Cannabis-Legalisierung in Deutschland
Jetzt schlagen Kinderärzte Alarm

Die Legalisierung von Cannabis in Deutschland ist aufgegleist. Nun äussern Kinderärzte Bedenken gegenüber den Plänen der Regierung. Gesundheitsminister Karl Lauterbach hält dagegen.
Publiziert: 27.10.2022 um 11:02 Uhr
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Aktualisiert: 27.10.2022 um 11:59 Uhr

Die Kinder- und Jugendärzte verlangen einen besseren Jugendschutz bei dem geplanten Gesetz zu der Legalisierung von Cannabis. Das menschliche Hirn sei bis zum 25. Lebensjahr noch nicht vollständig ausgereift, sagte der Chef des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte, Thomas Fischbach, der «Rheinischen Post» vom Donnerstag. «Regelmässiger Cannabiskonsum kann bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen irreparable Hirnschäden verursachen, bis hin zu einer dauerhaften Einschränkung der intellektuellen Leistungsfähigkeit und der sozialen Kompetenz.»

Die Schutzmassnahmen für unter 21-Jährige müssten deutlich strenger sein als für ältere Erwachsene, sagte Fischbach. Die am Dienstag von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (59) am Dienstag vorgestellten Eckpunkte zur Cannabis-Legalisierung sehen vor, für Konsumenten unter 21 Jahren eine mögliche Obergrenze für den Cannabis-Wirkstoff zu prüfen. Fischbach sagte, er hoffe, dass dabei herauskomme, dass eine Staffelung nach dem Alter erforderlich ist.

Der Verbandschef mahnte zudem eine Regelung an, um die Weitergabe von legal erworbenem Cannabis an Jugendliche unter 18 zu unterbinden. Mit einer Legalisierung würde das viel häufiger passieren – mit dramatischen Folgen für die Gesundheit der Jugendlichen. «Uns als Kinder- und Jugendärzten wäre es lieber, wenn die Cannabis-Legalisierung nicht kommt», fügte Fischbach hinzu.

Bei der Legalisierung von Cannabis brauche es einen besseren Jugendschutz, argumentieren Kinderärzte.
Foto: Getty Images
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Kriminalbeamte befürworten Legalisierung

Im Gegensatz zu den Kinderärzten begrüsst der Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) die Pläne der Bundesregierung. «Wir befürworten grundsätzlich eine Entkriminalisierung von Konsumentinnen und Konsumenten aller Betäubungsmittel», sagte der BDK-Vorsitzende Dirk Peglow den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Bei den von SPD-Politiker Karl Lauterbach vorgestellten Eckpunkten seien allerdings noch viele Fragen offen.

Zu den offenen Fragen gehört laut Peglow, wie Polizisten bei einer Kontrolle wissen sollen, ob das gefundene Cannabis legal gekauft wurde. Zudem müsse der Jugendschutz sichergestellt werden. Wenn Erwachsene Cannabis legal kaufen können, würden sich illegale Händler vermehrt auf Jugendliche als Kunden konzentrieren, sagt Peglow. «Das sind Dinge, die geklärt werden müssen, bevor ein Gesetz verabschiedet wird.»

Polizeiliche Ressourcen, die durch eine Legalisierung frei würden, sollen laut Peglow für die Bekämpfung organisierter Drogenkriminalität eingesetzt werden. Der illegale Handel stelle «ein Geschäft von Hunderten Millionen Euro im Jahr dar». Für Peglow ist klar: «Das werden diejenigen, die diese Geschäfte betreiben, nicht einfach aufgeben.»

Lauterbach wehrt sich gegen Kritik

Zum möglichen Preis des künftig legal zu kaufenden Cannabis sagte Lauterbach in der Sendung RTL Direkt, derzeit koste ein Gramm auf dem Schwarzmarkt ungefähr zehn Euro. Der Preis für das legale Produkt dürfe «nicht viel höher und nicht viel niedriger sein». Es sei aber noch nicht absehbar, wie sich der Preis verändern werde. Lauterbach rechnet damit, dass die Legalisierung im Jahr 2024 kommen könnte.

Lauterbach verteidigte seine Pläne gegen Kritik. Ein unreguliertes Produkt, wie es derzeit auf dem Schwarzmarkt zu haben sei, mit einer teils toxischen Dosierung, habe nur Nachteile, sagte er am Mittwoch in den ARD-Tagesthemen. 25 Prozent in der Altersgruppe der 18- bis 25-Jährigen hätten im letzten Jahr gekifft, sagte Lauterbach. Somit sei eine Legalisierung von Cannabis mit einer niedrigen THC-Dosierung der bessere Weg im Vergleich zu einem vollständig unkontrollierten Handel, wie es gegenwärtig der Fall sei.

Lauterbachs Konzept sieht vor, dass Erwerb und Besitz von bis zu 20 bis 30 Gramm straffrei sein sollen. Lieferung und Vertrieb sollten nur innerhalb eines lizenzierten und staatlich kontrollierten Rahmens zugelassen werden. (AFP/bab)


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