Benzinkrise in Haiti
Politiker schiessen auf Fotografen, prügeln sich

Ein Senator hat auf Haiti vor dem Parlamentsgebäude scharf geschossen. Ein Fotojournalist wurde getroffen. Im Parlament gab es Tumulte.
Publiziert: 23.09.2019 um 21:02 Uhr
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Aktualisiert: 24.09.2019 um 13:15 Uhr

Jean Marie Ralph Féthière, gewählter Senator auf Haiti, schoss am Montag um sich und verletzte zwei Personen. Féthière versuchte aus dem Parlamentsgebäude zu kommen, wo sich viele Demonstranten versammelt hatten. Deshalb habe er mit einer Waffe herumgefuchtelt, wird ein anderer Politiker im «Guardian» zitiert. Dabei löste sich ein Schuss.

Die Patrone streifte das Gesicht eines Pressefotografen, der mit dem Schrecken davon kam. Ein Sicherheitsmitarbeiter wurde von den Schüssen verletzt und musste ins Spital gebracht werden.

Die Schüsse sind bezeichnend für das Chaos, das derzeit in Haiti herrscht. Seit mehr als drei Wochen ist das Benzin in Haiti knapp, der Treibstoffmangel bringt das Wirtschaftsleben in der Hauptstadtregion und den anderen Städten des armen Karibikstaates zum Erliegen. Da der Staat hoch verschuldet ist, haben die Ölimportfirmen Schwierigkeiten, den staatlich subventionierten Kraftstoff für den heimischen Markt zu beschaffen.

Jean Marie Ralph Féthière, gewählter Senator auf Haiti, schoss am Montag um sich und verletzte zwei Personen.
Foto: keystone-sda.ch
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Proteste gegen Staatschef und neuen Premier

Der Protest richtet sich vor allem auch gegen den seit Februar 2017 amtierenden Staatschef Jovenel Moïse. Seiner Regierung werden zahlreiche Korruptionsaffären angelastet, während ein Grossteil der Bevölkerung Haitis kaum genug zum Überleben hat.

In diesem Umfeld versucht Moïse, einen neuen Premierminister wählen zu lassen. Dies hat zu weiteren Turbulenzen geführt. Der Kandidat, Fritz-William Michel, ist derart umstritten, dass sich die Politiker im Parlament mit Fäusten und Stühlen schlagen, um ihren Anliegen Gehör zu verschaffen. Féthière kam aus einer Sitzung, in der es um Michel ging, als er die Waffe hervorholte. 

Wann sich die Situation in Haiti beruhigt, ist nicht absehbar. Michel würde gerne das Land verlassen, um vor der UN zu sprechen. Seine Abreise verzögert sich allerdings bereits seit Sonntag. (vof)

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