Aussergewöhnlich viele radikale Muslime stammen von der Côte d'Azur
Dschihadisten-Nest Nizza

An der Côte d'Azur wurden in den vergangenen Jahren aussergewöhnlich viele Dschihadisten rekrutiert. Besonders Nizza ist ein Nest radikaler Muslime.
Publiziert: 15.07.2016 um 16:59 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 13:26 Uhr

Sandstrände, Palmen, azurblaues Meer: Nach Paris ist Nizza die bei Touristen beliebteste Stadt Frankreichs. Doch es sind nicht nur Urlauber, die sich in der Stadt an der Côte d'Azur wohlfühlen. So halten sich in Nizza und Umgebung seit Jahren auch aussergewöhnlich viele radikalisierte Muslime auf. 

Ein Bericht des französischen Unterhauses von vergangenem Jahr hält fest, dass die Region Provence-Alpes-Côte d'Azur, zu der auch das Départements Alpes-Maritimes mit seiner Hauptstadt Nizza gehört, eine der sechs Regionen Frankreichs ist, von denen aus am meisten Personen in den Dschihad nach Syrien und in den Irak zogen. Von den 1400 Personen, die in Frankreich leben und mit dem Dschihadismus in Verbindung stehen sollen, stammten 10 Prozent aus dem Département Alpes-Maritime. Wie «L'Express» schreibt, ist das sechsmal mehr als von der Bevölkerungszahl her statistisch zu erwarten gewesen wäre. 

170 radikalisierte Personen in Region Nizza

Die Côte d'Azur gehört zu den Regionen Frankreichs, in denen am meisten Meldungen zu radikalisierten Personen eingingen.
Foto: UCLAT

Und auch in Sachen Radikalisierungs-Meldungen liegt Alpes-Maritimes landesweit ganz vorne. Zwischen Mai 2014 und Mai 2015 gingen bei den Behörden 151 Meldungen zu angeblich radikalisierten Personen im Département ein. Damit kommt die Region Alpes-Maritimes auf Platz 4 der insgesamt 101 Départements zu stehen. Die meisten Radikalisierungsmeldungen – allerdings gerade einmal sechs mehr als in Alpes-Maritimes – gingen in Seine-Saint-Denis bei Paris ein. Dei Behörden von Alpes-Maritimes sollen insgesamt 170 radikalisierte Personen wegen eines möglichen Terror-Risikos auf dem Radar haben, eine Mehrzahl lebt offenbar in Nizza.

Auf einer Länge von zwei Kilometern richtete der Attentäter ein Blutbad an.
Foto: Imago

Die Stadt wurde in den französischen Medien daraufhin als «Brutstätte der Islamisten« bezeichnet. Das idyllische Bild, das sich am Promenade des Anglais zeige, sei trügerisch, schrieb ein Journalist – fast genau ein Jahr vor dem tragischen Attentat an eben jener Promenade.

Bekannter Dschihad-Rekrutierer stammt aus Nizza

Dass aus Nizza und Umgebung so viele Dschihadisten stammen, liegt unter anderem an Omar Diaby, einem der bekanntesten IS-Rekrutierer Frankreichs, der mit zahlreichen Videos junge Muslime in den Dschihad lockte. Diaby stammt aus Nizza. Ein Terrorismusexperte schätzt, dass jeder vierte Dschihadist der Al-Nusra-Front aus Frankreich von ihm rekrutiert wurde.

Dass die Gefahr eines Anschlags in der Touristenstadt besteht, war den Behörden angesichts dieser Tatsachen schon seit Längerem bewusst. Im Februar vor zwei Jahren soll Nizza einem Attentat zudem nur knapp entkommen sein. Damals konnten die Behörden einen Mann festnehmen, der in Besitz von hochexplosivem Material gewesen war. Er soll den grossen Karneval in Nizza im Visier gehabt haben, hiess es – ein Fest, das jeweils an der Promenade des Anglais stattfindet.

Die neuesten Entwicklungen zum Terror-Anschlag in Nizza lesen Sie in unserem Newsticker.

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