Auffällige Satellitenbilder aufgetaucht
Baut Lukaschenko hier ein Camp für Wagner-Truppen?

Satellitenaufnahmen zeigen die Entstehung eines Camps auf einem verlassenen Militärstück in Belarus. In nur einer Woche wurden über 300 Zelte errichtet. Offenbar schlagen die Wagner-Söldner ihr neues Lager auf.
Publiziert: 01.07.2023 um 14:38 Uhr
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Aktualisiert: 01.07.2023 um 14:39 Uhr

Am 24. Juni zogen die Truppen von Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin (62) Richtung Moskau. Die ganze Welt fragte sich, ob nun ein Bürgerkrieg ausbricht. Doch dann kam alles anders. Kurzerhand liess der Wagner-Chef seine Truppen abziehen. Prigoschin wurde daraufhin Exil in Belarus angeboten. Ob er sich aktuell dort aufhält, ist unklar. Auch über die Zukunft der Söldnertruppe wird nun spekuliert.

Am Montag wandte sich der russische Präsident Wladimir Putin (70) in einer Ansprache im staatlichen Fernsehen an sein Volk. Er stellte die Wagner-Söldner vor eine Wahl. Entweder könnten sie Verträge mit der regulären russischen Armee unterschreiben, nach Hause zurückkehren oder nach Belarus gehen, wo Prigoschin sich aufhalten soll. «Ich halte mein Versprechen. Ihr habt die Wahl. Aber ich bin sicher: Es wird die Wahl von Kriegern Russlands sein, die sich ihres tragischen Fehlers bewusst geworden sind.»

Zelte wurden in Windeseile aufgestellt

Am Dienstag gab der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko (68) dann bekannt, dass er Wagner unterbringen könne. Dazu werde eine verlassene Militärbasis zur Verfügung gestellt, schreibt die «Washington Post».

Satellitenbilder vom Freitag zeigen, wie auf einem ehemaligen Militärplatz in Belarus ein Camp entsteht. Möglicherweise soll es als Unterkunft für Wagner-Sölder dienen.
Foto: keystone-sda.ch
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Satellitenbilder von Planet Labs zeigen, wie die Unterbringung aussehen könnte. In der belarussischen Stadt Tsel, die knapp 90 Kilometer von Minsk entfernt liegt, sind am Freitag auf einem ehemaligen Militärplatz rund 300 Zelte zu erkennen. Pro Zelt können 20 bis 50 Personen untergebracht werden.

Der Aufbau ging rasant vonstatten, denn Aufnahmen zeigen, dass erst am Montag, dem 26. Juni, mit den Arbeiten begonnen wurde. Ein belarussisches Medium schrieb am selben Tag, dass ein Forstarbeiter aus der Region gesagt habe, dass «50 Menschen aus 13 umliegenden Forstbetrieben geholt wurden, um ein Lager für Wagner zu bauen, das etwa 1780 Vierbett-Etagenbetten und 400 Toiletten» umfasse.

Campingplatz für russische Soldaten?

«Der Zeitpunkt stützt die Ansicht, dass die Zelte mit Wagner in Verbindung stehen», sagte Jeffrey Lewis, Direktor des Ostasien-Nichtverbreitungsprogramms am James Martin Center for Nonproliferation Studies zur «Washington Post». Denn: Die Bauarbeiten begannen nur zwei Tage, nachdem die Wagner-Truppen Richtung Moskau zogen.

Das russische Medium «Verstka» berichtet zudem, dass Wagner-Söldner ihre Verwandten bereits über eine Verlegung nach Belarus informiert hätten. Dabei handle es sich insbesondere um jene Kämpfer, die seit dem Aufstand vom 24. Juni in Rostow am Dom in Russland verbleiben. Aktuell habe die Verlegung aber noch nicht begonnen.

Einige Experten sind dennoch vorsichtig. Ob das Camp tatsächlich für die Wagner-Truppen gebaut wird, ist nicht bestätigt. Ruslan Leviev, Analyst der unabhängigen russischen Überwachungsorganisation Conflict Intelligence Team, erklärt gegenüber der «Washington Post»: «Seit Ende vergangenen Jahres trainieren mobilisierte russische Kämpfer in Belarus. Es könnte sich um einen Campingplatz für sie handeln». (mrs)

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