Bild-Chef veröffentlicht erfundenes «Satire»-Interview mit Jan Böhmermann
«Heute würde ich Schafe nehmen, nicht Ziegen»

Der deutsche Satiriker Jan Böhmermann «bricht» sein Schweigen: «Bild»-Chefredaktor Kai Diekmann hat auf Facebook ein gefälschtes Interview mit ihm veröffentlicht. Das sind die irrsten Stellen.
Publiziert: 13.04.2016 um 11:27 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 15:40 Uhr

Böhmermann unter Beschuss! Der deutsche Satiriker (35) hatte vor knapp zwei Wochen den Recep Tayyip Erdogan (62) in einem Gedicht, das er als «Schmähkritik» angekündigt hatte, mit Worten unter der Gürtellinie angegriffen. 

Der türkische Präsident sei «ein Mann, der Mädchen schlägt» und am liebsten «Ziegen ficken» wolle, höhnte Böhmermann unter anderem.

Gegenangriff: Erdogan (rechts) hat gegen Böhmermann persönlich Strafanzeige gestellt.
Foto: ROBERT GHEMENT

Der Vortrag in der ZDF-Sendung «Neo Magazin Royale» hatte Konsequenzen. Erdogan hat Strafanzeige wegen Beleidigung gestellt, die deutsche Regierung prüft, ob der Moderator strafrechtlich zur Verantwortung zu ziehen ist. 

Moderator Jan Böhmermann.
Foto: Imagao

Heute hat sich Böhmermann vermeintlich in einem Interview, das «BILD»-Herausgeber Kai Diekmann auf seine Facebook-Seite gestellt hat erstmals öffentlich zur Affäre geäussert. Allerdings handelt es sich bei dem Interview um einen Fake.

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Die irrsten Passagen des Fake-Interviews lesen Sie hier:

«Es gibt nichts, wofür ich mich schämen oder verstecken müsste», so «Böhmermann». Er habe alles richtig gemacht. «Erdogan läuft fluchend durch seinen Palast. Die Kanzlerin erklärt jeden Tag, dass die Pressefreiheit in Deutschland ganz sicher, absolut, ohne Zweifel weiter gilt. Was könnte ich mehr wollen?»

Einzig, den Begriff «Ziegen ficken» würde «Böhmermann» heute nicht mehr verwenden. «Ich hätte Schafe genommen, nicht Ziegen. Schafficker. Holpert zwar etwas, aber für Schafe haben die Menschen mehr Sympathie», sagt er. 

Debatte angestossen

Der Fake-Böhmermann betont, dass das ZDF mit seiner Sendung «eine Diskussion geschaffen habe», die «offenbar überfällig» gewesen war. 

«Wie gehen wir mit schrecklichen Regimen um, auf die wir angewiesen sind? Mit ‹Traumschiff› und ‹Forsthaus Falkenau› treten Sie solche Debatten nun mal nicht los. Das ZDF sollte mir dankbar sein. Das ist meine Botschaft. Making ZDF great again, wie Donald Trump sagen würde!». 

Von der deutschen Kanzlerin zeigt sich «Böhmermann» indessen enttäuscht. Angela Merkel hat sich in dem Fall hinter die türkische Regierung gestellt und Böhmermanns Gedicht via ihren Sprecher als «bewusst verletzend» bezeichnet – und so vor Erdogan gekuscht.

«Wenn wir aus dem Nachtleben irgendetwas gelernt haben, dann doch, dass man in der Konfrontation mit stolzen Männern mit Migrationshintergrund niemals zucken darf. Die Kanzlerin hat gezuckt.»

Keine Entschuldigung

Er selbst werde sich sicher nicht bei Erdogan entschuldigen, sagt der falsche Böhmermann. «Die Entschuldigung ist der Tod der Satire.» Auch einer möglichen Haftstrafe blickt der 35-Jährige relativ gelassen entgegen. Er sagt lediglich: «Wenn ich ins Gefängnis muss, hoffe ich auf einen Zellentrakt mit möglichst wenigen türkischen Erdogan-Fans.»

Leid tue «Böhmermann» allerdings seine Familie. Wie diese auf den Eklat reagiert habe, gehe zwar niemanden etwas an, sagt er. Er lässt aber durchblicken, dass die Sache in einer Weise eskaliert sei, dass er sich nun um seine Verwandtschaft kümmern müsse. «Die Anfeindungen gehen über alles hinaus, was ich mir je hätte vorstellen können». 

Fake-Interview hin oder her - sicher ist: Böhmermann steht inzwischen unter Polizeischutz. Das ZDF hat die nächste Folge des «Neo Magazin Royale» abgesagt. 

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