Beweise für Kriegsverbrechen
Putins Truppen setzen Streumunition gegen Ukrainer ein

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat Russland Kriegsverbrechen in der Ukraine vorgeworfen. So gibt es Beweise, dass Putins Truppen Streumunition einsetzen.
Publiziert: 01.04.2022 um 15:03 Uhr
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Aktualisiert: 01.04.2022 um 15:36 Uhr

Die russischen Streitkräfte attackieren nach Angaben von Amnesty International in der Ukraine wahllos dicht besiedelte zivile Gebiete und setzen dabei international geächtete Streumunition ein. Zudem seien in den vergangenen Wochen Waffen mit grossflächiger Wirkung abgefeuert worden, mit denen Ziele jedoch nur ungenau getroffen werden, heisst es in einer am Freitag von der Menschenrechtsorganisation veröffentlichten Untersuchung.

Die Angriffe hätten die Zerstörung ziviler Infrastruktur und Unterbrechung der Grundversorgung zur Folge. Menschen, welche die Belagerung in Städten wie Charkiw und Mariupol erlebt haben, berichteten laut Amnesty übereinstimmend und überprüfbar, über «die menschenrechtliche Katastrophe vor Ort».

«Ein charakteristisches Merkmal dieser grausamen Belagerungen sind die unerbittlichen wahllosen Angriffe Russlands, die auf Dauer verheerende Schäden verursachen», sagte Joanne Mariner, Direktorin des Krisenreaktionsprogramms von Amnesty International. Die Recherchen hätten ergeben, dass einige «der am stärksten gefährdeten Menschen der Gesellschaft unverhältnismässig stark unter den brutalen Belagerungsmassnahmen leiden».

In Charkiw setzte die russische Armee nach Amnesty-Recherchen Streumunition ein. Der Waffenexperte der Organisation habe Splitter untersucht.
Foto: keystone-sda.ch
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«Ich zog meine Hose herunter und sah viel Blut»

In Charkiw setzte die russische Armee nach Amnesty-Recherchen Streumunition ein. Der Waffenexperte der Organisation habe Splitter untersucht, mit denen nach einem Angriff Anfang März etwa der 41-jährige Familienvater Oleskyi Stowba verletzt wurde. Die Untersuchung ergab demnach, dass der grösste Splitter von Streumunition stammte.

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Stowba schilderte laut Amnesty den Angriff. «Wir standen vor dem Lebensmittelgeschäft, als ich ein lautes Geräusch hörte. Ich drehte mich um und sah eine Menge kleiner Feuer 50 Meter von mir entfernt», berichtete Stowba. Er sei gestürzt «und ich spürte, wie etwas mein rechtes Bein traf. Ich zog meine Hose herunter und sah viel Blut.»

Streubomben setzen Hunderte kleinere Sprengsätze frei, von denen viele nicht sofort explodieren. Sie können also noch lange nach ihrem Abwurf Menschen töten oder verletzen. Die Bomben sind seit dem Jahr 2010 international geächtet. Etwa hundert Länder traten der Konvention bei, allerdings weder Russland noch die Ukraine. (AFP)

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