Auch US-Präsident Joe Biden (79) stärkt das Bündnis
Die Nato wird wieder zum Bollwerk für ein freies Europa

Der Krieg in der Ukraine verschafft der Nato neue Kraft. Noch nie trat das westliche Militärbündnis so geschlossen auf. Blick zeigt, wie die Nato Putin in die Knie zwingen will und welche neuen Krisenherde entstehen könnten.
Publiziert: 26.03.2022 um 19:30 Uhr
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Aktualisiert: 28.03.2022 um 06:22 Uhr
Guido Felder

Noch vor kurzem war die Nato innerlich zerstritten und – wie der französische Präsident Emmanuel Macron (44) behauptete – «hirntot». Doch Putins Angriff auf die Ukraine hat Bewegung in das westliche Militärbündnis gebracht.

Zwar steht nach wie vor fest, dass das weltweit stärkste Militärbündnis abgesehen von Materiallieferungen nicht aktiv in den Krieg im Nicht-Mitgliedsland Ukraine eingreifen und auch keine Flugverbotszone einrichten will. Zu gross wäre die Gefahr, dass es zu einem Dritten Weltkrieg käme.

Um aber zu verhindern, dass der russische Machthaber Wladimir Putin (69) weitere Länder angreift, rüsten die 30 Nato-Mitgliedstaaten in Osteuropa nun massiv auf. So soll die Anzahl der Gefechtsverbände – sogenannte Battlegroups – von heute vier auf acht verdoppelt werden.

Die norwegische Armee ist an der Übung «Cold Response» massgeblich beteiligt.
Foto: AFP
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Bisher hat die Nato die je rund 1000 Soldaten starken Truppen für schnelle Eingriffe in Polen und den baltischen Staaten Lettland, Estland und Litauen stationiert. Nun werden sie auch in Rumänien, Bulgarien, Ungarn und der Slowakei aufgebaut.

Insgesamt sind in Osteuropa heute – nebst den eigenen Truppen der jeweiligen Länder – zusätzlich rund 25’000 herbeigezogene Nato-Soldaten stationiert.

Nato handelt richtig

Die Sicherheitsexperten stellen der Nato für ihren Wandel und ihre aktuelle Strategie ein gutes Zeugnis aus. Laurent Goetschel (57), Politologe an der Uni Basel und Direktor der Schweizerischen Friedensstiftung Swisspeace, sagt gegenüber Blick: «Die Nato handelt insofern richtig, als sie sich bisher nicht hat in den Konflikt hineinziehen lassen. Zugleich unterstreicht sie ihre Bereitschaft, das Territorium ihrer Mitgliedsländer zu verteidigen.»

Auch das Verhalten von US-Präsident Joe Biden (79) wird gelobt. Henrik Larsen (39), Nato-Spezialist am Center for Security Studies der ETH Zürich, sagt zu Blick: «Der US-Präsident und seine Regierung haben kompetent gehandelt. Sie begrenzen den Konflikt auf die Ukraine und arbeiten mit der EU zusammen, um wirksame Sanktionen zu verhängen und den Ukrainern jene militärischen Mittel zur Verfügung zu stellen, die sie für die Verteidigung brauchen.»

Gibt es neue Mitglieder?

In Zukunft ist eine ständige Verstärkung der Nato-Truppen in Osteuropa zu erwarten. Larsen: «Das Bündnis darf keinen Zweifel an seiner Fähigkeit lassen, einen russischen konventionellen Angriff abzuwehren. Die derzeitige Truppenstärke reicht nicht aus und muss aufgestockt werden.»

Auch eine Erweiterung der Nato wird nicht ausgeschlossen. «Die Nato wird sich zwar nicht weiter nach Osten ausdehnen», meint Goetschel. Anders sehe es aber mit Finnland und Schweden aus, wo in Umfragen immer mehr Personen einen Beitritt befürworten. Goetschel: «Ich denke, dass die Nato die beiden Ländern aufnehmen würde, wenn sie um einen Beitritt ersuchten.»

Kommts zum Krieg in der Arktis?

Ein weiteres Thema, das die Nato in Zukunft verstärkt beschäftigen wird, ist die Arktis. Das meint Michael Paul (62), Chef Streitkräftedialog bei der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin sowie Autor des Buches «Der Kampf um den Nordpol». Paul: «Einerseits entbrennt da ein Rennen um Ressourcen, andererseits entsteht durch das schmelzende Meereis eine neue Schiffspassage, was eine neue Angriffsfront eröffnet.»

In den vergangenen Jahren wurde in der Arktis eine deutliche Zunahme von russischen militärischen Aktivitäten verzeichnet. Russland testet viele seiner marinen Waffensysteme in der Region, die zugleich auch die Heimat der strategischen U-Boot-Flotte des Landes ist. Zudem zeigt auch China immer mehr Interesse an der Arktis.

Im Schatten des Krieges in der Ukraine hat in Norwegen am 14. März das Nato-Grossmanöver «Cold Response 2022» begonnen, an dem auch Finnland und Schweden beteiligt sind. 30’000 Soldaten, 200 Flugzeuge und 50 Schiffe aus 27 Nationen beteiligen sich daran. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg (63) sagte am Freitag: «Der hohe Norden ist ein Gebiet von entscheidender Bedeutung für die Verbündeten.»

Nato geschlossen wie nie

Am Freitag und Samstag besucht US-Präsident Joe Biden (79) Polen. Dabei will er Putin erneut deutlich machen, dass die USA entschlossen sind, gemeinsam mit den Verbündeten das Nato-Territorium gegen einen russischen Angriff zu verteidigen.

Zuvor hatte Biden in Brüssel gewarnt, dass Putin auf eine Spaltung der Nato spekuliere. Biden: «Die Nato war aber noch nie so geeint wie heute. Putin hat mit dem Einmarsch in die Ukraine genau das Gegenteil von dem erreicht, was er erreichen wollte.»

Die 30 Nato-Staaten

Am 4. April 1949 schlossen zwölf Staaten Europas und Nordamerikas in Washington den Nordatlantikvertrag. Heute gehören der Nordatlantikpakt-Organisation (Atlantisches Bündnis, NATO) folgende Staaten an: Albanien, Belgien, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Estland, Frankreich, Griechenland, Island, Italien, Kanada, Kroatien, Lettland, Litauen, Luxemburg, Montenegro, Niederlande, Nordmazedonien, Norwegen, Polen, Portugal, Rumänien, die Slowakei, Slowenien, Spanien, die Tschechische Republik, Türkei, Ungarn, Vereinigtes Königreich und die Vereinigten Staaten von Amerika.

Am 4. April 1949 schlossen zwölf Staaten Europas und Nordamerikas in Washington den Nordatlantikvertrag. Heute gehören der Nordatlantikpakt-Organisation (Atlantisches Bündnis, NATO) folgende Staaten an: Albanien, Belgien, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Estland, Frankreich, Griechenland, Island, Italien, Kanada, Kroatien, Lettland, Litauen, Luxemburg, Montenegro, Niederlande, Nordmazedonien, Norwegen, Polen, Portugal, Rumänien, die Slowakei, Slowenien, Spanien, die Tschechische Republik, Türkei, Ungarn, Vereinigtes Königreich und die Vereinigten Staaten von Amerika.

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