Blick auf die Corona-Welt
Australien experimentiert, Turkmenistan dementiert

Dass zu starke Lockerungen von Anti-Corona-Massnahmen zu abnehmender Disziplin führen können, zeigt sich in Australien. Auf eine besondere Probe wird in den nächsten Wochen die arabische Welt gestellt. Ein Blick um die Welt in Zeiten von Corona.
Publiziert: 24.04.2020 um 17:56 Uhr
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Aktualisiert: 08.04.2021 um 16:54 Uhr

Australien: Strandöffnung ein Flop

Es war einen Versuch wert: In Randwick, einem Vorort der australischen Küstenmetropole Sydney, wurden erst am Montag drei Strände wieder geöffnet. Wenige Tage später sind sie wegen fehlender Disziplin der Besucher wieder dicht. Die Stadtverwaltung hatte nur Sport am Strand erlaubt und verboten, dass sich mehr als zwei Menschen versammeln. Aber das klappte nicht. «Wir wollen sie für Sport offenhalten, aber das geht nicht, wenn die Leute herkommen, um einen spassigen Tag zu haben», sagte ein Sprecher der Stadt der australischen Nachrichtenagentur AAP.

Rettungsschwimmer und Ranger waren demnach am Wasser unterwegs, um die Leute zu vertreiben. Am Wochenende sollen die Strände wieder öffnen, aber genau beobachtet werden. Der Bürgermeister von Randwick, Danny Said, warnte, die Strände würden wieder geschlossen, falls die Abstandsregeln nicht eingehalten würden. Den Besuchern ist nur kurzes Schwimmen, Surfen oder Laufen gestattet, dann sollen sie wieder nach Hause.

Frankreich: Beziehung mit Deutschland auf Probe gestellt

Die weitgehend geschlossene Grenze zwischen Deutschland und Frankreich belastet nach Ansicht von Regionalpolitikern nicht nur die Region, sondern auch die deutsch-französischen Beziehungen insgesamt. «Die Coronavirus-Krise ist ein Crash-Test für die deutsch-französische Freundschaft», sagte Christophe Arend, Pariser Abgeordneter aus Forbach an der Grenze zum Saarland, der Deutschen Presse-Agentur. Die Krise habe «uns eine echte Lektion in deutsch-französischer, aber auch europäischer Solidarität erteilt». Arend stehe in täglichem Kontakt mit Grenzpendlern. Diese beklagten etwa extrem lange Umwege zum Arbeitsplatz, aber auch Anfeindungen.

In Randwick, einem Vorort der australischen Küstenmetropole Sydney, wurden erst am Montag drei Strände wieder geöffnet. Wenige Tage später sind sie wegen fehlender Disziplin der Besucher wieder dicht.
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Ähnlich äussert sich die Präsidentin des elsässischen Départementrates von Haut-Rhin, das an Baden-Württemberg grenzt. Französische Berufspendler dürften in Deutschland nicht einkaufen oder anhalten, um zu tanken, sagte Brigitte Klinkert der dpa. Das wirke sich negativ auf die Stimmung aus und sei ein schlechtes Signal.

Ägypten: Ein Fastenmonat wie niemals zuvor

In Ägypten hat wie in vielen anderen arabischen Ländern der Fastenmonat Ramadan begonnen. Eigentlich eine Zeit, in der sich Familien abends zum feierlichen Fastenbrechen treffen, die Restaurants bis weit in die Nacht geöffnet sind und viele gläubige Muslime die Zeit beim gemeinsamen Gebet in der Moschee verbringen. In diesem Jahr ist alles anders: Moscheen bleiben in Ägypten, wie auch in den meisten anderen Ländern, geschlossen. Wo sonst in den vollen Strassen der Hauptstadt Kairo an langen Tischen Bedürftige zum Essen eingeladen werden, sind die Armenspeisungen verboten.

Im bevölkerungsreichsten Land der arabischen Welt herrschen zudem Ausgangsbeschränkungen. Zum täglichen Fasten zwischen Sonnenauf- und -untergang kommen als zusätzliche Belastung die gesellschaftlichen Einschränkungen. Für Kontroversen sorgten zudem Aufrufe, auf das Fasten in diesem Jahr zu verzichten, um den Körper nicht zu schwächen.

Turkemistan: Weiterhin Corona-frei?

In Turkmenistan geht derweil das Leben weiter wie bisher. Denn die autoritär regierte Ex-Sowjetrepublik in Zentralasien behauptet vehement, noch keinen einzigen Corona-Fall im Land zu haben.

«Wenn es auch nur einen Fall in Turkmenistan gäbe, würden wir das sofort mitteilen», versicherte Aussenminister Raschid Meredow bei einem Briefing. «Wir verbergen nichts, wir sind offen.»

Dennoch kursieren immer wieder Gerüchte im Internet über einige Corona-Fälle, dies lässt sich jedoch nicht unabhängig überprüfen. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch kritisierte hingegen die Regierung unter Machthaber Gurbanguly Berdimuhamedow, die rund 5,5 Millionen Bewohner kaum über Schutzmassnahmen zu informieren. (SDA/vof)

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