Schriftsteller Salman Rushdie auf Bühne angegriffen
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Video zeigt Szene nach Attacke:Schriftsteller Salman Rushdie auf Bühne angegriffen

Auge verloren
Salman Rushdie zeigt erstes Bild nach Messerattacke

Die Messerattacke im vergangenen Jahr hat Salman Rushdie schwer gezeichnet. Seinen Humor scheint der Schriftsteller aber nicht verloren zu haben. Ein aktuelles Beispiel.
Publiziert: 06.02.2023 um 22:14 Uhr

Gerade heraus blickt der ältere Herr in die Kamera, er trägt eine Brille. Eine Augenpartie ist hinter einem verdunkelten Glas versteckt, auf der anderen Seite blitzt ein Auge schlau hervor. Das markante Gesicht dürfte seit Sommer 2022 vielen Menschen bekannt sein, wurde es doch bei einer Messerattacke empfindlich verletzt und verändert.

Das US-amerikanische Magazin «The New Yorker» hat am Montag einen Artikel über Salman Rushdie (75) veröffentlicht, garniert mit dem beschriebenen Schwarz-Weiss-Foto von Rushdie. Im August des vergangenen Jahres wurde der Schriftsteller bei einem Messerangriff während einer Lesung schwer verletzt und verlor ein Auge. Seinen Humor scheint der indisch-britische Autor trotz des Schicksalsschlags nicht verloren zu haben.

Die schlimmen Folgen der Attacke

Am Montag machte sich Rushdie über das offensichtlich aufgehübschte Bild lustig. «Das Foto in @NewYorker ist dramatisch und aussagekräftig, aber so sehe ich tatsächlich aus, ganz nüchtern», schrieb er auf Twitter. Dem Tweet hängte er ein unbearbeitetes Selfie von sich an.

Dieses Foto veröffentlichte «The New Yorker» zu einem Artikel über Salman Rushdie.
Foto: Richard Burbridge for The New Yorker
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Bei der Tat im vergangenen Jahr verlor Rushdie nicht nur sein Augenlicht auf einer Seite, er kann bis heute eine Hand nicht mehr benutzen. Stiche trafen neben der Augenpartie auch seinen Hals, die Nerven in seinem Arm und seine Leber. «Ich habe immer gedacht, dass meine Bücher interessanter sind als mein Leben», sagte Rushdie nun zum «New Yorker». «Die Welt scheint anderer Meinung zu sein.»

Wegen Rushdies Werks «Die satanischen Verse» («Satanic Verses») aus dem Jahr 1988 hatte der damalige iranische Revolutionsführer Ayatollah Khomeini eine Fatwa veröffentlicht, die zur Tötung des Autors aufforderte. Einige Muslime fühlten sich durch das Werk in ihrem religiösen Empfinden verletzt.

Hadi M.: «Respektiere den Ayatollah»

Jahrelang versteckte sich Rushdie vor Angriffen, er verarbeitete diese Zeit in der nach seinem Aliasnamen benannten Autobiografie «Joseph Anton» aus dem Jahr 2012. Im vergangenen Jahr bewegte sich der Buchautor wesentlich freier und ohne Bodyguards. Täter Hadi M.* (24) nutzte das aus, rannte in der Veranstaltungshalle im Ort Chautauqua auf die Bühne und stach auf Rushdie ein.

Der Attentäter sitzt seit der Attacke in Haft. Über sein Motiv gab er keine Auskunft. Nur so viel: «Ich respektiere den Ayatollah. Ich halte ihn für einen grossartigen Menschen. Mehr möchte ich dazu nicht sagen.» Ausserdem sagte er, «ein paar Seiten» von Rushdies Roman gelesen zu haben.

Die Mutter des Rushdie-Angreifers bestätigte, dass ihr Sohn 2018 von einer Reise in den Nahen Osten wesensverändert zurückgekehrt sei und sich zunehmend auf den islamischen Glauben fokussiert habe. (nad)

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