CNN berichtet über brisante Änderung
Jetzt sollen die USA direkt in der Ukraine operieren

Joe Biden erwägt, US-Militärfirmen zu erlauben, in der Ukraine zu operieren, was die Reparaturzeiten für Waffensysteme verkürzen und die Verteidigung stärken könnte. Experten warnen jedoch vor den Risiken einer Eskalation.
Publiziert: 27.06.2024 um 12:56 Uhr
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Aktualisiert: 27.06.2024 um 13:01 Uhr
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Chiara SchlenzAusland-Redaktorin

Lange Zeit war es das ultimative Tabu Amerikas: amerikanisches Militärpersonal in der Ukraine. «Wir haben es immer wieder gesagt: Keine amerikanischen Truppen in der Ukraine», sagte US-Präsident Joe Biden (81) noch Anfang Jahr. Doch dies soll sich nun ändern, wie CNN, das immer wieder mit regierungsnahen Recherchen auffällt, auf Berufung anonymer Regierungsquellen berichtet. Demnach will Biden dieses Verbot aufheben und es amerikanischen Militärfirmen erlauben, Mitarbeitende in die Ukraine zu senden. Für die Ukraine ist das ein Segen.

Reparaturen kosten die Ukraine Wochen

Bisher mussten von den USA bereitgestellte Panzer, Luftabwehr und Raketenwerfer, die an der Frontlinie beschädigt wurden, zur Reparatur ins Ausland gebracht werden. Für die Ukraine heisst das: Über Wochen fehlt ihnen wichtiges Gefährt an der Front. Diese Lücke in der Militärlogistik möchten die USA mit der neuen Regelung eliminieren. Unterschrieben wurde dieser neue Entwurf allerdings noch nicht. Neu soll die Ukraine direkt vor Ort Wartung und Unterstützung für amerikanische Waffen bekommen. Dies könnte der Ukraine einen entscheidenden Vorteil im Krieg verschaffen.

Ja, nein, vielleicht: Lange hat US-Präsident Joe Biden keine amerikanischen Staatsbürger in die Ukraine senden wollen. Doch nun könnte sich das ändern.
Foto: keystone-sda.ch
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US-Präsident Joe Biden möchte amerikanisches Militärpersonal in die Ukraine senden. Wieso aber ausgerechnet jetzt?
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Denn aktuell muss die Ukraine über 1000 Kilometer Frontlinie verteidigen. Das ist schwierig, wenn wichtiges Material wie HIMARS-Raketenwerfer für Wochen nicht an der Front zu gebrauchen ist. Diesen Nachteil der Ukrainer nutzen die russischen Truppen zu ihrem Vorteil. Diese unerbittlichen russischen Angriffe auf ukrainische Stellungen, die die strategisch wichtige östliche Stadt Chasiv Yar verteidigen, stören die Truppenrotation und die Lieferung von Nachschub, sagen Soldaten in der Region gegenüber «Associated Press».

Woher der Sinneswandel?

Dass die USA nun also erlauben könnte, US-Material direkt in der Ukraine reparieren zu lassen, ist bitter nötig. Das sieht auch Ulrich Schmid, Russland-Experte an der Uni St. Gallen, so: «Biden hat der Ukraine mehrmals Unterstützung versprochen. Diese kann er nicht zurückziehen, ohne Gesichtsverlust.» Deshalb habe Biden auch Ende Mai der Ukraine die Erlaubnis erteilt, Ziele in Russland mit US-Waffen anzugreifen – eine Bitte, welche die USA in der Vergangenheit wiederholt abgelehnt hatten.

Woher also der Sinneswandel? Laut Schmid gibt es dafür mehrere Gründe. «Biden muss mehrere Bälle in der Luft halten.» Einerseits ist da das bereits erwähnte Versprechen an die Ukraine, zudem müsse er sich laut Schmid gegenüber der Nato als transatlantischer Partner beweisen. «Und er steht durch die französische Initiative, militärisches Personal in die Ukraine zu entsenden, unter Zugzwang», erklärt Experte Schmid.

Auch der Wahlkampf spielt eine Rolle

Der wohl wichtigste Grund ist allerdings der amerikanische Wahlkampf, wo Biden gegen den ehemaligen Präsidenten Donald Trump (78) antritt. Aktuell liegt Trump in den meisten Umfragen knapp vor Biden – und falls Trump im November tatsächlich die US-Wahlen gewinnen sollte, steht die Ukraine schlecht da. Zwei wichtige Berater von Donald Trump haben ihm einen Plan zur Beendigung des russischen Krieges in der Ukraine vorgelegt, der vorsieht, dass die Ukraine nur dann mehr US-Waffen erhält, wenn sie Friedensgespräche aufnimmt. Biden muss also zusehen, dass die Ukraine vor November in einer möglichst vorteilhaften territorialen Situation ist.

Doch Bidens Kurswechsel hat nicht nur Vorteile – der US-Präsident spielt mit dem Feuer. «Bisher hat der Westen sorgfältig vermieden, Kriegspartei zu werden», so Schmid. Zwar mache das Entsenden von Militärausbildern oder Militärtechnikern ein Land noch nicht zur Kriegspartei, doch: Für die russische Propaganda ist dies gefundenes Fressen. Hinzu kommt: «Russland könnte westliche Ausbilder in der Ukraine angreifen», so Schmid. «In einem solchen Fall wäre es schwierig, einer Eskalation aus dem Weg zu gehen.»

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