Bilal K. und Abdelali M. verirrten sich bei Jetski-Tour in den Ferien
Algerische Küstenwache erschiesst Touristen

Die algerische Küstenwache soll zwei französische Touristen erschossen haben. Das berichten marokkanische Medien. Das Land schweigt bislang zu dem Vorfall.
Publiziert: 01.09.2023 um 07:40 Uhr
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Aktualisiert: 02.09.2023 um 11:47 Uhr

Zwei Jetski fahrende Touristen sind nach Berichten marokkanischer Medien von der algerischen Küstenwache erschossen worden, als sie offenbar die Seegrenze zwischen beiden nordafrikanischen Mittelmeerländern passierten. Die beiden Franzosen Bilal K.* (29) und Abdelali M.*, die ausser dem französischen auch den marokkanischen Pass besassen, seien unter Beschuss geraten, nachdem sie vor dem bei Touristen beliebten nordmarokkanischen Urlaubsort Saidia an der algerischen Grenze falsch abgebogen seien, berichtete die Nachrichtenwebsite Le360 am Donnerstag unter Berufung auf einen Zeugen.

Ein dritter französisch-marokkanischer Tourist namens Smaïl Snabé wurde demnach von der algerischen Küstenwache verhaftet. Er sei am Mittwoch dem Staatsanwalt vorgeführt worden, berichtete Le360 unter Berufung auf «übereinstimmende Quellen».

Von fünf Kugeln getroffen

Laut Le360 bestand die Gruppe am Dienstag aus vier Männern. Alle waren auf Jetskis unterwegs. «Wir hatten uns verirrt», zitierte die marokkanische Webseite Al Omk den Bruder von Bilal K., Mohamed K.*. Demnach war ihm und seinen Begleitern der Treibstoff ausgegangen. «Wir wussten, dass wir in Algerien waren, weil ein schwarzes algerisches Schlauchboot auf uns zukam» und die Menschen an Bord «auf uns schossen», sagte er.

Bilal K. und Abdelali M. sollen von der algerischen Küstenwache getötet worden sein.
Foto: Social Media
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Er selbst sei glücklicherweise nicht getroffen worden. Sein Bruder und sein Freund hingegen seien getötet worden, nachdem sie von «fünf Kugeln» getroffen worden seien. Er selbst sei schliesslich von der marokkanischen Marine aufgegriffen und zum Hafen von Saidia zurückgebracht worden.

Die beiden Schuss-Opfer sollen aus dem Pariser Vorort Clichy-sous-Bois stammen. Bilal K. soll laut «Le Parisien» Vater gewesen sein, hatte zwei Töchter. Er wurde am Donnerstag in Bni Drar in Marokko beigesetzt. Der Leichnam des zweiten Opfers ist noch in Algerien. Seine Familie bittet darum, ihn in Marokko bestatten zu können. 

Auf die Frage nach den mutmasslichen Schüssen auf die Jetski-Fahrer am Donnerstag lehnte der marokkanische Regierungssprecher Mustapha Baitas einen Kommentar ab. Das sei «eine Angelegenheit für die Justiz», sagte er. Algerien äusserte sich zunächst nicht zu dem Vorfall.

Spannungen zwischen Marokko und Algerien

Die Beziehungen zwischen Algerien und Marokko sind seit Jahrzehnten angespannt. Dabei geht es unter anderem um den Status der Westsahara. Während Marokko die ölreiche Westsahara als Teil seines Staatsgebiets betrachtet, setzt sich die in der Westsahara aktive Unabhängigkeitsbewegung Polisario-Front mit Unterstützung Algeriens für eine Unabhängigkeit ein.

Die Grenze zwischen den beiden nordafrikanischen Staaten ist seit 1994 geschlossen. Algier brach 2021 die Beziehungen zu Rabat ab, nachdem es dem Nachbarland «feindselige Handlungen» vorgeworfen hatte – ein Vorwurf, den Marokko als «völlig ungerechtfertigt» bezeichnet. (nad/AFP)

* Namen bekannt

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