wäre ein Angriff nahezu ausgeschlossen.

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Deshalb ist es unwahrscheinlich, dass die russischen Behörden einer solchen Rückholaktion zustimmen.

Ein weiterer Grund, warum der Kreml die Toten nicht abholt, hat mit dem Bild zu tun, das Russland in seinem Heimatland aufrechterhalten will. Experten-Einschätzungen zufolge hat der Kreml bislang nämlich deutlich zu geringe Verlustzahlen bekanntgegeben.

Bereits bis zu 40'000 russische Soldaten verletzt oder getötet

Je mehr Leichen nach Russland verfrachtet werden, desto eher droht Putins Lügengebilde zusammenzubrechen. Denn: Würden die Russen die tatsächliche Zahl der Gefallenen wissen, könnte das Putin die Zustimmung der Bevölkerung zu seiner «Spezial-Operation» in der Ukraine, wie er den Krieg bezeichnet, kosten.

In der vergangenen Woche hatte der Kreml zum ersten Mal «bedeutende» Verluste in der Ukraine eingeräumt. Eine konkrete Zahl nannte er dabei aber nicht. Tage zuvor hatte Russland noch behauptet, nur 1351 Soldaten verloren zu haben. 3825 Personen seien verwundet.

Die Ukraine hingegen spricht von mehr als 19'000 getöteten russischen Soldaten. Die Nato geht davon aus, dass von den 150'000 bis 200'000 russischen Soldaten in der Ukraine 30'000 bis 40'000 nicht mehr kampffähig sind. Das bedeutet, dass sie getötet, verwundet oder in Gefangenschaft geraten sind. (dzc)

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