«Werden ein sehr schlimmes Weihnachtsfest haben»
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RKI-Chef spricht Klartext:«Werden ein sehr schlimmes Weihnachtsfest haben»

Corona-Warnung in Deutschland
«Werden ein schlimmes Weihnachtsfest haben»

Die Corona-Zahlen in Deutschland sind zu hoch – viel zu hoch. Für Lothar Wieler, den Chef des Robert Koch-Instituts, sorgt die Lage für riesigen Frust. Es sei all das eingetreten, wovor man schon vor Wochen gewarnt habe.
Publiziert: 18.11.2021 um 16:07 Uhr
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Aktualisiert: 18.11.2021 um 17:56 Uhr

Die Lage in Deutschland spitzt sich zu. Die Zahl der Corona-Infizierten steigt und steigt. Und damit auch die der Hospitalisierungen. Die Spitäler geraten zusehends an den Anschlag: In Bayern mussten bereits erste Patienten verlegt werden. Bilder zeigen, wie eine Kolonne aus 19 Ambulanzen des Bayerischen Roten Kreuzes parat stehen, um 23 Erkrankte, darunter vier Intensivpatienten, in andere Spitäler zu transportieren.

«Die Verlegung wurde erforderlich, da die Rottal-Inn-Kliniken durch die hohen Inzidenzzahlen im Landkreis an die Grenze der Versorgungsmöglichkeiten von Covid-19-Patienten stiessen», schreiben die Kliniken zu den Bildern.

Bilder wie diese sorgen bei Lothar Wieler (60) für riesigen Frust. «Wir laufen momentan in eine ernste Notlage», sagt der Präsident des deutschen Robert Koch-Instituts (RKI) in einer Online-Diskussion mit dem sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer (46/CDU) am Mittwochabend. «Wir werden wirklich ein sehr schlimmes Weihnachtsfest haben, wenn wir jetzt nicht gegensteuern.» Deutliche Worte.

Lothar Wieler, der Chef des Robert Koch-Instituts, ist sauer. Die Corona-Zahlen in Deutschland sind so hoch wie nie.
Foto: keystone-sda.ch
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Mehr Corona-Tote in den nächsten Wochen

Deutschland hat in diesen Tagen einen neuen Höchststand an Corona-Infektionen vermelden müssen. Erstmals wurden mehr als 60'000 Neu-Infektionen registriert. In Wahrheit dürfte die Zahl viel höher sein. Doppelt, wenn nicht so gar dreimal so viele, schätzt der RKI-Chef. Und das bedeute auch: immer mehr Corona-Tote.

Mit Blick auf die Sterblichkeitsrate würden von den Infizierten in den nächsten Wochen 400 Menschen an Corona sterben. «Daran gibt es nichts mehr zu ändern», so Wieler.

«Wir haben zu schnell in zu vielen Bereichen geöffnet»

Dass die Corona-Zahlen so hoch sind, macht den RKI-Chef wütend. Er und andere Experten hätten die Politik rechtzeitig vor genau einer solchen Entwicklung gewarnt. Ohne Massnahmen und eine hohe Impfquote hätten Berechnungen gezeigt, was passieren wird. Doch statt zu verschärfen, wurde das Gegenteil gemacht.

Wieler: «Wir haben zu schnell in zu vielen Bereichen geöffnet.» Nun müsste gehandelt werden. Die Kontakte sollten unbedingt eingeschränkt werden.

Er fordert eine klare Durchsetzung von 2G in Deutschland. «Wir dürfen denen, die sich nicht impfen lassen, wirklich nicht die Chance geben, die Impfung zu umgehen, zum Beispiel, indem sie sich freitesten lassen», sagte er. Sonst sei die Krise nicht in den Griff zu bekommen.

Länder besprechen Corona-Massnahmen

Der RKI-Chef ist verzweifelt, weil er sich immer wieder wiederholt, aber nichts von der Politik unternommen werde. «Ich kann es nach 21 Monaten auch schlichtweg nicht mehr ertragen, dass es nicht erkannt wird, was ich unter anderem sage und auch viele andere Kolleginnen und Kollegen.»

Inzwischen ist die Politik alarmiert. Der Bundestag berät am Donnerstag über das neue Infektionsschutzgesetz. Am Nachmittag tagen die Länderregierungschefs mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sowie Vizekanzler Olaf Scholz (SPD). Hierbei wird es insbesondere um einen einheitlichen Kurs bei den 3G- und 2G-Regeln sowie bei Auffrischungsimpfungen gehen. (jmh/AFP)


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