«Was an der Front passiert ist eine Schande»
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Prigoschin aus Belarus:«Was an der Front passiert ist eine Schande»

CIA-Chef William Burns
Putin wird sich an Prigoschin rächen

CIA-Direktor William J. Burns hat sich über den Konflikt zwischen Wladimir Putin und dessen einstigem Zögling Jewgeni Prigoschin geäussert. Der Kremlchef habe während des Söldneraufstands keine gute Figur gemacht und werde sich am Wagner-Chef rächen.
Publiziert: 21.07.2023 um 19:05 Uhr

Die Meuterei der Wagner-Truppen war nach 36 Stunden beendet. Laut CIA-Chef William J. Burns (67) war der russische Präsident Wladimir Putin (70) in der Zeit vom 23. bis 24. Juni nicht Herr der Lage. Er wäre überrascht, wenn Wagner-Boss Jewgeni Prigoschin (62) letztendlich «weiterer Vergeltung entgehen würde», sagte Burns zudem am Donnerstag am Aspen Security Forum, einer jährlichen Sicherheitskonferenz.

Die russischen Sicherheitsdienste, das Militär und Entscheidungsträger hätten über lange Zeit «orientierungslos gewirkt», erklärte Burns laut der «New York Times». «Für viele Russen, die das Bild von Putin als Hüter der Ordnung gewohnt sind, stellte sich die Frage: ‹Hat der Kaiser keine Kleider an?› Oder Zumindest: ‹Warum dauert es so lange, bis er sich anzieht?›»

«Am besten kalt serviert»

Burns war einst US-Botschafter in Moskau. Putin sei der «ultimative Apostel der Vergeltung», so der CIA-Direktor. «Was wir sehen, ist ein sehr komplizierter Tanz zwischen Prigoschin und Putin. Ich denke, Putin ist jemand, der generell der Meinung ist, dass Rache am besten kalt serviert wird, also wird er versuchen, die Situation nach bestem Vermögen zu bereinigen.» Dabei sei es nicht nur Prigoschin, der Konsequenzen zu erwarten habe.

«Was wir sehen, ist ein sehr komplizierter Tanz zwischen Prigoschin und Putin»: CIA-Chef William J. Burns.
Foto: AFP
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Die Vereinbarung zwischen Putin und Prigoschin zur Beendigung des Aufstandes kam nicht zuletzt unter Mithilfe des weissrussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko (68) zustande. Seit dem Aufstand und dem Abkommen hält sich Prigoschin – abgesehen von einem Treffen mit dem russischen Präsidenten am 29. Juni im Kreml – im Exil in Weissrussland auf.

MI6 äussert sich ähnlich

Ähnlich wie Burns äusserte sich sein britischer Kollege Richard Moore (60) vom MI6. Der Aufstand zeige «Risse» in Putins Herrschaft, sagte Moore. Den Deal mit Prigoschin habe Putin abgeschlossen, «um seine Haut zu retten».

Das künftige Schicksal der Wagner-Gruppe ist ungewiss. In einer Videoansprache sagte Putin, die Wagner-Soldaten könnten «Russland weiter dienen, indem sie einen Vertrag mit dem Verteidigungsministerium oder anderen Strafverfolgungsbehörden abschliessen oder zu ihren Familien und Ihren Freunden zurückkehren». Wer wolle, könne auch nach Weissrussland gehen, fügte Putin hinzu.

In einem Video scheint Prigoschin anzudeuten, dass die Wagner-Soldaten in Zukunft Operationen in Afrika durchführen und die weissrussischen Streitkräfte ausbilden sollen. Die staatliche Nachrichtenagentur in Weissrussland berichtete in Berufung auf das Verteidigungsministerium, die Wagner-Kämpfer seien «Ausbilder in einigen militärischen Disziplinen». (noo)

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