Aus Angst vor Sklaverei
Schweizer dürfen keine russischen Kinder mehr adoptieren

Russland geht härter gegen Adoptionen aus dem Ausland vor. Bürger «unfreundlicher Länder» sollen keine russischen Kinder mehr adoptieren können. Aus Angst, dass die Kinder Pädophilie, Gewalt, Russophobie und Sklaverei im Westen erleben könnten.
Publiziert: 13.01.2023 um 11:18 Uhr
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Jenny WagnerRedaktorin News

Am 24. Januar soll die russische Regierung ein neues Gesetz erlassen. Ausländische Bürger aus «unfreundlichen Staaten» sollen keine russischen Kinder mehr adoptieren können. Bisher galt das nur für die USA. Laut der russischen Tageszeitung «Iswestija» wird das Gesetz mit grosser Wahrscheinlichkeit einstimmig angenommen. Die Abgeordneten haben nicht nur Sorge, dass die Kinder mit antirussischer Propaganda aufwachsen. Sie fürchten beispielsweise, dass homosexuelle Paare russische Kinder adoptieren könnten.

In der Begründung heisst es, dass es ein «Schlag für die Zukunft der Nation» sei, wenn russische Kinder in feindlichen Ländern aufwachsen sollen. Seit Beginn des Kriegs wirft Russland westlichen Ländern Russophobie, also Russenfeindlichkeit, vor. «Wie können wir unsere Kinder unter solchen Bedingungen weggeben? Wir werden nicht in der Lage sein, den Schutz ihrer Rechte zu gewährleisten, wenn ein solcher Bedarf entsteht», sagt Boris Tschernischow (31), stellvertretender Sprecher der Staatsduma.

Im Westen sollen «Organe verkauft werden»

Jana Lantratowa (34), Abgeordnete der Staatsduma, sagt, sie kenne Fälle, in denen die Kinder «als Sklaven auf einer Farm verwendet» wurden. In Russland kontrollieren Vormundschaftsbehörden, in welchen Familienverhältnissen die Kinder unterkommen. Doch im Ausland ist es nicht mehr möglich, zu überprüfen, «welche Art von Beziehung sich zu Hause entwickelt», stellt sie klar.

Russische Waisen sollen nicht mehr von ausländischen Familien adoptiert werden können.
Foto: Youtube
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Andere Abgeordnete sehen das ähnlich. Kirill Kabanow, Mitglied des russischen Präsidialrates für Menschenrechte, fürchtet, dass russische Kinder in «sexuelle Sklaverei» geraten und ihre «Organe verkauft» werden, schreibt «Moscow Times».

Nina Ostanina (67), Vorsitzende des Ausschusses für Familie, Frauen und Kinder, sagt gegenüber «Iswestaja», dass die aktuelle Situation «einfach kriminell» sei. Ausserdem würden die Kinder bei Volljährigkeit wohl kaum eine russische Staatsbürgerschaft beantragen, nachdem sie ihr ganzes Leben «antirussischer Propaganda» ausgesetzt wurden.

Schweizer können keine russischen Kinder mehr adoptieren

Neben den USA soll es 48 weiteren Ländern verboten werden, Kinder aus Russland zu adoptieren. Konkret betreffe das neben der Schweiz auch Australien, Albanien, Andorra, Bahamas, Grossbritannien, Mitglieder der Europäischen Union, Island, Kanada, Liechtenstein, Mikronesien, Monaco, Neuseeland, Norwegen, Republik Korea, San Marino, Nordmazedonien, Singapur, Taiwan, Ukraine, Montenegro und Japan.

In den Jahren von 2001 bis 2021 haben Eltern in der Schweiz insgesamt 102 Kinder aus Russland adoptiert, teilt das Bundesamt für Justiz auf Anfrage von Blick mit. Die Nachfrage wurde aber immer weniger. Vor allem in den letzten Jahren gab es hierzulande aber nur noch sehr wenige Adoptionen aus Russland.

Auch die russischen Statistiken zeigen, dass überhaupt nur noch sehr wenige russische Kinder im Ausland adoptiert werden. 2010 waren es noch 3355, 2021 nur noch 69. Nun soll das gar nicht mehr möglich sein.


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