Blick beantwortet die wichtigsten Fragen zu den russischen Rebellen
Darum bombardiert der Kreml jetzt auch Russland

Mit schwerem Bomben geht der Kreml gegen eigene Landsleute an der Grenze zur Ukraine vor. Blick erklärt, wie stark die pro-ukrainischen russischen Kämpfer sind.
Publiziert: 21.03.2024 um 13:12 Uhr
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Aktualisiert: 22.03.2024 um 15:39 Uhr
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Guido FelderAusland-Redaktor

Dem Kreml entgleitet die Kontrolle über ein russisches Gebiet an der Grenze bei Belgorod. Seit rund einer Woche greifen mehrere pro-ukrainische Rebellengruppen mit russischen Kämpfern Dörfer an.

Nun reagiert Moskau mit einem Grossangriff auf eigenes Territorium. Russische Kampfjets nahmen russische Dörfer unter Beschuss, unter anderem mit einer 500 Kilogramm schweren FAB-500-Bombe aus Sowjetzeiten.

Wie gefährlich sind die russischen Rebellen für Putin? Und: Spielen ihm die Angriffe vielleicht sogar in die Karten? Blick beantwortet die wichtigsten Fragen.

In den Freiwilligenkorps kämpfen russische Soldaten gegen den Kreml.
Foto: keystone-sda.ch
Das Sibirische Bataillon wurde im vergangenen Jahr in Kiew gegründet.
Foto: AFP
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Wie stark sind die pro-ukrainischen Rebellen?

Es tönt nach starken Einheiten, wenn Putin mit schweren Bomben gegen sie vorgehen muss. Doch Ulrich Schmid (58), Russland-Experte an der Uni St. Gallen, relativiert: «Die Angriffe dieser rechtsradikalen Formationen in Belgorod und Kursk sind militärische Misserfolge. Die Angriffe waren schlecht vorbereitet und wurden strategisch ungeschickt durchgeführt. Es gab Verluste aufseiten der Angreifer.»

Schmid vermutet, dass die Rebellen-Pläne an die russische Armee verraten wurden, weil das Milieu der russischen Rechtsradikalen traditionell stark von den russischen Geheimdiensten unterwandert sei.

Wer liefert den Rebellen Waffen?

«Caesar», stv. Kommandant der Legion der Freiheit Russlands, behauptet, dass er über Mörser, gepanzerte Fahrzeuge, Flugabwehrraketen und Drohnen verfüge. Es gibt auch Hinweise darauf, dass die Rebellen Nato-Waffen wie Sturmgewehre und Fahrzeuge einsetzen.

Der grösste Teil der Ausrüstung stammt wohl aus Beständen der ukrainischen Armee. Es ist aber nicht bekannt, ob sie die Waffen direkt erhalten oder bei Kämpfen gegen Russen zurück erbeuteten.

Werden die Rebellen von Kiew aus gesteuert?

Zwischen Rebellen sowie Kiew bestehen gewisse Verbindungen – wie eng die sind, ist ungewiss. Es ist aber bekannt, dass die ukrainischen Streitkräfte Legionäre ausgebildet haben, unter anderem am tragbaren schwedisch-britischen Panzerabwehrsystem NLAW.

Nach dem Einmarsch am Dienstag erklärte Andriy Yusov, Sprecher des ukrainischen Militärgeheimdienstes GUR, dass russische Freiwilligengruppen keine Befehle aus Kiew erhielten und auf russischem Territorium «absolut autonom» agierten, berichtet «Newsweek».

Wie haben sie sich entwickelt?

Die jüngsten Angriffe bei Belgorod deuten darauf hin, dass die Partisanen Zuwachs erhalten haben. Mitte 2023 sagte «Caesar», dass «Tausende» von Bewerbern anklopfen würden. Die russischen Behörden sagen ihrerseits, dass sie die Söldner besiegt hätten.

Wie gefährlich werden die Rebellen für Putin?

Laut Ulrich Schmid sind diese Gruppierungen erstens zu klein und zweitens zu schlecht vorbereitet, um eine reale Gefahr für Putin darzustellen. Schmid: «Sie sorgen im Gegenteil dafür, dass die russische Zivilbevölkerung in den Grenzgebieten zum Schluss kommt, dass Putins Krieg gerechtfertigt sei, weil tatsächlich eine Gefahr von der Ukraine auf Russland ausgehe.»

Welche Rebellengruppen sind bekannt?

  • Legion der Freiheit Russlands: Sie wurde kurz nach Kriegsbeginn gebildet und besteht aus Überläufern der russischen Streitkräfte sowie anderen russischen und belarussischen Freiwilligen, die zuvor in keiner Einheit waren. Man schätzt ihre Stärke auf gegen 1000 Mann.

  • Russisches Freiwilligenkorps: Es setzt sich aus russischen Soldaten zusammen, die seit 2014 für die Ukraine kämpfen. Sie schlossen sich im August 2022 zu einer Einheit zusammen. Chef ist der rechtsextreme Kampfsportler Denis Kapustin (40), genannt Denis Nikitin. Es soll gegen 200 Kämpfer zählen.

  • Sibirisches Bataillon: Es wurde 2023 in der Ukraine gegründet und wird in Kiew ausgebildet. Mitglieder sind vor allem ethnische Minderheiten aus Sibirien, die von Russland eine Unabhängigkeit anstreben. Ihre Stärke wird auf rund 60 Mann geschätzt. Kommandant ist der ehemalige Geheimdienstoffizier Wladislaw Ammosow.

  • Weiter gibt es das belarussische Kalinouski-Regiment und das Freiwilligenkorps der tschetschenischen Republik Itschkerija. Beide spielen aber eine untergeordnete Rolle.

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