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BLICK auf die USA: US-Reporter Nicola Imfeld über den grossen Stellenwert des Frauenfussballs in Amerika
Sie profitieren von den Machos

Jede Woche schreibt BLICK-US-Reporter Nicola Imfeld in seiner Kolumne über ein Thema, das jenseits des Atlantiks für Aufsehen sorgt. Heute erklärt er, warum die Frauenfussball-WM so bewegt.
Publiziert: 28.06.2019 um 16:32 Uhr
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Aktualisiert: 01.05.2020 um 07:55 Uhr
Nicola Imfeld, US-Reporter für BLICK
Foto: Nicola Imfeld
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Nicola Imfeld aus San Diego (USA)

Gejohle, Zwischenrufe und lautes Gefluche über die Schiedsrichterinnen: Unter diesen Umständen muss ich derzeit in unserem BLICK-US-Büro arbeiten. Wenn das amerikanische Fussballnationalteam der Frauen ein WM-Spiel bestreitet, lässt das hier niemanden kalt. Alle Partien der US-Girls werden auf Grossleinwand übertragen.

Gleichzeitig zur Frauenfussball-WM spielen die Männer beim Gold Cup – das nordamerikanische Pendant zur Europameisterschaft. Der gleiche Kollege, der beim gewonnen Achtelfinalspiel der US-Frauen noch mit Fanshirt vor der Leinwand sass, kennt nicht einmal die Resultate der US-Boys. «Who cares», sagt er zu mir und zuckt mit den Achseln.

In den USA wird der Männerfussball immer noch belächelt. «Ein langweiliger Sport für Weicheier.» So würde der klassische Mittvierziger seinem kleinen Sohn die Lust nach dem runden Leder austreiben, bevor er erstmals dagegen kicken kann. Die Boys sollen American Football spielen, ein richtiger «Männersport» eben. Das erfahren die Teenager am eigenen Leib, wenn sie ins College kommen. Auf dem Pausenplatz sind dann die Football-Spieler die coolsten – und bestimmt nicht die Fussballer.

US-Liebe zum Frauenfussball ist sexistisch

Unter diesem sexistischen Bild leidet das notorisch erfolglose amerikanische US-Nationalteam der Männer. Im Frauenfussball dagegen sind die USA Weltspitze, das Reservoir an Talenten ist schier unerschöpflich. Kein anderes Land hat so viele registrierte Fussballerinen.

Seit Jahrzehnten eilen die US-Frauen so von Erfolg zu Erfolg. Und weil der Mittvierziger, der seinem Bub vom «Weicheier»-Sport abgeraten hat, den Nationalstolz eines US-Amerikaners besitzt, freut er sich mit den Soccer-Girls an vorderster Front mit. Das Männerteam, die «Loser», interessieren den Macho nicht.

Dass die Fussballerinnen hier so im Scheinwerferlicht stehen, ist einerseits der Nachwuchsförderung zu verdanken. Andererseits, und insbesondere aber dem Macho. Denn er ist es, der den Frauen das Feld überlässt. Weil er seinen Boy nicht gegen einen Ball kicken lässt.

Die US-amerikanische Liebe zum Frauenfussball – sie ist paradox, komplex und hochgradig sexistisch.

Hier gehts zum Ticker der Frauen-WM 2019 in Frankreich.

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