Buch von «Watergate»-Journalist sorgt für Riesenwirbel
Im Weissen Haus wird gelästert, bedroht und gestohlen

Ein neues Enthüllungsbuch zur Präsidentschaft von Donald Trump (72) steht in den Startlöchern. Nun sind erste brisante Auszüge publiziert worden. Sie zeigen: Im Weissen Haus wird gelästert, gedroht und gestohlen. Die Recherchen des «Watergate»-Journalisten Bob Woodward haben einen riesigen Wirbel ausgelöst. Trump reagierte mit Wut-Tweets.
Publiziert: 05.09.2018 um 05:19 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 22:10 Uhr
Helena Schmid und Nicola Imfeld

Kurz bevor die Amerikaner am Dienstag in die Mittagspause gingen, liess die «Washington Post» die Bombe platzen: Die renommierte Zeitung veröffentlichte erste Auszüge aus dem Enthüllungsbuch «Fear» zur Präsidentschaft von Donald Trump (72). Und die haben es in sich: Selbst seine engsten Mitarbeiter halten Trump für einen Narren! 

Der Autor des Buches ist der berühmte US-Investigativjournalist Bob Woodward (75). Er hatte mit seinen Recherchen zum Watergate-Skandal den damaligen Präsidenten Richard Nixon in die Knie gezwungen. Sein Enthüllungsbuch, das in einer Woche im Handel erhältlich sein wird, basiert auf den Aussagen von hochrangigen Funktionären aus dem Weissen Haus. BLICK fasst die fünf spannendsten Auszüge zusammen:

1. Ex-Wirtschaftsberater Gary Cohn: Dokumente gestohlen und versteckt

Der ehemalige Wirtschaftsberater Gary Cohn soll Dokumente von Trumps Schreibtisch gestohlen und versteckt haben – aus Angst, der Präsident könnte diese unterschreiben. Inhalt der Unterlagen: Die Stornierung des Handelsabkommens mit Südkorea. «Ich muss das Land beschützen», habe er die Handlung begründet, wie ein Mitarbeiter dem US-Journalist Bob Woodward erzählt. Trump habe nichts bemerkt.

Gary Cohn soll nicht der einzige Dokumenten-Dieb im Weissen Haus sein. Auch Trumps früherer Stabssekretär Rob Porter soll mehrmals Papiere versteckt haben. Die Angst vor den impulsiven Handlungen des Präsidenten sei im Weissen Haus sehr gross.

2. Stabchef John Kelly: «Er ist ein Idiot»

Während eines Mitarbeitertreffens soll John Kelly, Stabchef des Weissen Hauses, Trump als «geistig gestört» bezeichnet haben. «Er ist ein Idiot. Es ist sinnlos, ihn von allem zu überzeugen. Er ist aus den Fugen geraten. Wir sind in Crazytown. Ich weiss nicht mal, warum einer von uns hier ist. Das ist der schlechteste Job, den ich je hatte», wird Kelly im Buch zitiert.

3. Ex-Anwalt John Dowd sieht Trump hinter Gitter

Trumps früherer Anwalt John Dowd nannte Trump einen «Lügner», der in einem «orangen Ganzkörperanzug» landen würde, sollte er vor Ermittler Robert Mueller aussagen müssen. Er spielte damit auf die Bekleidung der US-Gefängnisinsassen an.

Am 11. September soll das Enthüllungsbuch erscheinen.
Foto: AP
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4. Verteidigungsminister James Mattis: «Er hat den Verstand eines Fünft- oder Sechstklässlers»

Donald Trump wollte Syriens Machthaber Baschar al-Assad töten. Nach einem Chemiewaffenangriff in Syrien soll Trump folgendes gesagt haben: «Lasst ihn uns verdammt nochmal töten! Lass uns reingehen. Lasst uns alle umbringen.» Verteidigungsminister James Mattis wollte sich nicht darauf einlassen – und ordnete «nur» einen Luftschschlag an.

Ein anders Mal stellte das Militär Trump ein Frühwarnsystem vor, das nordkoreanische Raketenstarts innert sieben Sekunden feststellen könne. «Warum verschwenden wir unsere Ressourcen in Korea», hätte Trump gefragt. «Wir tun das, um den Dritten Weltkrieg zu verhindern», sagte Mattis. «Er hat den Verstand eines Fünft- oder Sechstklässlers», soll Mattis hinter dem Rücken des Präsidenten gesagt haben.

5. Trump ist ein Lästermaul

Laut Woodwards lässt der Präsident böse Bemerkungen hinter dem Rücken seiner Mitarbeiter fallen. Besonders sein Parteikollege und Justizminister Jeff Sessions sei betroffen. Trump soll Folgendes über seinen Justizminister gesagt haben: «Dieser Typ ist geistig zurückgeblieben. Er ist dieser dumme Südstaatler. Er könnte nicht mal ein Ein-Personen-Landanwalt unten in Alabama sein.»

Niemand der Regierung besitzt das Buch – Trump dreht durch

Die vorab veröffentlichten Auszüge aus dem Buch haben für einen Riesenwirbel im Weissen Haus gesorgt. Gemäss der «Washington Post» soll bis zum jetzigen Zeitpunkt niemand in der Regierung das Enthüllungsbuch gesehen, geschweige denn gelesen haben. Einige verängstige Mitarbeiter fragten Journalisten, ob sie in «Fear» erwähnt wurden – und wenn ja, welche Zitate verwendet wurden. 

Ein externer Berater des Präsidenten beschrieb gegenüber Journalisten der «Washington Post», wie Trump am Dienstagabend durchgedreht sei. Er habe diverse Leute gefragt, wer denn nun genau mit Woodward gesprochen habe. Der Insider fügte hinzu, dass der Präsident seit Kurzem in einer besonders «paranoiden Stimmung» sei.

Die wütenden Reaktionen aus dem Weissen Haus:

Stabschef John Kelly, der gemäss Bob Woodward den Präsidenten als «Idioten» bezeichnete, reagierte derweil mit einem Dementi. «Das ist ein weiterer erbärmlicher Versuch, die Menschen zu beschmutzen, die Präsident Trump nahestehen, und von den vielen Erfolgen der Regierung abzulenken.»

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Auch der Verteidigungsminister James Mattis will nichts davon wissen, Trump als Fünft- oder Sechstklässler bezeichnet zu haben. Er liess ebenfalls in einem Schreiben ausrichten: «Die verächtlichen Worte über den Präsidenten, die mir in Woodwards Buch zugeschrieben werden, wurden nie von mir oder in meiner Gegenwart geäussert. Während ich im Allgemeinen gerne Belletristik lese, ist dies ein einzigartiges Washingtoner Literaturgenre, dessen anonymen Quellen keiner Glaubwürdigkeit zu schenken ist.» 

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Auch die offizielle Trump-Regierung in Person von Pressesprecherin Sarah Sanders kritisierte US-Journalist Woodward scharf. Das Buch enthalte nichts anderes als «Lügengeschichten, viele davon von verärgerten früheren Mitarbeitern.» 

Und natürlich liess es sich auch der US-Präsident höchstpersönlich nicht nehmen, über Twitter auf das Enthüllungsbuch zu reagieren. Trump schrieb: «Das Woodward-Buch wurde bereits von General (Verteidigungsminister) James Mattis und General (Stabschef) John Kelly widerlegt und diskreditiert. Ihre Zitate waren erfundene Betrügereien, ein Betrug an der Öffentlichkeit. Ebenso andere Geschichten und Zitate.»

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Trump verteidigte Woodward gegen Obama

Der US-Präsident versucht nun also, Woodward als Lügner in der Öffentlichkeit zu diskreditieren. Damit weicht er von früheren Aussagen ab. Denn Trump hat stets viel vom renommierten Investigativjournalisten gehalten. 2013 nahm er ihn gar in Schutz, als Woodward sein Buch über die vorherige Regierung veröffentlichte. Damals soll der Journalist von einem Berater von Barack Obama bedroht worden sein. Trump schrieb als Reaktion auf diese Gerüchte: «Nur die Obama-Regierung kommt mit Attacken auf Bob Woodward davon.» 

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Telefongespräch zwischen Trump und Woodward veröffentlicht

Und zu allem Übel – aus Sicht von Trump – wurde am Dienstag auch noch ein Telefongespräch zwischen dem Präsidenten und Woodward von der «Washington Post» veröffentlicht. Der US-Journalist bat demnach bei mehreren Personen aus Trumps Umfeld um ein Interview mit dem Präsidenten persönlich – um ihm mit seinen Recherchen zu konfrontieren. 

Laut dem Telefongespräch hat Trump nie von einer Interviewanfrage Woodwards erfahren. Seine Mitarbeiter haben das Anliegen des Journalisten offenbar immer wieder vergessen – ob bewusst oder unbewusst.

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Das Buch «Fear» ist ab dem 11. September 2018 erhältlich. Anfang Jahr schaffte es bereits «Fire and Fury» von Michael Wolff auf die Bestsellerliste. Sein Buch handelte vom verrückten Beginn der Trump-Präsidentschaft.

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